Social Distancing: Woche 1

Social Distancing: Woche 1Ich hoffe, ihr alle da draussen seid wohlauf, gesund, so glücklich wie möglich und vor allem zuhause! Hinter uns liegt die erste von voraussichtlich vielen Wochen im Home Office und ich melde mich mit einer kurzen Zwischenbilanz.Nachdem der erste Schock verdaut ist, finde ich mich langsam in der neuen Situation zurecht. Es gibt schlechte Momente, in denen ich meine Familie und den Bodensee vermisse, die Nachrichten schaue oder mit Unbehagen an den neuen Job denke, den ich im Mai eigentlich / hoffentlich anfangen sollte und der mir plötzlich ungewiss erscheint. Das sind die Momente, in denen ich in der Regel in Tränen ausbreche.
Es gibt aber auch sehr viel Positives. Wäre die Lage nicht so ernst, könnte diese Zeit beinahe wohltuend sein. Da ist zum einen mal die Ruhe. Plötzlich haben wir Zeit! Richtig viel davon. Es ist unglaublich, wie viel entspannter ich mich schon nach einer Woche fühle, wenn ich nicht dauernd in Eile und auf dem Weg irgendwohin bin. Mein Morgen ist so viel entspannter. Ich kann vor der Arbeit frühstücken und dabei meine Gesichtspflege richtig einwirken lassen. Wir haben diese Woche Brot gebacken und selber Butter gemacht. Ich habe unserem Gartentor einen neuen Anstrich verpasst,  Kräuter in Töpfe gepflanzt, jeden Abend die Blumen gegossen, den Hof gefegt, Sport gemacht, Kleider aussortiert, meine Winterschals weggeräumt und Wäsche gewaschen. Jeden Abend machen wir zu dritt einen Spaziergang - Momo, Ben und ich. Das ist mein Lieblingsteil des ganzen Tages. 
Ich weiss nicht, wann ich das letzte Mal so viel Zeit hatte, mich um mich selbst zu kümmern und mein Zuhause / mein Leben aufzuräumen und in Ordnung zu bringen. Und es scheint nicht nur mir so zu gehen. Obwohl Social Distancing wahrscheinlich das Wort des Jahres wird, habe ich selten so viel Kontakt zu meinen Freunden gehabt wie in der letzten Woche. Wir schreiben uns über Whatsapp und verabreden uns via Videochat zum Apéro, zum Brunch oder zum Beauty Abend. Und auch wenn wir dabei viel über Corona & Co. sprechen, bekommen die Gespräche einen deutlich positiveren Ton. Kein Geschimpfe mehr auf den Job. Kein Gejammer über den Partner. Wenn man seine Tage in einem Zustand permanenter Sorge verbringt, kann ein simples Telefonat zu einem regelrechten Sonnenstrahl werden. Warum haben wir das nicht früher geschafft? Warum braucht es erst eine Pandemie, um unsere Freundschaften auf kreative Weise zu pflegen?
Irgendwann wird diese schwere Zeit vorbei sein. Ich wünsche mir sehr, dass wir dann weiterhin an einigen dieser Dinge festhalten: Zeit nehmen, kreativ sein, Freundschaften pflegen. 
Von solch philosophischen Aspekten einmal abgesehen, hat sich hier eigentlich gar nicht so viel verändert. Die ländliche Idylle ist fast etwas skurril. Leere Regale sieht man in den beiden Supermärkten nicht. Sogar das heiss begehrte WC Papier gibt es in Hülle und Fülle. Der Betrieb auf den vielen Baustellen läuft weiter (was mitunter ehrlich gesagt ziemlich nervt, wenn man den ganzen Tag zuhause ist). Die Bauern arbeiten auch wie gewohnt. Der Pizzamann steht freitags weiter mit seinem Wagen auf dem Dorfplatz. Lediglich das Steak Restaurant hat geschlossen und bietet Fleisch, Desserts und Wein jetzt als Take Away oder Lieferservice an. Und man sieht jetzt mehr Eltern, die mit ihren Kindern auf der Strasse Himmel und Hölle spielen oder im Dorfbach nach Fischen "angeln". Auf den Balkonen wird nicht geklatscht oder musiziert. Aber es bricht auch niemand in Panik aus. Ein bisschen als hätte das Dorf entschieden, bei dieser Pandemie nicht mitzumachen. 
Ich für meinen Teil sitze gerade mit meinem in der Küche bei einer Tasse Tee. Ben macht Pulled Pork auf dem Smoker im Garten und die Luft riecht rauchig nach Lagerfeuer. Ich werde gleich Burger Buns für unser Abendessen backen und dann ein neues Buch auf meinem Kindle anfangen. 
Ich hoffe, ihr alle könnt das Wochenende ebenfalls dazu nutzen, ein bisschen abzuschalten, mit Freunden zu sprechen und die Krise für ein paar Momente zu vergessen. Bleibt gesund!

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