Spiritualität des Fastens im Islam

Gastbeitrag von Ibrahim Abdallah, einem sunnitischen Muslim aus München, der sich freundlicherweise dazu bereit erklärt neben Danielas medizinischer Perspektive die spirituelle Seite des islamischen Fastens zu beschreiben.

Das Ziel eines jeden gläubigen Muslims ist es, sein Leben nach den Regeln Gottes zu gestalten, die dieser im Quran herabgesandt hat, und diese Regeln wurden durch seinen Propheten vorgelebt.

Da der Mensch aber schwach ist und häufig seinen Leidenschaften nachgeht, die ihn vom rechten Pfad abweichen lassen, hat Gott immer wieder Möglichkeiten geschaffen wie der Muslim seine schlechten Taten wieder gut machen kann.

Das Fasten ist nur eine von diesen Möglichkeiten.

Aus den Überlieferungen des Propheten Muhammads (Allahs Segen und Friede auf ihm) wird berichtet:

Wer immer im Monat Ramadan aus reinem Glauben und in der Hoffnung auf Allahs Lohn fastet, dem werden alle seine vergangenen Sünden vergeben.
( Buchari )

und desweiteren:

Jede gute Tat die der Sohn Adams begeht, ist für ihn selbst. Nur das Fasten begeht er Meinetwegen und die Belohnung dafür wird nach Meinem Ermessen gemacht.
( Buchari )

sowie:

Es gibt im Paradies ein Tor, das Ar Rayyan heißt, durch das die Fastenden am Tage der Auferstehung eintreten werden, …
( Buchari )

Diese Überlieferungen verdeutlichen, dass das Fasten eine gottesdienstliche Handlung ist und der gläubige Muslim versucht, sich dadurch Gott anzunähern. Er sucht die Belohnung von Gott und die Vergebung seiner Sünden und baut dadurch Gottesfurcht in sich auf.

Der gläubige Muslim soll sich während des Fastens nicht nur des Essens und Trinkens enthalten, sondern seine sämtlichen Sinne und Leidenschaften kontrollieren. Er muß seine Zunge im Zaum halten, seine Blicke abwenden von sündigen Bildern, seine Ohren sollten keiner sündigen Rede lauschen und seine Beine sollten sich immer auf rechtschaffenen Pfaden bewegen. Seine Hände sollten nur rechtschaffene und gottgefällige Taten vollbringen.

Durch das tägliche Fasten im Ramadan kann sich der gläubige Muslim eine Vorstellung davon machen, wieviele Menschen weltweit Hunger und Durst leiden müssen, was seine Dankbarkeit Gott gegenüber verstärkt, der ihn tagtäglich mit Essen und Trinken versorgt.

Der gläubige Muslim erfreut sich während des Fastens zweier Dinge, zum Einen seines Fastenbrechens und zum Anderen, wenn er Gott am Auferstehungstag gegenübersteht. Das Fasten ist auch ein Schutz für den Muslim vor der Bestrafung in seinem Grab.

Das Fasten im Ramadan ist eng gekoppelt an spezielle Gebete in der Nacht: dem Tarawihgebet und dem Tahajjudgebet.

Diese Gebete werden nur im Ramadan und in Gemeinschaft verrichtet und vertiefen die Beziehung des Muslims zu Gott. Durch die Almosenabgabe (Zakat) die nur im Ramadan während der Fastenzeit entrichtet wird, hat der Muslim eine weitere Möglichkeit seine Seele zu reinigen und gleichzeitig Bedürftigen zu helfen.

Während des Fastens sollen vermehrt Bittgebete gesprochen werden, da Gott es liebt, wenn ihn sein Diener um etwas bittet. Speziell in den letzten zehn Nächten des Ramadans, während der der gläubige Muslim die Nacht der Macht (Lailat- l – Qadr) sucht, in der der Quran herabgesandt wurde, und wer in dieser Nacht demütig im Gebet steht kann etwas vom Mysterium Gottes verspüren.

Zusätzlich kann er die letzten 10 Tage des Ramadans in Klausur verbringen, indem er sich gänzlich in die Moschee zurückzieht und sich aller weltlichen Dinge entledigt.

Zur Weisheit des Fastens gehört ebenfalls, dass sich dadurch die Seele des Muslims besser zügeln und kontrollieren lässt und er sie zu höchsten Höhen führen kann statt sich ihrem Verlangen hingeben zu wollen, das ihn ins Verderben führen kann.

Das Fasten bewahrt den Muslim vor Hochmut, Arroganz und Eitelkeit, denn er konzentriert sich nur auf gottgefällige Handlungen.

Auch außerhalb des Ramadans hat der Muslim die Möglichkeit freiwillig zu fasten um sich zu reinigen oder in den Genuß der göttlichen Belohnung zu kommen. Freiwilliges Fasten ist u.a. möglich an Montagen und Donnerstagen, während der drei Tage des Vollmondes und am Tag von Arafat, an dem sich die Muslime auf Pilgerreise befinden.

Das Fasten im Ramadan hängt also eng zusammen mit Gebeten, Almosenabgaben und guten Taten, der Vermeidung von Sünden und üblen Taten und beschränkt sich deshalb keineswegs nur auf den Verzicht von Essen und Trinken.

Während der Fastenzeit wird die Beziehung des Muslims mit Gott intensiviert und verstärkt, denn der Muslim versucht sich Gott zu nähern, gottgefällig zu leben, um Vergebung seiner Sünden zu bitten und Gottes Belohnung zu erlangen.



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