Eine Besonderheit und ein eindrückliches Erlebnis auf jeder Madagaskar-Reise ist der kleine beschauliche Ort Soatanana, auch “das weiße Dorf” genannt.
Soatanana liegt etwa vierzig Kilometer westlich von Fianarantsoa im madagassischen Hochland, eingebettet in Hügel. Der Ort wurde im späten 19. Jahrhundert von einem Mann namens Rainisoalambo gegründet.
Soatanana ist eines der vier große “Toby” (Zentren) der Mpiandry in Madagaskar. Die anderen drei sind Ankaramalaza, Farihimena und Manolotrony.
Über 600 der 1.000 Einwohner von Soatanana sind “Mpiandry” (= “Schäfer”) und gehören zur „Kirche der Apostel“. Diese religiöse Gemeinschaft hat etwa 6000 Anhängern in Madagaskar. Ihr Ursprung liegt nicht in der Lehre, die ausländische christliche Missionare im 19. Jahrhundert nach Madagaskar brachten, sondern in der Erkenntnis, dass die Gründer eigene heilige Schriften besaßen.
Die “Schäfer” in Soatanana kleiden sich ausschließlich in langen, weißen Lambas (traditionelle madagassische Schals) und Roben. Sie folgen genau den gleichen Regeln und widmen ihr Leben guten Taten. Einige biblische Riten werden stets wiederholt, z.B. einander die Füße zu waschen. Jeden Sonntag ziehen die Anhänger singend zur Kirche Soatananas. Diese regelmäßige Prozession durch den Ort ist beeindruckend und bietet ein imposantes Bild – es ist eine weiße Flut mit wogenden inbrünstigen Gesängen.
Soatanana ist eine sehr fortschrittliche und enge Dorfgemeinschaft. Es gibt dort eine Privatschule, eine Krankenstation und Stromversorgung, die von den Bewohnern selbst finanziert wurden. Die Reisfelder sind Gemeindegut – sie werden gemeinsam bestellt und die Ernte versorgt alle Angehörigen.
Madagsakar-Reisende können diesen besonderen Ort jederzeit besuchen und am Alltag der Mpiandry teilhaben. Die Menschen dort empfangen Gäste freundlich und offen. Vor allem Sonntags lohnt sich ein Abstecher, denn auch an den Prozessionen kann teilgenommen werden.