"Was glaubst du, was heute in Alcudia los ist - alles gesperrt," wirft mein geliebter Ehemann am frühen Mallorca-Morgen informativ in unsere kuschelige Runde. "Ab dem Kreisel in Can Picafort ist alles dicht." "Wie? Dann kann ich ja gar nicht zum Lidl Waschpulver holen fahren," staune ich nicht schlecht. Wir sitzen derweil gemütlich und plaudernd im Bett, Blick auf die Dünen, unseren ersten genussvollen, heißdampfenden Kaffee im Becher, und geben unserem Arbeits-Tag auf der sonnigen Urlaubsinsel den Hauch einer Struktur. "Bis du kommst, sind die lange fertig," grinst mein mir Angetrauter. "Die sind schnell ...." Ha, ha. In diesen Minuten rennen, radeln und kraulen sich zahlreiche Hochleistungssportler durch mallorquinische Gewässer, um nachher (erschöpft?) auf dem Siegertreppchen zu stehen: Ironman Mallorca ist das Aktiv-Motto dieses, heutigen Samstags. Ich folge eher meinem Passiv-Motto der Saison "Eile mit Weile" und schleiche mich unter die erfrischende Dusche. Am Strand machen sich die Boote bereit, die Schwimmer in Empfang zu nehmen, zu leiten, zu sichern. "Nimm Shiva mal lieber an die Leine," lege ich meinem Göttergatten ans Herz, doch der nickt bereits wissend. Unsere schwarze Hündin würde allzu gerne und glatt ins Wasser springen und unter ohrenbetäubendem Bell-Getöse energisch versuchen, alle (!) zu retten. Und das wollen die sicher nicht, die Ironman-Mallorca-Anwärter, sind mein Mann und ich einer Meinung. Während mir dann genüsslich das heiße Wasser über den Kopf braust, erinnere ich mich an all die nicht gekrönten Ironmen, die während der Saison auf Mallorca alles geben, ihr Bestes und noch viel mehr, tagtäglich ihre persönlichen Grenzen überschreiten, um den Gästen, den Touristen, deren Urlaubstraum auf der Sonneninsel ein Riesenstück näher zu bringen. In den Disziplinen "Service" (Meilensammeln bis zum Abwinken), "Information und Landeskunde" oder "Geduld" sind sie unschlagbar. Ich denke da an meine liebe Freundin Y., im Einsatz an der Rezeption, die unter "fünf Gästen gleichzeitig" gar nicht erst anfängt: freundlich Fragen beantwortet, höflich verneint, dass sie in der Tat das Wetter so nicht hat voraussehen können, .... Zimmer zuweisen, Telefonate entgegennehmen, und einiges mehr. Oder meine liebe Freundin M., die nicht müde wird, den Urlaubsgästen zu erklären, dass man auch auf Mallorca tatsächlich nicht nur mit der Badehose bekleidet zum Friseur geht. Oder unseren lieben Freund C., dem kein Weg zu viel und zu weit ist, um noch ein bisschen Brot nachzureichen, Mayo herzuzaubern, noch ein bisschen dies und noch ein bisschen das an den Tisch zu tragen, natürlich stets mit einem herzlichen Lächeln auf dem Gesicht. Und mit dem allerhöchsten Respekt vor sämtlichen sportlichen Leistungen, den gigantischen Anstrengungen der Schwimmer, Radsportler und Läufer ......: die, die für mich auf das Mallorca-Siegertreppchen gehören, legen heute Abend müdlich-gemütlich ihre Füße hoch und sind hoffentlich superstolz auf sich und das, was sie heute an ihrem Arbeitstag so alles vollbracht und geleistet haben.
Sportliches Mallorca: wer steigt aufs Siegertreppchen?
Autor des Artikels : samaki
Zum Original-ArtikelMein Leben, Lieben, Staunen, Genießen und Arbeiten auf Mallorca. Gedanken und Geschichten einer ehemaligen Journalistin, dann Aussteigerin, jetzt Gastarbeiterin, heute Therapeutin und Dozentin.