Spaniens Vorgeschichte - Neue Erkenntnisse aus der Archäogenetik

Zuwanderungen nach Spanien in der Bronze- und Eisenzei

Fußend auf einer neuen Studie zur Archäogenetik der iberischen Halbinsel aus dem Jahr 2019 (1) hat der Humangenetiker David Reich im November 2019 in einem kurzen Vortrag an der Universität Harvard (2) die neuen Erkenntnisse der Studie zusammen gefaßt. Und wie bei fast jedem neuen Vortrag von David Reich wird man überschüttet mit einer Fülle von neuen Einsichten zur Geschichte der Menschheit.

Eine erste indoeuropäische Zuwanderung nach Spanien erfolgte in Form der Glockenbecher-Kultur um 2.200 v. Ztr.. Durch sie hat im Laufe der folgenden Jahrhunderte kein Mann der ursprünglichen Bevölkerung der iberischen Halbinsel Nachkommen hinterlassen (3). Es finden sich vielmehr Gräber von Ehepaaren, bei denen der Ehemann reine indogermanische Steppen-Genetik in sich trägt, die Ehefrau reine einheimische neolithische Genetik. Die daraus hervorgegangene Mischbevölkerung der Bronzezeit der iberischen Halbinsel war dann genetisch zur Hälfte indogermanisch ("Steppen-Genetik") und zur Hälfte vormals einheimische neolithische Genetik.

In auffallendem Maße sind über viele Jahrtausende hinweg dieselben Muster zu beobachten. Noch in der germanischen Völkerwanderung vor und nach 375 v. Ztr. sehen wir - aufgrund archäogenetischer Ergebnisse der letzten Jahre zu Langobarden, Bajuwaren und anderen Völkern - aus dem Norden zuwandernde Männer mit vorwiegend indogermanischer Steppen-Genetik einheimische Frauen mit Genetik vorwiegend aus dem mediterranen Raum heiraten.

Was aber nun vermulich noch viel weniger bekannt ist: Um 800 v. Ztr. hat es auf der iberischen Halbinsel eine erneute indogermanische - genauer: keltische - Zuwanderung von Norden her gegeben. Dadurch ist hierher erneut zusätzliche indogermanische Genetik hinzugekommen, und zwar stellt die Genetik der neuen keltischen Zuwanderer in Nordspanien nach der Zuwanderung etwa 30 % der gesamten Genetik der Bevölkerung, in Südspanien etwa 20 % und in Nordostspanien (Katalonien) etwa 15 %.

Dementsprechend sprach der größte Teil der iberischen Halbinsel - nämlich im Nordwesten - danach keltische Sprachen (abgesehen von dem Proto-Baskischen). In Süd- und Ostspanien hingegen haben sich bis zur Römerzeit einheimische iberische Sprachen erhalten. Die Herkunft dieser iberischen Sprachen ( Wiki) ist aber noch ganz unklar und liegt im Dunkel der Geschichte verborgen.

Auch das Baskische nun hat sich als Sprache erhalten, obwohl die Basken nicht weniger eisenzeitliche (also keltische) indogermanische Steppen-Genetik in sich tragen als andere Bewohner der iberischen Halbinsel. Allerdings haben sich die Basken nach der Eisenzeit genetisch nicht mehr verändert, während sich alle anderen Bewohner der spanischen Halbinsel noch weiter genetisch veränderten. Und zwar erfolgte dies durch Vermischung mit Menschen ostmediterraner und nordafrikanischer Herkunft in der Zeit der griechischen und römischen Kolonisation und Eroberung, sowie der Zeit der arabischen Eroberung. Damit ist nun der ganze Mythos der Basken als ein "Urvolk Europas" zu großen Teilen entzaubert.


Es sind aber noch weitergehende Erkenntnisse gewonnen worden. 24 Individuen einer antiken griechischen Kolonialstadt im heutigen Katalonien wurden sequenziert. Und die Hälfte derselben trugen klar eisenzeitliche spanische Herkunft in sich, die andere Hälfte klar bronzezeitliche ägäische Herkunft.

Und Reich kann einen Bericht des griechischen Historikers Strabon anführen darüber, daß Einheimische genau das wollten, nämlich einen gemeinsamen Stadtwall um zwei unterschiedliche Städte, eine Stadt der Einheimischen und eine der aus der Ägäis zugewanderten Griechen. Aber: Bronzezeitliche ägäische Herkunft, was das wohl heißt? Womöglich heißt das, daß sich die antiken Griechen vor und nach den Dunklen Jahrhunderten, die zwischen Bronze- und Eisenzeit lagen, also zwischen dem Seevölkersturm und der Dorischen Wanderung um 1200 v. Ztr., genetisch womöglich höchstens so stark verändert haben wie die Menschen an der Mittelmeerküste Spaniens durch die Zuwanderung der Kelten.

Höhere Bevölkerungsdichte auf der iberischen Insel in den schon weiter entwickelten Stadtkulturen an der Mittelmeerküste kann schon mit der Los Millares-Kultur ab 3.200 v. Ztr. (n anderen Teilen der iberischen Halbinsel finden sich - womöglich: erst - ab 1.000 v. Ztr. stadtähnliche Kulturen wie zum Beispiel die Castro-Kultur ( Wiki) und dann - mit der Zuwanderung der Glockenbecher-Kultur - in der El-Argar-Kultur ab 2.200 v. Ztr. ( Wiki) im Nordwesten. Über die Keltiberer im Landesinnern ist zu erfahren ( Wiki): Wiki) vermutet werden. Womöglich war ab dieser Zeit hier die Bevölkerungsdichte ähnlich wie zeitgleich in der Ägäis. Und dieser Umstand könnte vielleicht erklären, warum der einheimische genetische Anteil an der Mittelmeeerküste trotz Zuwanderungen aus dem Norden höher blieb als in anderen Teilen der iberischen Halbinsel und warum sich hier auch die iberischen Sprachen bis zur Römerzeit erhalten haben. I

Von Chronisten werden die Keltiberer als kriegerisch beschrieben. Im 2. Jahrhundert v. Chr. wurden sie von den Römern unterworfen. Zumindest die Iberer in den römischen Städten wurden in der Folge allmählich romanisiert, christianisiert und römische Bürger. Im Gegensatz zu diesen assimilierten Iberoromanen (Hispano-Romanen) kämpften auf dem weniger romanisierten Land einige vor allem keltische Stämme noch zu Anfang des fünften Jahrhunderts gemeinsam mit den Bagauden und den Sueben gegen die römische Herrschaft.

In römischer und islamischer Zeit kam dann nach Südspanien nordafrikanische Herkunft. Nach der Reconquista gab es dann aber wieder weniger nordafrikanische Herkunft in Südspanien als während derselben.

  1. Olalde I, Mallick S, Patterson N, (...) Haak W, Pinhasi R, Lalueza-Fox C, Reich D (2019) The genomic history of the Iberian Peninsula over the past 8000 years. Science 363, 1230-4
  2. Reich, David: The Genomic History of the Iberian Peninsula over the past eight-thousand years. Aus der Vortragsreihe "From Homer to History" des Max Planck Harvard Research Center for the Archaeoscience of the Ancient Mediterranea ( an der Universität Harvard, 1.11.2019, https://youtu.be/aOix-8DSzRQ .
  3. Bading, Ingo: Die einheimischen Männer des Neolithikums in Spanien starben aus - Sie überlebten die Jahrhundete langen indogermanischen Zuwanderungen nicht - 1000 Jahre später hinterließen sie keine männlichen Nachkommen mehr (2.800 bis 1.800 v. Ztr.), 4. Oktober 2018, https://studgendeutsch.blogspot.com/2018/10/die-einheimischen-manner-des.html.

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