Die Große liebt Spielplätze, Schaukeln und Rutschen. Hab mich immer gefragt, wie das wohl gehen soll, wenn ich mit Kinderwagen unterwegs bin und die Große dann spielt, sich aber relativ frei bewegen kann - schneller, als ich hinterher komme, wenn sie sich auf Entdeckungstour macht.
Es ist schwierig, aber es geht.
Der Spielplatz ist inmitten einem Wohnkomplex und sehr schön, sauber, gepflegt und toll für Kinder. Es gibt eine Wellenrutsche, ein Schiff mit Rutsche und Klettergerüst, einen Sandkasten und eine Schaukel. Dazu auch große Wiesen und Kletterberge mit hohem Gras.
© Mamis Blog
Bevor wir losgehen, erkläre ich der Großen schon, dass sie im Sand spielen kann/ soll, wenn ich die Kleine stille und dass sie immer zu mir kommt, bevor sie woanders hingeht. Meistens klappt es - manchmal nicht.
Wenn das Baby gestillt ist und schläft, bleibt der Kinderwagen direkt neben dem Ort stehen, wo die Große ist. Ich sitze dann entweder auf der Decke oder auf einem Stein. Wenn sie rutscht, stehe ich am Ende der Rutsche und schaue ihr zu. Man hat 3 Möglichkeiten, zur Rutsche raufzuklettern: eine Treppe am anderen Ende (das vom Ende der Rutsche nicht einsehbar ist), ein Asphaltberg mit Seil (das dir Große nicht so gerne mag) oder eine Kletterwiese direkt neben der Rutsche. Die Treppe hat der Papa ihr gezeigt, als wir gemeinsam dort waren. Im Prinzip eine gute Idee, weil es die sicherste Variante ist. Allerdings kann ich ja nicht immer mit dem Kinderwagen hin und her laufen über die holprige Wiese, dann wird das Baby ja seekrank. Am Liebsten hab ich es, wenn die Große den Kletterberg hochgeht, eben weil es direkt neben der Rutsche ist. Ich vertraue ihr allerdings auch, wenn sie mir sagt, dass sie die Treppe nimmt. Was sollte schon sein? Ich weiß ja, wie lange sie ungefähr braucht, um oben anzukommen? Und einmal kam es mir ziemlich lang vor und ich ging dann doch einmal rum auf die andere Seite, um zu schauen - sie war nicht unten und auch nicht auf dem Weg nach oben. Stattdessen saß sie seelenruhig am anderen Ende des Spielplatzes und spielte im Sand, während ich am unteren Ende der Rutsche stand und wartete.
Ich war sauer, traurig und weinte auch - vor Sorge und enttäuschtem Vertrauen.
© I. Rasche / pixelio.de
Als sie sah, dass ich weinte, kam sie sofort zu mir und bemerkte, dass sie etwas falsch gemacht hat. Sie sagte „entschullung" und umarmte mich. Ich sagte ihr, dass sie das nie wieder machen darf und sie versprach es mir. Seitdem ist es nie wieder passiert und sie kommt zu mir und sagt mir, was sie machen möchte und wo sie hingeht. Wenn ich stille, bleibt sie solange im Sand, bis dass das Baby schläft oder ruhig im Wagen/ auf der Decke liegt. Manchmal nehme ich das Baby auch auf den Arm und schubse sie auf der Schaukel an - ist zwar nicht bequem, aber notfalls geht es auch, wenn das Baby sich mal nicht ablegen lassen möchte.
Abends habe ich ihr dann noch einmal erklärt, dass es sehr wichtig ist, mir zu sagen, wo sie hingeht. Hintergrund meiner Angst und Sorge ist eine Situation, dass eine Mama von einem Baby und einem Kleinkind auf einmal ihr Kleinkind suchte (auf diesem Spielplatz). Kurz zuvor hatten einige andere Eltern mit ihren Kindern den Aufbruch erklärt und gingen nach Hause. Erster Gedanke war, dass das Kleinkind einfach hinter ihnen her gegangen ist. Zweiter Gedanke viel schlimmer. . . sie haben es absichtlich mitgenommen oder jemand anders hat es bewusst entführt. Schrecklich - und ich verstand sie so gut. Sie war kurz davor, die Polizei zu rufen, ihr Mann kam schnellstens mit dem Auto, um die Umgebung abzusuchen, usw. Ich fühlte mich hilflos, weil ich eben mit meinem Baby und Kleinkind nicht viel tun konnte - ich war viel zu langsam und beschäftigt und wollte auch ehrlich gesagt nicht noch mehr Stress verbreiten, indem vielleicht meine beiden Kinder auch noch weinen, rumschreien oder anderweitig in Stress versetzen. Es liefen überalll schon Eltern und größere Kinder herum, die den Kleinen suchten, der kurze Zeit später seelenruhig wieder auftauchte. Gott sei Dank!
Ich hätte in keinem Moment mit der Mutter tauschen wollen: sie weinte vor Freude, aus Sorge und Glück, dass er unbeschadet wieder auftauchte. Und sie erklärte ihm auch - in sehr ruhigen und kindgerechten Worten - dass er das nie wieder machen darf. Auch das erzählte ich der Großen am Abend, weil sie es an dem Tag nicht mitbekommen hat (gut so!).
Gestern unterhielt ich mich mit der Großmutter von 2 Kindern (eins im gleichen Alter meiner Großen), die nur an einer Stelle des Spielplatzes stand oder saß) und sagte, dass man sich nicht allzu große Sorgen machen darf und den Kindern vertrauen muss. Klar vertraue ich meiner Großen so gut es geht, aber es geht noch nicht hundertprozentig und ich halte sie immer unter Beobachtung und gucke mindestens im Minutentakt, ob sie noch da ist, wo ich sie als letztes gesehen habe. Ihr könnt mich jetzt „Übermutter" nennen. Oder macht Ihr das genauso - versteht Ihr mich? Ich freue mich auf Eure Kommentare, wie Ihr das seht und was Eure Erfahrungen diesbezüglich sind? Hattet Ihr auch schon mal solche Sorgen oder übertreibe ich?
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