In stürmischer See navigierende Schifflein, hoch über der Bühne schwebende Seejungfrauen, ein gefährlicher Riesenkrake mit dicken Fangarmen, ein witziger Kobold, der nichts lieber tut als Bretter putzen – das alles und noch viel mehr gibt es derzeit im Theater der Jugend zu sehen.
Dort wird „Das kleine Meermädchen“ nach der Geschichte von Hans Christian Andersen aufgeführt. Jenes Stück, welches als Vorlage für „Arielle, die Meerjungfrau“ der Disney-Studios diente und daher wahrscheinlich wesentlich mehr Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bekannt sein dürfte als das Kunstmärchen seines Schöpfers aus Dänemark.
In der Regie von Gerald Maria Bauer, der auch das Bühnenbild gestaltete, erlebt das junge Publikum die aufregende Geschichte von Elida, der jüngsten von drei Meerjungfrauen-Schwestern. Von ihrem Vater wohlbehütet, ist es ihr nicht gestattet, an die Oberfläche zu schwimmen oder gar an Land zu gehen. Märchenlogisch richtig, dass sie das Verbot missachtet und schließlich in ein Abenteuer auf Leben und Tod gezogen wird.
Niklas Doddo als Piet, Christian Strasser als Plemperbier (Foto: Rita Newman)
Piet und Melusine, Cousin und Cousine, die sich nicht wirklich gut riechen können, müssen ihre Sommerferien gemeinsam verbringen und kommen sich dabei gehörig in die Haare. Dass auch noch eine große Portion Eifersucht dazu führt, dass „Sinchen“, wie Piet seine Cousine nennt, eine gefährliche Intrige spinnt, heizt die Spannung des Geschehens noch weiter an. Darin verzahnen sich auf kunstvolle Weise die Geschicke des Meermädchens und der beiden jugendlichen Streithähne.
Gut, dass Plemperbier – Hafenkneipenbesitzer und Seemannsgarnspinner – und ein Klabauter für genügend Witz, Humor und Ausgelassenheit sorgen. Während ihrer Späße und Schnurren hat das Publikum Zeit, sich von den abenteuerlichen Vorkommnissen ein wenig zu erholen.
Wie immer nützt das Theater-der-Jugend-Team die Bühnentechnik in vollstem Umfang und erzeugt so nicht nur illusionistische Bilder, in welchen die Seejungfrauen durch den tiefen Ozean schweben. Auch das „Triefende Bullauge“, die Hafenkneipe von Plemperbier, erscheint und verschwindet wie durch Zauberhand jeweils im richtigen Augenblick. Die opulente, orchestrale Begleit-Musik steht den kläglichen Sangesversuchen des weiblichen Krakenmonsters gegenüber, das als Gegenspielerin zum Meermann darauf aus ist, allen zu schaden, die ihr in die Quere kommen.
„Das kleine Meermädchen“ lässt das Publikum staunen, den Atem anhalten und lachen. Aber es erzählt auch von Mut und Selbstlosigkeit. Mehr kann man von einer Aufführung für Kinder und Jugendliche wohl nicht erwarten.
Shirina Granmayeh verliebt sich als Elida in Piet, gespielt von Niklas Doddo. Claudia Waldherr drangsaliert diesen als Melusine und schwebt auch schwerelos als Meerjungfrauen-Schwester, gemeinsam mit Julia Edtmeier, über die Bühne. Rafael Schuchter wird seinen Meerjungfrauen-Töchtern nicht Herr und Sara Livia Krierer bedroht die Unterwasserszenerie als Krakenmonster. Christian Strasser als Plemperbier und Stefan Rosenthal in einer hervorragenden Klabauter-Maske sorgen für jede Menge Lacher, die bei dem zwielichtigen und bedrohlichen Kapitän Boje, gespielt von Hannes Pendl, gar nicht erst aufkommen.
Weitere Termine auf der Homepage des Theater der Jugend.