Sportskanone

Ich habe vor etwa zwei Jahren meine Liebe zum joggen entdeckt. Oder eher als Sportart mit der man Leben kann.Ich fing mit gemütlicher Baumwollbuchse und  alten Hallenschuhen an und fuhr Muttis Karre abends zu einem verlassenen Sportplatz, in der Hoffnung, dass bloß niemand meine kläglichen Versuche mitansehen muss. Denn bei meinem ersten Laufversuch rannte ich wie ein Berserker drauf los und direkt wieder zum Auto. Ich lernte auch nicht daraus. Ich lief grundsätzlich zu schnell los und hechelte mir die Untrainiertheit aus der Seele und ein Rentner der in gemütlichem Dauerlauf an mir vorbei lief machte die anfängliche Demütigung perfekt. Aber aus zwei Kilometern wurden vier und dann acht. Und eines Tages kam Muttern von einer ihrer Shoppingtouren stolz mit einer Runningtight, einer arschengen Leggings aus Spezialstoff um die Ecke (Wieso tut sie sowas?). Ich brauchte etwa zwei Wochen bis ich mich getraut habe den Feind, der auch wirklich gar nichts verheimlicht, über meine engelsgleichen Stampfer zu ziehen. Und draußen wurde klar, egal wie ich aussehe, dieses Ding ist jeden Penny wert. Ich kam mir vor wie eine schwarze Spitzensportlerin, die ihre 100 Meter in 8 Sek. läuft. Ich fühlte mich wie eine gottgleiche Gazelle die nur so über den Asphalt schwebt.Natürlich erreiche ich bis heute diese Illusion bei niemanden sonst der meinen Weg kreuzt.Trotzdem hab ich mich (ganz objektiv betrachtet versteht sich) zur absoluten Sportskanone gemausert. Die sich letzten Sommer einmal dazu durchgerungen hat die gewohnte Runde (bis dahin 10 km) 2mal zu laufen. Blöd nur das ich mir dazu den Vatertag aussuchen musste. Ich machte mich gegen 14 Uhr und 25 Grad Außentemperatur, bekleidet mit einem dicken Fleecepullover und natürlich meiner Tight auf den Weg. Nach etwa 300 Metern erspähte ich in einiger Entfernung einen Haufen alkoholisierter junger Männer inklusive Trainer. Was jetzt? Straße wechseln oder souverän weiterlaufen? Ich lief weiter...Alkoholisierter Haufen: ,,Ey guckt mal was da kommt!";,,Jo, was machen wir mit der Joggerin?"; ,,Sollen wir bisschen mitlaufen???"Ich (Kacke)Trainer:,,Lasst das Mädchen in Ruhe!" Die Meute murrte, hatten mich aber nach dem nächsten Schluck aus ihren pisswarmen Bierflaschen schon wieder vergessen. Ich setzte meinen Weg hochmotiviert fort und entschied mich wie sonst ein Waldstück zu meiden - Ich musste eine weitere Böllerwegen-Kollision ja schließlich nicht provozieren.Auf meinem weiteren Pfad lief ich dennoch einem ebenfalls stark benebelten jungen Mann entgegen, der mir mit rotierendem Kopf und glasigen Augen in endlos Schleife das Wort ,,Ficken!" ins Gesicht brüllte. Schön!
Trotzdem verlor ich nicht meine Professionaliät und lief zielstrebig weiter. Bis dann doch noch ein paar Herren meinen Weg kreuzten und ich kurz nicht wusste, ob ich lachen oder weinen sollte.

Herren(im Takt meiner wohlgesetzten Schritte): ,,Hop, hop, hop, hop, hop, hop,......!"


Ahhhhhhhhhhhhhh.....


Am Ende kam ich aber überglücklich und vollkommen k.o. zu Hause an und genoß meinen Erfolg!


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