Am humanistischen Gemeinwohl interessierte Außerirdische hat er hinter sich, abgestumpfte Fress- und Tötungsmaschinen, den Existenzialismus der Wüste. Science-Fiction-Märchen, Horror, Thriller, Ehedrama. Familienkino in der Bildsprache des Jünglings. Für Spielberg ist mit den kommenden 80er Jahren thematisch beinah alles möglich. Spätestens in seiner verschwenderischen Kriegs- und Kinopersiflage "1941", die spitz nach dem Wegweiser Hollywood fragt, sieht Spielberg die Welt unwiderruflich mit seinen eigenen Augen. Diese Augen sehen dies und das in diesen und jenen bunten, gebrauchten, verstaubten, aber leer gefüllten Munitionskisten, in die Geschichten voller Inspiration und Tagesfantasie hineingehören. Geschichten, wie sie ein Illusionist denkt, und nur ein Illusionist.
Diese großen schüchternen Augen simplifizieren die Welt zu einem übervölkerten Abenteuerspielplatz, vollgestellt, zugemüllt, querfeldein, querfeldaus, hüben wie drüben – "1941" ist geboren. Um Spielberg vollständig zu begreifen, könnte man selbstverständlich "1941" übergehen, denn dieser Spielberg ist fast vergessen und zerrissen, weil er eine gewöhnungsbedürftige, flapsig-flache Position innerhalb des Schaffens seines Schöpfers beansprucht: Der Film inhaliert den in infantilen Komödien oft entfesselten Endlosgehalt derber Pointen, plumper Kamellen und desorganisierter Schauspielführung im Sinne eines antiquierten Slapstick-Provinzstücks vergangener Jahrzehnte. Doch irgendwie vermag man seltsamerweise trotzdem etwas zu verpassen, wenn man "1941" missachtet. Und sei es auch nur den "Jurassic Park"-Dinosaurier.
Indem "1941" sich als Teilattraktion im Vergnügungspark stilisiert (der sogar, man sehe und staune, als Meta-Filmkulisse für allerlei Radau herhält), bindet er Spielberg keine Hände, um mit der Feinfühligkeit eines Bulldozers fette Seifenblasen zerplatzen zu lassen. Eine schnelle, bewegliche, knatternde Farce ist daraus entstanden, die aus den missverständlichen Idealen und Mentalitäten von Amerikanern (repräsentativ für ein ganzes Volk ist herbei ein Zigarre genießender John Belushi), Japanern (schwerhörig: Toshiro Mifune) und Nazis (arisch: Christopher Lee) eine selbstreflexive Eskalationsenergie bündelt, deren zweideutige Kinobeiträge von Spielberg, weiß Gott, stammen müssen: "Der weiße Hai" entpuppt sich als U-Boot-Phallus, während Kalifornien um jeden Preis verlockend glitzert, auch im Bombenhagel.
Ein zur anarchischen Prügelei ausgeartetes Jitterbug-Turnier, eine explosionsfreudige Coca-Cola (mit wahrscheinlich besonders viel Koffein!) und ein durch eine Farbfabrik rollender Panzer neben einem zusammengeschossenen, mehrstöckigen Haus markieren demgegenüber höchst vergnügliche Höhepunkte der Zerstörung, die Spielberg in der ständigen (Hollywood-)Angst vor der Farbe "Gelb" einbettet. Wäre "1941" austarierter (die zwei dusseligen Pärchengeschichten sind dramaturgisch kaum gerechtfertigt, sondern prinzipiell nutzlos), er wäre noch zügelloser. Aus amerikanischem Pioniergeist mutiert in diesem Spielberg aber so oder so ein Poltergeist. Als der ergriffene, schnäuzende General schließlich die Kriegseskapaden dem Disney-Kino unterordnet, meint man, den Filmemacher, dessen Arbeiten ohnehin Disney-tauglich wären, höchstpersönlich wiederzuerkennen.
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