Soziales Engagement scheint in aller Munde zu sein. Umweltschutz, Tierschutz, Altenpflege, Entwicklungszusammenarbeit. Soziale Bereiche gibt es zu Genüge aber wo steht dort der Muslim? Wo befinden wir uns mental und körperlich? Sind wir in den ehrenamtlichen Bereichen vertreten?
von Sara B.
Sich sozial zu engagieren bedeutet, ohne Erwartung einer Gegenleistung freiwillig Zeit für den guten Zweck zu investieren. Doch lautet eine bekannte Redewendung: „Zeit ist Geld“. Nicht jedermann ist bereit, seine Zeit „für lau“ (unentgeltlich) zu investieren.
Die 2012 erhobene Allensbacher-Studie zum Thema „Freiheit und bürgerschaftliches Engagement“ zeigt, dass sich heute 28% der Bundesbürger sozial engagieren, wobei ein positiver Zusammenhang zwischen Konfessionsbindung und sozialem Engagement verzeichnet werden konnte. Für die Meisten keine sonderlich überraschende Beobachtung: Die drei Weltreligionen Judentum, Christentum und Islam mahnen zu Nächstenliebe, gutem Umgang mit den Mitmenschen, Hilfe der Bedürftigen- kurz und bündig: zu sozialem Engagement. Dennoch leiden, laut Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), rund 870 Millionen Menschen an Hungersnot. In Anbetracht der religiös fundierten Argumentation stellt sich nun die Frage, welche Verpflichtung gerade uns Muslimen bezügliches des Themas „Soziales Engagement“ zuteilwird. Welchen Stellenwert nimmt dieses Thema in unserem Leben ein?
Quran und überlieferte Hadithe, Aussprüche und Handlungen des Propheten, weisen auf die Dringlichkeit von und Verpflichtung zu sozialem Engagement hin. Im Quran wird hierzu mehrfach aufgerufen. Ein Appell zur Verrichtung guter Taten, der Speisung der Waisen und der Abgabe der Armensteuer (Zakat), welche die dritte Säule des Islams darstellt und damit für den Muslim als verpflichtend gilt. Auch orientiert sich wohltätiges Handeln am Leben des Propheten Mohammed (Frieden und Segen seien auf ihm), dem Vorbild der Muslime. In einem Hadith wurde überliefert, dass er sagte „Wer von euch etwas Übles sieht, soll es mit eigener Hand ändern, und wenn er dies nicht vermag, so soll er es mit seiner Zunge verändern, und wenn er dies nicht kann, dann mit seinem Herzen, und dies ist die schwächste Form des Glaubens”. Weiter heißt es in einem anderen Hadith: „Allah der Barmherzige erweist dem Barmherzigkeit, der seinerseits anderen barmherzig ist. Seid darum allen auf Erden barmherzig, dann ist euch barmherzig, Der im Himmel ist” – um nur einige Beispiele zu nennen.
Wohltätigkeit und Barmherzigkeit mit den Mitmenschen stellen damit einen Bestandteil des täglichen Lebens dar und sind nicht auf die beispielsweise oben genannte jährliche Abgabe, der n Zakat, zu beschränken. Sie müssen ein fester Bestandteil des täglichen Lebens sein. An dieser Stelle fragt sich vermeintlich der ein oder andere, wie dies zu bewerkstelligen sei. Immerhin hat ja jeder persönliche Verpflichtungen, wobei keine Zeit für ehrenamtliche Tätigkeiten und dergleichen übrig bleibt. Um sich für den guten Zweck zu engagieren muss man jedoch nicht zwingend Mitglied eines gemeinnützigen Vereines sein. Die Möglichkeiten etwas beizutragen sind vielfältig. Jeder kann entsprechend seiner Möglichkeiten einen kleinen Beitrag leisten. Über Hilfsorganisationen (Tuisa e.V., Muslime Helfen e.V., etc.) oder direkt an die Betroffenen selbst kann gespendet werden. Neben Geldern können auch Sachspenden wie Kleidung und Nahrungsmittel den Bedürftigen zugestellt werden. Immer wieder finden auch Benefizveranstaltungen statt, die man besuchen kann. Kranken, alten Menschen oder Nachbarn die auf Hilfe angewiesen sind, sollte man seine Hilfe anbieten. Auch kann man sich in der Moschee einbringen, indem man Nachhilfeunterricht oder eine Hausaufgabenhilfe anbietet, um gerade sozial benachteiligten Migrantenkindern Hilfe zu gewähren.
Den Hilfsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Es besteht eine ethische und religiöse Pflicht zur Wohltätigkeit. Zu guter Letzt noch ein hoffentlich zum Nachdenken anregender Hadith: „Der beliebteste unter den Menschen bei Allah ist der nützlichste für die Menschen.” In diesem Sinne: macht euch Gedanken darüber, auf welche Art ihr euren persönlichen Beitrag leisten wollt und könnt und werdet sozial aktiv!