So putten Golfer am Algarve-Grün nicht mehr ins Blaue

April und Oktober sind die attraktivsten Monate für Golfsport auf den rund 40 Plätzen der Algarve, die zu den beliebtesten Ganzjahres-Destinationen auf der Welt gehören. Eine neue Software, die ein Hamburger Start-up vom 20. bis 24. März auf der CeBIT in Hannover präsentiert, könnte Golfern nun helfen, die rund 1,3 Millionen Runden pro Jahr an Portugals Südküste noch erfolgreicher zu beenden. Und ein weiteres deutsches Startup aus Weil am Rhein will als erste Plattform im Internet Komplett-Golfurlaub mit einem Klick anbieten.

So putten Golfer am Algarve-Grün nicht mehr ins Blaue

Umkämpft: der CeBIT Innovation Award. Foto: CeBIT

Entwickelt haben „PuttView“, so der Produktname, die Hamburger Unternehmensgründer Christoph Pregizer und Lukas Posniak – zusammen mit Software-Entwickler Niclas Schopf und weiteren Experten des Start-ups Viewlicity GmbH. Mit etwas Glück könnten die Jungunternehmer auf dem IT-Event in Hannover den mit insgesamt 100.000 Euro dotierten CeBIT Innovation Award gewinnen, in dessen Wettbewerbs-Finale sie stehen.

Ausgezeichnet werden mit dem seit vier Jahren vergebenen Preis herausragende Innovationen für größtmögliche Benutzerfreundlichkeit und intuitive Interaktion mit IT-Systemen.

So putten Golfer am Algarve-Grün nicht mehr ins Blaue

Das Kernteam für PuttView: Lukas Posniak, Christoph Pregizer und Niclas Schopf (v.l.n.r). Foto: Viewlicity

Mit ihrer Trainingsanwendung verschaffen die Hamburger Golf-Fans allen Spielern gute Aussichten für den perfekten Schlag. Ob in Innenräumen oder draußen, auf dem echten, so genannten Grün, unterstützt PuttView digital beim analogen Einlochen oder – wie die Golfer sagen – „Putten“.

„Wir ermöglichen es Golfspielerinnen und Golfspielern, während des Putt-Trainings die ideale Linie mit dem tatsächlichen Weg des gespielten Balls zu vergleichen“, sagt Jungunternehmer Posniak. Der Sportler erhalte so unmittelbares Feedback zur eigenen Schlagausführung, da die Putt-Linie in Ballgeschwindigkeit direkt im Sichtfeld des Spielers visualisiert wird.

Beim Putten, dem entscheidenden Teil des Golfspiels im Grünen, nicht mehr auf Verdacht ins Blaue schlagen – wer wollte das nicht gern. Immerhin macht das Putten rund 40 Prozent aller Schläge aus. Dank der Hamburger Entwickler helfen dabei jetzt verschiedene Interaktionsmöglichkeiten, spielerische Elemente und moderne Bildverarbeitungsalgorithmen. Mitgewirkt an der Entwicklung hat der Bereich Human Computer Interaction der Universität Hamburg.

„Trainierende versetzen wir mit PuttView erstmalig in die Lage, das Grün gewissermaßen zu ‚lesen‘ und intuitiv die richtige Dosierung des Schlags zu trainieren“, erläutert Posniak. Spiele und Ausführungstests sorgten für Vergleichbarkeit im Training und spornten die Spieler an, sich zu verbessern.

So putten Golfer am Algarve-Grün nicht mehr ins Blaue

Digitale Unterstützung durch PuttView beim Finden der Ideallinie. Foto: Viewlicity

Die Indoor-Version bedient sich einer senkrechten Beamer-Projektion direkt auf die Spielfläche. Sie wird nach Angaben der Gründer bereits auf mehreren deutschen Golfanlagen eingesetzt. „Die Trainingsinhalte wurden auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Studie entwickelt, die wir zusammen mit dem renommierten Golftrainer Paul Dyer und Prof. Frank Steinicke von der Universität Hamburg durchgeführt haben“, sagt Posniak. In einer neuen Outdoor-Version soll die Anwendung ab diesem Sommer durch Nutzung von Augmented Reality-Brillen auch unter realistischen Umwelt- und Spielbedingungen auf Golfplätzen zum Einsatz kommen.

Zukünftig wollen die Viewlicity-Gründer ihre Applikation zu einem intuitiven und umfassenden Trainingstool für das Putten, also zu einer Art digitalem Golftrainer, ausbauen, der den echten Trainer während der Übungsstunden unterstützt. Zunächst aber werden sie vom 20. März an dem CeBIT-Publikum am Stand des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (Halle 6, Stand A34) ihre Lösung vorführen.

Golfrunden spülen mehr als 80 Millionen Euro in Algarve-Kassen

Zurück zum bislang rein analogen Golfspiel an der Algarve. Die im vergangenen Jahr, dem 50. des Golfsports an der Südküste Portugals, registrierten 1,3 Millionen Golfrunden sind das Ergebnis einer Zunahme um 10,5 Prozent. Allein durch Green Fees dürften so gut 80 Millionen Euro an die Algarve geflossen sein, schätzen Experten.

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Zehnjahresbilanz der an der Algarve gespielten Golfrunden. Quelle: Associacao Algarve Golfe

Die meisten Runden werden hier im Oktober (2016: 161.000) und im April (148.000) gespielt. Im Februar vergangenen Jahres (+23 Prozent) und im April (+19,8 Prozent) gab es die größten Zuwächse gegenüber 2015. Golf hilft der Tourismusbranche der Region besonders, ihre Abhängigkeit von der Badesaison im Hochsommer zu vermindern.

Zwei Golf-„Oscars“ für die Algarve zu Beginn des 51. Jahres

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Populäres Magazin in Europas Golfmarkt Nr. 1: Today’s Golfer

Das Golfjahr 2017 begann für die Algarve mit einer doppelten Auszeichnung durch das populäre britische Magazin Today’s Golfer: Die Leserinnen und Leser setzten die sonnenverwöhnte Destination mit weitem Abstand auf Platz 1 – sowohl als bestes Golf-Ziel, als auch als das mit dem besten Gegenwert („best value“) in Kontinentaleuropa. Die Auszeichnungen werden von Experten als so etwas wie die „Oscars“ der Golf-Branche angesehen.

Sie erfolgten unmittelbar im Anschluss an das gefeierte 50. Golfjahr der Algarve. Maria Manuel Delgado e Silva, Golf-Produktmanager des Tourismusverbands ATA, bedankte sich für die Awards. Sie seien eine „Quelle des Stolzes“.

ATA-Geschäftsführerin Dora Coelho verband ihren Dank mit der Versicherung, dass die Region auch weiterhin die Exzellenz liefern werde, welche die Golfer erwarten.

Auch in anderen Regionen Portugals ist der Golfsport erfolgreich. So meldete das größte Golfplatzmanagement-Unternehmen in Zentral-Portugal, Orizonte – Lisbon Golf, ein Buchungswachstum von mehr als 20 Prozent im Jahr 2016. Das sei schon das dritte Plus in Folge, hieß es. Vor allem mehr Gäste aus dem Vereinigten Königreich, aus Dänemark und Frankreich hätten in der Umgebung der portugiesischen Hauptstadt Golf spielen wollen – insbesondere im Frühling. Die Kunden können bei Orizonte an einer Stelle Runden auf sechs verschiedenen Golfplätzen buchen.

Digitalisierung des Golfmarkts schreitet voran

Für entspannteres Golfen, auch an der Algarve, will ein weiteres Start-up sorgen. Das Jungunternehmen golf4you aus Weil am Rhein plant die erste Web-Plattform für Komplett-Golfurlaub mit einem Klick. Am 14. Februar ging es auf der Crowdinvesting-Plattform Companisto an den Start. Das E-Commerce-Startup hat sich zum Ziel gesetzt, vom zweiten Quartal dieses Jahres an erstmals vollständige Golfreisen, also Flug, Hotel, Transfer und Golfplatzreservierung eingeschlossen, als Komplettpaket aus einer Hand anzubieten. Einzelheiten zu dem Projekt sind auf der Crowdinvesting-Plattform zu lesen.

Algarve-Golfer kennen die Herausforderung: Es ist mitunter sehr mühsam und zeitaufwändig, eine komplette Golfreise online zu buchen: In der Regel wird die Reise bei einem Anbieter gebucht und die Abschlagzeiten bzw. die Golfplatzreservierung bei einem anderen – oder das Ganze wird vor Ort geregelt. Da Algarve-Golfplätze gut besucht werden und dadurch nicht selten feste Start- bzw. Abschlag-Zeiten vergeben werden, kann man nicht spielen, falls man im Vorfeld keinen Termin reserviert hat. Die Plattform golf4you der Gründer Michael Brendel, Arnulf Pribas und Paul Smyth will nun dafür sorgen, dass Golfer zusätzlich zu ihrem Hotel und ihren Flügen in einem Vorgang auch die Abschlagszeiten buchen können.

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Aus der Selbstdarstellung des Gründerteams. Quelle: Golf4you

Deutschsprachiger Raum zweitgrößter Golfmarkt in Europa

Da es im deutschsprachigen Raum nach Angaben von golf4you etwa 800.000 aktive Golfer gibt, ist die D-A-CH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) nach Großbritannien der zweitgrößte Golfmarkt in Europa. 2016 sollen rund 1,5 Millionen Golfreisen gebucht worden sein; das Start-up beziffert das Marktvolumen auf zwei Milliarden Euro.

„Doch bislang wird dieser Markt von etablierten Reiseanbietern, die rund 15 Prozent Marktanteil haben, sehr vernachlässigt“, so Brendel. Dabei sei das Nachfrage-Potenzial groß. Brendel verweist auf Ergebnisse einer Befragung unter 2.500 Golfern, wonach 70 Prozent der Antwortenden eine Reisebuchungsseite mit integrierter Golfplatzreservierung („One-stop Golf-Booking“) auf jeden Fall nutzen würden.


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