Einst umkreiste ein Mönch das Peltring-Kloster. Geshe Tenpa, ein hervorragender alter Lehrer, kam zu ihm und sagte: „Es ist schön, heilige Orte zu umkreisen, aber es ist viel besser, den ausgezeichneten Dharma zu praktizieren.“
Demütig begann der Mönch zu studieren, auswendig zu lernen und die buddhistischen Sutras zu rezitieren. Eines Tages kam Geshe Tenpa bei ihm während er in seine Studien und Andachten vertieft war vorüber. Der alte Abt sagte zu ihm: „Es ist wertvoll, die Schriften zu studieren und heilsame Taten anzusammeln, aber weit besser ist es, den edlen Dharma zu praktizieren.“
Nach ernsthaften Überlegungen beschloss der Mönch, dass intensive Meditation die beste Sache für ihn sei und er begann ernsthaft zu meditieren. Unvermeidlich fand Geshe Tenpa ihn in einer Ecke mit festem, konzentriertem Blick sitzen. „Meditation ist fein,“ kommentierte der gebildete Abt, „aber wahre Dharma-Praxis wäre sogar noch besser.“
Nun war der Mönch aber völlig verwirrt. Es gab nichts, das er nicht schon versucht hatte. Dennoch missbilligte der ehrwürdige Lehrer seine Bemühungen. „Sehr verehrter Herr, was sollte ich tun?“ flehte er.
„Gib einfach all das Haften an dieses Leben auf,“ erwiderte Geshe Tenpa. Dann setzte er ruhig seinen Weg fort.
In diesem Sinne sagte auch Jetsün Drakpa Gyaltsen aus der Sakya-Tradition in der Einleitung zu seinem Kommentar über„Das Aufgeben der vier Anhaftungen“:
„…Jedes Verhalten, das dem Dharma widerspricht, muss beendet werden, und daher,
um das Dharma auf richtige Weise zu praktizieren, folgt hier die Anweisung über die „Befreiung von den vier Anhaftungen“, die ich euch nun zu Gehör bringe:
„Hängst du an diesem Leben, bist du kein wahrhaft spirituell Praktizierender,
hängst du an Saṃsāra, hast du keine Entsagung,
hängst du an deinem eigenen Selbstinteresse, hast du kein Bodhicitta,
ist Greifen vorhanden, hast du nicht die Sicht.“
Möge es inspirierend sein!