Als ich im August 2010 in Neapel unterwegs war hörte ich manchmal den Satz “C´e un Sospeso?” durch die Kaffeehäuser hallen. Die Lautstärke dort ist nicht zu unterschätzen und wer sich so um einen Café bemüht, diesen Tumult und das bunte Treiben der Stehcafés zu übertönen, verdient sich wohl einen kostenlosen Espresso. Dachte ich im ersten Moment.
Nur um kurz darauf zu erkennen, dass diese spezielle Frage viel tiefer in der neapolitanischen Kultur verwurzelt ist, als ich am Anfang ahnen hätte können. Un Café Sospeso (ital.: „Aufgehobener“) ist eine ganz besondere Tradition, Menschen, denen es an finanziellen Mitteln mangelt, den Tag zu versüßen.
Es funktioniert ganz simpel: wann immer man einen erfolgreichen Geschäftsabschluss hatte, einen sozialen Beitrag leisten will oder einfach nur einen guten Tag hatte, bestellt man im Kaffeehaus seiner Wahl einen Espresso und bezahlt zwei.
Kommt später jemand vorbei, der sich aufgrund seiner Armut selbst keinen Espresso leisten kann, fragt dieser nach einem “Sospeso” und darf diesen ohne dafür zu bezahlen trinken. Dadurch ist es auch jenen möglich am wilden sozialen Treiben teilzunehmen, denen es an monetärer Grundlage mangelt.
Ich meine, das ist eine wunderbare Idee und ganz besondere Tradition, die vielleicht auch bei uns dazu führen würde, dass wir mit unseren Mitmenschen gedankenvoller umgehen.
Erst, wenn wir erkennen, dass wir gleich sind, wird Gerechtigkeit möglich. Und ich spreche hier nicht von Gleichberechtigung (was völliger Bullshit ist, das musste mal gesagt werden. Ehrlich).
Alles Liebe,
P.S.: Glück kann man nicht kaufen. Aber man kann Whiskey kaufen und es kommt ziemlich auf das Gleiche raus.
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