Sonnige Aussichten

Ein ausführlicher Artikel in ff 05 vom 04. Februar 2010 zeigt auf, zu welchen Absurditäten die momentane Energiepolitik führen kann. Wo "Umweltfreundliche Energiegewinnung" reine Geldmacherei tarnen muss, bleiben Negativfolgen für Natur und Landschaft nicht aus. Gegen alternative Energieproduktion wäre nichts auszusetzen, nur sollte sie wirklichen Gesamtkonzepten folgen. Punktuelle Installationen, wie es auch die meisten Kleinstwasserkraftwerke sind, besitzen einen derart geringen Wirkungsgrad, dass sie ihrem Ziel, saubere Energie zu produzieren, eigentlich schon aufgrund des immensen Energieaufwandes für ihre Inbetriebnahme kaum mehr gerecht werden können.
Hier einige Auszüge aus dem Artikel:

Goldige Wiesen
Die Gemeinde Vöran errichtet eine 3,5 Hektar große Fotovoltaikanlage auf der Wiese eines Bauern. Jetzt fürchtet man, dass auch andere Gemeinden der Kulturlandschaft mit Paneelen zu Leibe rücken.
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Das Geschäft mit dem Solarstrom soll Geld in die magere Gemeindekasse spülen. Ein simpler wie einleuchtender Plan. Doch die sonnige Idee hat auch ihre Schattenseite.
Das Problem lässt sich wohl am besten in Form einer Frage formulieren: Was, wenn auch andere Gemeinden Südtirols­ auf die Idee kommen, einen Teil ihrer Kulturlandschaft mit Paneelen zuzupflastern? Was, wenn im Tourismusland Südtirol, dessen unwiederbringliches Kapital die Landschaft ist, ganze Wiesen und Felder unter Fotovoltaikpaneelen verschwinden?
Das Pilotprojekt ist bereits durchgewinkt. Die Landesregierung hat es vor rund zwei Wochen genehmigt. Die Anlagen – es handelt sich zweifelsohne um das größte landesweite Solarstromprojekt dieser Art – seien im öffentlichen Interesse und so konzipiert, dass sie landschaftlich kompatibel sind, hieß es hierzu. Mit einigem Stolz verkündete Landeshauptmann Durnwalder höchstpersönlich, dass Vöran mit Ausnahme des Verkehrs „als erste Südtiroler Gemeinde energieautark“ sei.
Nun geht es an die internationale Ausschreibung des 6-7 Millionen Euro teuren Vorhabens. Eine Anlage wird unweit des Vöraner Ortskerns beim „Töthhof“ entstehen. Dort ist die Wiese, die die Gemeinde vom „Töthhof“-Bauern pachtet, idealerweise gen Süden sowie Südosten ausgerichtet, denn die Vormittagssonne ist leistungsstärker als die Nachmittagssonne. Die zweite Anlage wird oberhalb der Sportzone nahe dem Gasthaus „Grüner Baum“ auf einer Lichtung in Richtung bekanntes Ausflugsziel „Leadner Alm“ errichtet – „von der Straße uneinsehbar“, wie der Bürgermeister versichert.
[...]
Das muss man auch in Bozen so gesehen haben. Die Lobbyarbeit des Bürgermeisters, der auch Obmann der Milkon ist, scheint vor der politischen Weichenstellung jedenfalls gefruchtet zu haben. Nur ein Gutachten scheint sich gegen das Projekt ausgesprochen zu haben – jenes der Forstbehörde, wie auf Nachfrage bestätigt wird. „Dieses ist in Bozen als tendenziös beschrieben worden“, entgegnet der Vöraner Bürgermeister. Und ergänzt: „Wir schlägern keinen einzigen Baum.“ Doch was ist tendenziös daran, wenn man sich Sorgen um ein (noch) intaktes Landschaftsbild macht? Dass der Fall der Fotovoltaikanlage im landwirtschaftlichen Grün zum Präzendezfall werden könnte, beschäftigt Naturschützer und Touristiker gleichermaßen. „Man führt pseudoökologische Argumente ins Feld, dabei geht es rein ums Geld“, heißt es hierzu etwa aus dem Dachverband für Natur und Umweltschutz; eine auf Energieeffizienz beruhende Sanierung öffentlicher Gebäude würde ökologisch weit mehr bringen.
Bislang hatten sich Südtirols Gemeinden damit begnügt, Solarstromanlagen auf den Dächern gemeindeeigener Strukturen zu errichten. Der Schritt auf die Wiese ist neu. „Ich denke nicht, dass unser Projekt einen Präzedenzfall darstellt, weil die gesamtstaatlichen Vergünstigungen zur Inbetriebnahme von Fotovoltaikanlagen samt Stromproduktion in der bestehenden Form nur mehr heuer gelten“, sagt Bürgermeister Alber.
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Der Fotovoltaikzugriff auf Wiese und Weide scheint die Raumordnungskommission nicht zu sorgen: Das Vöraner Projekt wurde positiv begutachtet. Unter anderem deshalb, weil der soeben in Pension gegangene Leiter der Landesabteilung Natur und Landschaft Roland Dellagiacoma bei den Paneelen auf der Wiese keinen großen ästhetischen Unterschied zu Hagelnetzen erkannte. „Auf bestehenden Dächern ist Fotovoltaik in puncto Landschaftsschutz und Raumordnung kein Problem, auf der Wiese ist das eine etwas andere Sache“, sagt Anton Aschbacher. Und Südtirols Raumordnungschef fügt hinzu: „Das Problem dabei ist, nach welchen Kriterien wir bei solchen Fällen zukünftig entscheiden.“
Markus Larcher

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