Wer das erste Mal nach Namibia reist, möchte sie sehen: die hohen Dünen der Namib im Nationalpark Sossusvlei. Ganz besonders soll es sein, die Dünen zum Sonnenaufgang zu sehen, denn dann liegt die eine Seite der Dünen im Schatten, während die Andere von der Sonne angestrahlt wird. Auch wir wollten dieses Schauspiel erleben. Leider hat dies nicht geklappt. Trotzdem hatten wir zwei wunderschöne Tage in der orangen Wüste.
Von Sesriem zum Dead Vlei
Nach vier Stunden Fahrt erreichen wir Mittags das äußere Tor des Sossusvlei Nationalparks. Im Camp kaufen wir ein 2-Tages Permit. Ein paar Meter dahinter befindet sich das innere Tor, an dem wir das Permit vorzeigen, dann sind wir im Park. Auf Anraten unserer Gastgeber der letzten Lodge haben wir entschieden, direkt zum Ende der 65 km langen Straße durchzufahren, um zum Dead Vlei zu wandern.
Nach ein paar Kilometern sehen wir sie am Horizont: die leuchtend orange-roten Dünen. Mit jedem Meter kommen sie näher bis sie irgendwann auf beiden Seiten der Straße sind. Es ist unglaublich, immer wieder halten wir an, um Fotos zu machen, denn die Landschaft sieht immer wieder anders aus. Mal werden die Dünen von der Sonne beleuchtet, mal liegen sie teilweise im Schatten. An einigen Stellen stehen knorrige Bäume und sogar eine Oryx-Antilope vor den hohen Sandbergen.
Wir fahren vorbei an der Düne 45, die man auch besteigen darf. Aber das machen wir nicht heute sondern fahren weiter bis wir den Parkplatz am Ende der Straße erreichen. Hier ist für 2WD-Autos die Reise zu Ende, denn die nächsten fünf Kilometer führen über eine sandige Piste. Für die Weiterfahrt stehen Shuttle bereit. Wir haben ein 4WD und dürfen selber weiter fahren. Vorher lassen wir allerdings Luft aus den Reifen, um besser auf dem Sand fahren zu können.
Mit geringer Geschwindigkeit und vorsichtigen Lenkbewegungen gelangen wir sicher ans Ziel, dem Parkplatz vom Dead Vlei. Der Beginn des 2 km langen Wanderweges ist mit einem Holzschild gekennzeichnet. Hier muß man immer geradeaus gehen in die Wüste hinein. Es ist etwas befremdlich, denn es gibt keine weiteren Hinweise. Irgendwann stehen wir mitten in den Dünen und kommen uns ziemlich verloren vor. Aber wir gehen tapfer weiter geradeaus, die Dünen rauf und wieder runter.
Und dann, auf dem nächsten Dünenkamm sehen wir es, das berühmte trockene, helle Tal mit den knorrigen toten Bäumen, das Dead Vlei. Ins Tal floß früher der Fluß Tsauchab. Als dieser seinen Lauf änderte, trocknete es aus und die Bäume starben und wurden zu bizarren Stämmen, die nur sehr langsam verrotten.
Hier ist es wunderschön, man könnte stundenlang fotografieren. Die toten Bäume auf dem fast weißen Boden und die leuchtend orangen Dünen im Hintergrund bieten immer wieder neue Motive. Leider ist es schon spät und wir machen uns nach kurzer Zeit wieder auf den Rückweg. Denn wir müssen noch, nachdem wir den Parkausgang erreicht haben weitere 70 km auf einer Schotterstraße zu unserer Lodge fahren. Und da man in Namibia besser nicht Nachts fährt, dürfen wir nicht zu viel trödeln.
Auf der Düne 45
Am nächsten morgen waren wir fast die einzigen im Frühstücksraum, denn alle anderen sind ganz früh morgens zum Park gefahren, um so früh wie möglich auf der Düne 45 zu stehen. Wir machen uns gegen acht Uhr auf den Weg Richtung Sesriem und erreichen gegen 9 das Tor und stehen 20 Minuten spätes am Fuß der Düne 45. Hier stellen wir beruhigt fest, daß unsere Entscheidung richtig war. Viele Reisebusse stehen dort, einige verlassen schon den Parkplatz, vor anderen sitzt eine Reisegruppe und frühstückt. Ich möchte mir nicht vorstellen, was hier zum Sonnenaufgang los war. Wir waren froh, daß wir nicht so früh aufgestanden sind. Da wir außerhalb des Parks gewohnt haben, hätten wir sowieso erst mit dem Sonnenaufgang in den Park fahren dürfen. Nur wer im Park Camp bzw. in der Sossusvlei Lodge wohnt, darf eine Stunde vor Sonnenaufgang hinein.
So sind nur noch ganz wenige Personen auf der Düne als wir uns auf den Weg nach oben machen. Es ist unglaublich anstrengend im Sand bergauf zu gehen. Zwei Schritte hoch, einer zurück. Da es mittlerweile schon wärmer wird, breche ich ab, aber mein Partner geht weiter. Ich vertreibe mir die Zeit mit fotografieren, während er auf der Düne ist. Die Fotos, die er mitgebracht hat sind toll, oder?
Warum eigentlich Düne 45? Weil sie an Kilometer 45 der Straße liegt.
Wanderung im Sesriem Canyon
Nach einer kurzen Erholung auf dem mittlerweile fast verlassenen Parkplatz wollen wir zum Sesriem Canyon fahren. Dieser Canyon wurde vom Tsauchab geformt. Nur einmal im Jahrzehnt fließt hier Wasser durch und verwandelt ihn in eine Seenlandschaft. Als wir dort durchwandern ist er völlig ausgetrocknet. Der Weg nach unten ist nicht schwierig. Am Anfang ist der Canyon sehr schmal, teilweise nur zwei Meter breit. Es gibt am Ende einer Sackgasse eine permanente Wasserstelle, die man allerdings nur mit etwas klettern erreichen kann. Je weiter man in den Canyon geht umso breiter wird er.
Am Ende ist er ungefähr zehn Meter breit und es wachsen Bäume und Sträucher in dem ausgetrockneten Flußbett. Verläßt man den Canyon gelangt man auf eine Ebene. Ab hier wird die Wanderung etwas unsicher, da es keinen beschilderten Weg gibt. Entweder geht man durch den Canyon zurück oder man versucht, den Rückweg zum Parkplatz über die Ebene zu finden. Wir machen uns auf den Weg über die Ebene mit ihren vielen niedrigen Büschen. Nach wenigen Metern gehen wir eine Böschung hoch und sehen in der Ferne die Bungalows der Sossusvlei Lodge. Dadurch wissen wir, in welche Richtung wir gehen müssen und erreichen schließlich nach ca. einer halben Stunde unseren Parkplatz.
Zum Abschluß des Tages stärken wir uns im Restaurant des Camps und fahren zurück zu unserer Lodge.
Planungstipps für den Sossusvlei Nationalpark:
- Der Nationalpark öffnet seine Tore zum Sonnenaufgang und schließt sie wieder zum Sonnenuntergang. Entsprechend dieser Zeiten muß der Aufenthalt im Park geplant werden. Dabei auch beachten, wie viel Zeit noch benötigt wird, um zur Lodge zu fahren. Fahren im Dunkeln ist bei vielen Autoverleihern verboten und sollte alleine für die eigene Sicherheit auch beachtet werden.
- Das Permit kann man direkt im Camp kaufen, der Schalter dafür ist beim Restaurant / Souvernirshop des Camps. Es kostet 170 N$ pro Tag und man kann direkt ein Permit für mehrere Tage kaufen.
- Die Straße im Park bis zum 2WD-Parkplatz ist geteert und in sehr gutem Zustand. Die letzten 5 km zum Dead Vlei sind eine Sandpiste und dürfen nur mit 4WD-Autos befahren werden.
- Es gibt im Park nur am Parkplatz der Düne 45 und am 2WD-Parkplatz Toiletten. Mehr Versorgung gibt es nicht, also sollte man genug Wasser und etwas zu essen dabei haben. Gerade wenn man wandern möchte, egal ob auf die Düne, ins Dead Vlei oder im Sesriem Canyon ist ausreichen Wasser sehr wichtig. Es kann hier sehr heiß werden.
- Aktivitäten möglichst vormittags oder nachmittags einplanen. Nicht in der Mittagshitze wandern, auch nicht im Sesriem Canyon. In der Mittagszeit scheint die Sonne direkt in den Canyon, vor allem im breiten Teil finden man dann fast keinen Schatten mehr.
- Mögliche Stopps im Park sind: Sesriem Canyon, Elim Düne, Düne 45. Hinter dem 2WD-Parkplatz liegen Dead Vlei, Nara Vlei, Sossusvlei und Hidden Vlei. Am Dead Vlei liegt die Big Daddy Düne, die höchste Düne der Welt.
- Der Park ist ziemlich überlaufen, entsprechend voll sind auch die Sehenswürdigkeiten. Fährt man antizyklisch, kann man diese trotzdem fast für sich haben. Wir waren im Dead Vlei, auf Düne 45 und im Sesriem Canyon fast allein.
- Im Restaurant gibt es kleinere Snacks sowie eine kleine Karte mit größeren Gerichten. Das Essen ist einfach, aber ok. Im Souvernirshop kann man für 50N$ einen Voucher für das WLAN kaufen (300MB).
Planung für den Sonnenaufgang auf der Düne
Möchte man trotz der Menschenmenge zum Sonnenaufgang auf der Düne stehen, erfordert dies viel Planung. Diese muß schon mindestens ein Jahr vor der Reise beginnen. Da man erst zum Sonnenaufgang in den Park darf, muß man in der Sossusvlei Lodge oder auf dem Campground im Park übernachten. Denn nur dann ist es erlaubt, eine Stunde vor Sonnenaufgang in den Park einzufahren um rechtzeitig auf der Düne zu stehen. Aus diesem Grund sind beide auch sehr früh ausgebucht. Die Lodge z.B. ist mindestens ein Jahr im voraus ausgebucht, da sie nur wenige Zimmer hat.
Wohnt man außerhalb des Parks, kann man in vielen Lodges Touren zum Sonnenaufgang auf der Düne buchen. Möchte man dies nicht, bleibt einem nur die Möglichkeit, beim Sonnenaufgang von der Lodge loszufahren. Daher ist es in jedem Fall vorteilhaft, so nah wie möglich am Parkeingang zu wohnen.
Ist man früh morgens an der Düne, sollte man sich warm anziehen, denn morgens ist es in der Wüste kalt. Bei geführten Touren bereiten die Fahrer in der Zeit, die man auf der Düne verbringt ein kleines Frühstück vor, so daß man sich nach der anstrengenden Wanderung stärken kann.