Anscheinend gilt auch fürs Bloggen, was in vielen Lebensbereichen eine Binsenweisheit ist: Übung macht die Meisterin und wer außer Übung geraten ist, tut sich schwer mit meisterlichem Tun. Nun habe ich zwar zu keiner Zeit den Meistertitel im Bloggen für mich beansprucht - ich fühle mich aber auf einem möglichen Weg dorthin um Meilen zurückgeworfen.
Mit anderen Worten: Meine berufsbedingte Zwangspause beim Bloggen ist durch eine Motivationsbremse in die Verlängerung gegangen - trotz ausreichenden Materials konnte ich mich nicht zum nächsten Blogpost aufraffen. Gekocht und gegessen habe ich selbstverständlich dennoch in den vergangenen Wochen. Auch meine Kreativität hatte mich nicht im Stich gelassen (ich habe sogar einige Rezepte "erfunden", die auf Anhieb ein echter Knüller waren, wie z.B. Rhabarberschnitten mit Quark-Mascarpone-Schnee).
Aber: Zunächst fehlte die Zeit zum Fotografieren und Schreiben. Und dann: Es war mir ganz angenehm, einfach nur zu kochen und zu essen - ohne das zwanghafte "Erstmal-gute-Fotos-machen-und-später-Essen". Und es fehlte die Lust, zu schreiben. Ich weiß ja nicht, ob es anderen Food-Blogger(inne)n auch so geht, aber ich "schreibe" in der Regel schon während des Kochens, Fotografierens und Essens den dazu gehörigen Blogbeitrag - zumindest in Gedanken. Und dann habe ich anschließend kein Problem, mit dem echten Schreiben loszulegen. Wegen meiner berufsbedingten Tätigkeiten aber formulierte ich während des Kochens und Essens in Gedanken eher die Texte für meine kommenden Seminare. Außerdem fehlte die Zeit zum Lesen meiner Lieblingsblogs - was für mich auch ein wichtiger Motivationsfaktor zum Selberschreiben ist.
Nun aber gehts wieder los - ich habe die Kurve gekriegt. Fotografisch (bilde ich mir ein) habe ich aber schonmal Besseres hingekriegt. Ich rechtfertige das mit dem ausgeleierten Stativgewinde meiner Kamera und dem daraus folgenden Ersatz"stativ" aus (in der Höhe variierenden) Bücherstapeln. Blöd, das.
So, nun aber zum gaaanz anderen Spargel:
Ich hatte ein Kilo Bio-Spargel "blind" (beim Online-Händler) gekauft - was qualitativ bisher immer bestens geklappt hat. Dieses Mal aber hatte ich bei einem anderen als meinem Lieblingshändler bestellt - und das hat sich gerächt. Die Spargelstangen waren mir viel zu dünn - offline hätte ich die niemals gekauft. Was tun? Ich hatte keine Lust, den ganzen Kram zu schälen - erstens wegen der mindestens doppelten Arbeit, zweitens wegen meiner Befürchtung, nach dem Schälen könnte nicht mehr viel übrig sein von der Pracht. Also griff ich in meine Trickkiste, kochte den Spargel ungeschält, halbierte die Stangen anschließend, schabte das kostbare Innere heraus und zauberte daraus eine köstliche Spargel-Paté zu meinem Lieblingsbrot. Und die leckere Crème eignet sich zudem hervorragend als Fülle für die essbaren Blüten der Taglilie, die momentan üppig blüht in meinem Garten. (Das Verspeisen der Lilie ist übrigens unbedingt einen Versuch wert - die Blüte schmeckt leicht lauchartig).
Spargel-Paté für die Luxusstulle
Vorbemerkung: Für die Paté habe ich nur die Stangen, nicht die Köpfe verwendet. Die Köpfe habe ich extra zu einem edlen Salat verarbeitet.
Zutaten (alles bio, reicht für 3 Gläser à 250 ml)
- 1 kg Spargel
- 150 ml kräftige Gemüsebrühe, 1 Tl. Zucker
- 80 g fein gemahlene Haselnüsse
- 100 g Butter
- je 1 Tl. Dijonsenf und körniger Senf (nicht die süße Variante)
- 1 El. trockener Sherry
- 3/4 El. Zitronensaft
- Salz, frisch gemahlener Langpfeffer
- 65 g fein geriebener Parmigiano Reggiano
Zubereitung
- Vom Spargel die Köpfe abschneiden - diese anderweitig verwenden. (Wer die Paté mit Köpfen zubereiten möchte - wogegen außer der Lust auf Spargelköpfe-Salat nichts spricht - muss die Menge der übrigen Zutaten etwas erhöhen.) Spargelstangen mit Gemüsebrühe und Zucker aufkochen und weich dünsten, aus dem Topf heben, etwas abkühlen lassen.
- In der Zwischenzeit die gemahlenen Haselnüsse in einer trockenen Pfanne leicht anrösten (bis sie duften).
- Spargelstangen längs halbieren, das Mark mit einem nicht zu scharfen Messer (z.B. vom Essbesteck) restlos herausschaben. Dabei von der Mitte der Stange ausgehen und jeweils bis zum Ende schaben - das verkürzt die Spargelfasern und erleichtert damit das spätere Bearbeiten mit dem Pürierstab.
- Das Spargelmark leicht ausdrücken, pürieren, in einen Topf geben und erhitzen. (Das Spargelwasser mit der restlichen Spargelbrühe z.B. für ein kleines feines Süppchen verwenden.)
- Butter in Stückchen hinzugeben, schmelzen lassen und gründlich unterrühren. Herdplatte ausschalten.
- Mit Senf, Sherry, Salz und Pfeffer abschmecken.
- Käse und Haselnüsse unterrühren.
- Spargelmasse in vorbereitete Twist-Off- oder Einmachgläser füllen, verschließen. Nach dem Abkühlen im Kühlschrank aufbewahren.
Anmerkung: Ich hatte das Glück, dass die Einmachgläser nach dem Abkühlen fest verschlossen waren - die Klammern habe ich sicherheitshalber dennoch draufgelassen. Über die Dauer der Haltbarkeit kann ich noch nichts sagen. Wer Angst hat, die kostbare Paté könnte verderben, bevor der letzte Rest verspeist ist: Sie eignet sich auch hervorragend als "Pesto" zu Spaghetti und/oder als Geschenk.
PS: Das grüne Blättchen auf obigem Foto ist das Blatt einer Gewürztagetes. Schmeckt und duftet köstlich!