Spiele-Review: Ghost of Tsushima [PS4]

Die Blicke treffen sich. Die Hände liegen auf dem Griff des Katanas. Absolute Stille. So stellen sich die meisten wohl Samurai-Duelle vor. Mit „Ghost of Tsushima" hat sich SuckerPunch das Ziel gesetzt, dieses Erlebnis auf eure heimische Playstation 4 zu bringen. Stark inspiriert von Akira Kurasawas Meisterwerken wie „Die Sieben Samurai" oder „Ran" bringt „Ghost of Tsushima" euch auf die Insel Tsushima zur Kamakura-Zeit. Seit dem 17. Juli 2020 dürfen wir die Insel erkunden. Grund genug für uns einen Blick auf das Spiel zu werfen und die Frage zu stellen: Wie gut ist der letzte Exklusivtitel für die PS4?

Achtung!!! Leichte Spoiler folgen in dieser Review! Ihr wurdet gewarnt!

Spiele-Review: Ghost of Tsushima [PS4]© 2020 Sony Interactive Entertainment/ Sucker Punch Productions
Verteidigt unsere Heimat, Männer!

Der Beginn von „Ghost of Tsushima" könnte genauso aus einem Samurai-Film gerissen sein. Die Mongolen landen in Tsushima und wollen die Insel erobern wie sie schon so viele Länder zuvor erobert haben. Eine kleine Gruppe von Samurai, geführt durch Fürst Sakai und seinen Neffen Jin, stellt sich ihnen entgegen, um ihre Heimat zu verteidigen. Auch wenn sie wissen, dass sie alle höchstwahrscheinlich in der Schlacht ihr Leben lassen werden, versuchen sie mit allen Mittel die Invasion zu bremsen. Ihr steuert Jin, der die Schlacht nur knapp überlebt. Ihr wacht in einem Dorf auf, welches von Mongolen gebrandschatzt wird. Ihr entkommt nur knapp mit der Frau, die euch das Leben gerettet hat: Yuna, eine Diebin. Zusammen mit seiner neuen Verbündeten nimmt sich Jin fest vor, seinen Onkel aus den Fängen der Mongolen, unter der Führung von Khotun Khan, zu befreien und gemeinsam mit ihm Tsushima zu retten.

Und so eröffnet sich euch Tsushima. Ihr könnt die Insel nach Lust und Laune erkunden. Dabei entdeckt ihr Missionen verschiedenster Art: Hauptmissionen, Nebenmissionen, welche ihr von Bürgern von Tsushima erhaltet, erweiterte Hauptmissionen, welche ebenso optional sind wie die „Legenden von Tsushima". Dabei handelt es sich um spezielle Missionen, welche mit Geschichten des Musikers Yamato starten. Dieser berichtet von übernatürlichen Legenden, die sich auf Tsushima zugetragen haben sollen. Am Ende dieser Missionen wartet entweder eine übernatürliche Fahrigkeit, Waffe oder Rüstung. Wir fanden diese Missionen besonders interessant, da die Mythen und Legenden die Welt real wirken lassen.

Auch gibt es viele verschiedene Orte, die man besuchen und „sammeln" kann. Zum Beispiel die Inari-Schreine, in denen man die Fuchsgöttin Inari ehren und damit Upgrades für Jins Schwerter freischalten kann. Diese erreicht man, indem man den Füchsen folgt, die überall auf Tsushima leben. Oder die Schreine, die man erklimmen muss, um dort Anhänger für sein Schwert zu ergattern, nachdem man für die Zukunft für Tsushima betet. Diese Orte sind überall auf der Insel verteilt und wir meinen, sie zu finden macht sehr viel Spaß und haucht der Welt noch mehr Leben ein.

Spiele-Review: Ghost of Tsushima [PS4]© 2020 Sony Interactive Entertainment/ Sucker Punch Productions
Kämpft gegen die Mongolen

Die Mongolen warten überall auf Tsushima auf euch. Seien es eingenommene Forts und Festungen, einzelne Dörfer oder einfache Patrouillen, die ihr überall auf Tsushima treffen könnt. Es führt kein Weg an ihnen vorbei: Um Tsushima zu befreien müsst ihr die Mongolen töten. Dazu habt ihr mehrere Möglichkeiten: Entweder ihr kämpft ehrenvoll als Samurai, oder ihr lasst eure Ehre beiseite und kämpft als Ghost. Als Samurai konfrontiert ihr die Gegner von Angesicht zu Angesicht, und tötet sie ehrenvoll im Kampf. Als Ghost macht ihr das genaue Gegenteil. Ihr schleicht herum, bleibt unentdeckt und tötet eure Gegner aus dem Hinterhalt mithilfe von Attentaten, Pfeil und Bogen, Kunais, Bomben und vielen anderen Waffen. Mit der Zeit wird es immer schwieriger die Massen an Gegnern, die auch noch immer stärker werden, auf ehrenhafte Weise wie ein wahrer Samurai zu besiegen. So ändert sich auch euer Kampfstil mit der Zeit, was nicht nur für ein interessantes Narrativ des Samurais, der seine Ehre ablegt, sorgt, sondern das Spiel konstant interessant hält.

Leider müssen wir hier aber auch ein paar Punkte abziehen. Das Kampfsystem an und für sich ist wunderbar gestaltet: Einfach genug, damit man im Kampf nicht andauernd nachdenken muss und verschiedenste Tastenkombinationen eintippt, aber durch verschiedenste Upgrades und Kampfstile individualisierbar. Besonders in den 1 gegen 1 Katana-Duellen zeigt sich die Stärke des Kampfsystems rund ums Blocken, Parieren und Kontern, aber auch Frontalangreifen. Aber bei mehreren Gegnern schwächelt das Kampfsystem leider etwas. So gibt es Angriffe, die nicht blockbar sind. Diese werden durch rote Lichtblitze gekennzeichnet und ihnen muss durch das Drücken der Kreis-Taste ausgewichen werden. Eigentlich kein Problem. Leider ergibt es sich, dass bei Kämpfen mit mehreren Gegnern oftmals das Drücken der Kreis-Taste nicht vom Spiel registriert wird. Da diese nicht blockbaren Attacken massiven Schaden anrichten, passiert es nicht selten, dass man oft viele Male am Stück stirbt. Das kann bei Zeiten sehr frustrierend werden, weshalb wir das leider negativ anmerken müssen.

Spiele-Review: Ghost of Tsushima [PS4]© 2020 Sony Interactive Entertainment/ Sucker Punch Productions
Inszeniert wie Kurasawas Filme

Wir wollen in diesem Abschnitt über Ghost of Tushimas Inszenierung sprechen, denn diese ist ein ganz wesentlicher Anteil des Spielerlebnisses. Wenn ihr durch Tsushima reitet könnt ihr in einem Moment durch einen dichten Wald reiten, und im nächsten Moment eröffnet sich euch eine riesige Lichtung voller Blumen und der Wind weht über das Feld. Im nächsten Moment entdeckt ihr einen Berg, den ihr erklimmt, den Sonnenaufgang im Rücken. Dazu findet ihr hier und dort Leichen ermordeter Bürger, oder bestohlene Transport-Wägen mit toten Pferden und Händlern. Das lässt den Spieler, bei all der Schönheit der Welt, immer im Wissen, was auf dem Spiel steht: die Zukunft Tsushimas.

Auch hat man sich, um den Meister Akira Kurasawa zu würdigen, etwas ganz besonderes ausgedacht: Den Kurasawa-Modus. Dieser sorgt dafür, dass das Bild des gesamten Spiels (auch Menüs etc.) auf Schwarz-Weiß umgeschaltet wird. Auch legt der Modus einen Film-Filter über das Bild. Letztlich wird der Ton von Stereo auf Mono gestellt. Da mag sich manch einer fragen: Was soll denn das? Nun, es ist so, dass die meisten Filme von Kurasawa noch in Schwarz-Weiß gedreht wurden. Der Meister wusste jedoch diese Limitierung zu Inszenierungszwecken zu seinem Vorteil zu nutzen. Diesen Charme kann man mithilfe des Kurasawa- und des Foto-Modus, den das Spiel integriert hat, nun selbst nach Lust und Laune nachstellen. Ein kleines Detail, welches jedoch die Liebe zeigt, mit welcher dieses Spiel kreiert wurde.

Was SuckerPunch mit Ghost of Tsushima erreicht hat ist schier unglaublich: Die Insel ist wunderschön und wirkt dadurch wie eine echte, lebende Welt. Aber nichts toppt die Inszenierung der 1 gegen 1 Samurai Duelle. Da passiert es gerne, dass ihr unter einem japanischen Ahorn mit fallendem roten Laub kämpft, und dabei den bereits roten Boden weiter rot einfärbt - mit dem Blut eurer Gegner. Diese Art der Inszenierung ist unserer Meinung nach einzigartig im Gaming-Bereich.

Fazit

Das in mehrere Story-Akte unterteilte „Ghost of Tsushima" brilliert durch seine lebendige und perfektionistisch inszenierte Welt. Tsushima wirkt zu keinem Zeitpunkt einfach nur wie eine Overworld, die nur dazu da ist, um euch von Punkt A zu Punkt B zu bringen. Stattdessen lädt sie, anders als bei vielen anderen Open World Spielen, dazu ein, erkundet zu werden. Überall warten Geheimnisse, Nebenmissionen und Schreine, die die Legenden der Insel Tsushima nur noch erweitern.

Das Kampfsystem ist gleichzeitig die größte Stärke und Schwäche des Spiels. Während es in 1 gegen 1 Duellen perfekt funktioniert und einen Sieg selbst mit niedriger Lebensleiste erlaubt, zeigt es in Kämpfen mit mehreren Gegnern seine klaren Schwächen: Kommandos werden geschluckt, was für teils sehr frustrierende Tode sorgt. Auch der Fakt, dass man warten muss, bis die KI sich entscheidet, dem am Boden liegenden Jin den Todesstoß zu versetzen, macht es zwar realistischer, aber frustrierender und langsamer. Dieses Problem lässt sich zum Teil umgehen, indem man die Strategien des Ghosts anwendet: schleichen, im Stillen Attentate begehen, Pfeil und Bogen nutzen.

Insgesamt muss man jedoch sagen, dass die einzigartige Inszenierung gepaart mit der wunderschönen Welt von Tsushima und einer Story, die den alten Klassikern Kurasawas in wenigem nachsteht, für ein absolutes Spektakel sorgen. Nicht nur möchten wir euch das Spiel wärmstens empfehlen. Wir wünschen uns ausdrücklich mehr Abenteuer in der Welt von Ghost of Tsushima, vielleicht ja auf dem Festland Japans oder ähnliches. Denn wir hoffen, dass das außergewöhnliche Abenteuer, welches wir mit Jin bestritten haben, eines Tages weitergehen darf. Ein absolut passender und würdevoller Abgang für die Ära der Playstation 4.

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