Immer mehr Jugendliche haben Schulden. Die Gründe dafür sind verschieden und reichen von Arbeitslosigkeit bis zu überhöhten Konsumansprüchen. In den meisten Fällen sind aber der falsche Umgang mit Geld und das fehlende FinanzwissendieHauptursachen für die finanziellen Schwierigkeiten.Daher ist es enorm wichtig, bereits Kindern beizubringen, wie man richtig mit Geld umgeht.
Schulden sind normal
Reicht das Taschengeld nicht mehr aus, so borgt man sich Geld bei den Eltern oder Freunden. Das ergab eine große Befragung unter1.800 Schüler zwischen 14 und 19 Jahren, die es größtenteils als normal ansehen, Schulden zu machen. Eine weitere Umfrage der Arbeiterkammer unter Lehrlingen ergab, dass bereits sechs Prozent der Befragten einen Kredit haben. Jeder Dritte hat Erfahrung mit Mahnungen, Inkassobüros, Pfändungen bzw. überzieht regelmäßig sein Konto. Die klassischen Kostenfallen sind teure Markenkleidung, hohe Ausgaben beim Ausgehen oder das berühmt–berüchtigte Gratis Smartphone. Ebenso werden die laufenden Kosten für das erste Moped, Auto oder Wohnung häufig unterschätzt. Insgesamt ist unter Jugendlichen seit Jahren ein deutlich sorgloserer Umgang mit Geld zu beobachten und eine ständig abnehmende Furcht vor Schulden und finanziellen Engpässen. Leider ist genau diese Haltung gegenüber den eigenen Finanzen eine wesentliche Voraussetzung für eine spätere „Schuldnerkarriere“ , die immer öfter in einem Privatkonkurs endet.
Finanztraining schon im Kindesalter
Um eine solche Schuldnerkarriere dem eigenen Nachwuchs zu ersparen, ist es wichtig, bereits im Kindesalter den richtigen Umgang mit Geld zu erlernen. Zu diesem Zweck empfiehlt die deutsche Expertin Barbara Kettl-Römer Kindern schon ab dem sechsten Lebensjahr regelmäßig Taschengeld zu geben. Inzwischen finden sich im Netz zahlreiche Vorschläge hinsichtlich der angemessenen Taschengeldhöhe für das jeweilige Alter, doch scheint sich nachstehende Empfehlung allgemein durchgesetzt zu haben.
Taschengeld für Kinder und Jugendliche
- 6 bis 8 Jahre - wöchentlich - 2 Euro bis 2,50 Euro
- 9 bis 10 Jahre - wöchentlich - 3 Euro bis 3,50 Euro
- 11 bis 12 Jahre – wöchentlich- 3,50 Euro bis 4 Euro
- 13 bis 14 Jahre – monatlich – 15 Euro bis 20 Jahre
- 15 bis 16 Jahre – monatlich – 20 Euro bis 30 Euro
- 17 bis 18 Jahre – monatlich – 30 Euro bis 60 Euro
- 19+ - monatlich- 60 Euro bis 90 Euro
Das Taschengeld sollte regelmäßig an einem fixen Tag oder Datum ausbezahlt werden und je nach Betragshöhe in verschiedenen kleineren Scheinen oder Münzen. Außerdem muss mit dem Kind klar vereinbart werden, was mit dem Taschengeld bezahlt wird. Bei kleinen Kindern wird es die eine oder andere Süßigkeit sein,die dann selbst gekauft wird. Bei Teenager ehereine Kinobesuch oder ein Kleidungsstück. Wichtig ist, daß das Kind sich sein Taschengeld selbst einteilt und etwaige Ausgaben und Sparziele selbst bestimmt. Der Trainingseffekt wird dabei aber nur erzielt, wenn man konsequent bleibt. Reicht das Taschengeld einmal nicht für den vereinbarten Zeitraum aus, dann darf man auf keinen Fall ein wenig „aushelfen“ oder einen Vorschuss auf das nächste Taschengeld gewähren. Der Nachwuchs muss unbedingt lernen mit dem zur Verfügung stehenden Betrag über den gesamten Zeitraum auszukommen. Abschließend sei noch erwähnt, daß das Taschengeld weder als Druck- oder Erpressungsmittel verwendet werden sollte. Das Streichen des Taschengeldes hat noch kein Kind dauerhaft dazu motiviert zum Beispiel das eigenen Zimmer aufzuräumen oder bessere schulische Leistungen zu erbringen.
Rechtzeitig Finanzwissen aneignen
Es heißt immer wieder, daß die Schule unsere Kinder auf das Leben vorbereitet. Tatsächlich werden unsere Schüler aber stundenlang mit dem spanischen Erbfolgekrieg, dem Lackmustest oder der richtigen Anwendung des Plusquamperfekts malträtiert, anstatt zumindest die wichtigsten Grundlagen des Finanzwissens zu erlernen. Und so haben selbst Jugendliche im Alter von sechzehn bis achtzehn Jahren nur wenig Ahnung von den wichtigsten Bankprodukten, der richtigen Planung von Ausgaben und Einnahmen oder wie man Geld richtig anlegt. Da von schulischer Seite kein oder nur wenig Wissen in Finanzangelegenheiten vermittelt wird, obliegt es den Eltern Ihre Kinder entsprechend vorzubereiten. Folgende Maßnahmen sind dabei sehr hilfreich:
Eigenes Konto mit Kontokarte
Wenn möglich, sollte Dein Kind ein eigenes Konto inklusive Kontokarte besitzen. Zu diesem Zweck suche mit Deinem Nachwuchs die Bank Deines Vertrauens. Dort soll sich Deine Tochter oder Sohn selbst über ein passendes Konto informieren und beraten lassen. Selbstverständlich kannst Du aber immer ein wenig unterstüzend eingreifen. Später wird das Taschengeld oder Geldgeschenke zum Geburtstag direkt auf das Konto überwiesen.
Eigenes Sparbuch
Hat das Kind ein eigenes Konto, dann macht ein seperates Sparbuch natürlich ebenfalls Sinn. Auch hier soll es sich selbt beraten lassen
Ausgaben und Einnahmen offenlegen
Zeige Deinem Kind wieviel Du verdienst und wie hoch Deine laufenden Fixkosten sind. Jungendliche wissen oft nicht, wieviel ihre Eltern verdienen. Und noch viel weniger ist ihnen klar, wie hoch monatliche Ausgaben für Miete, Strom und Heizung, für das Auto oder den häuslichen Internetanschluss sind. Du musst dabei keine genauen Beträge nennen, aber Dein Kind soll eine Vorstellung davon bekommen, wie hoch Deine Einnahmen und Ausgaben sind.
Kundenfang - Verträge" erklären
Ein besonders wichtiges Thema, da besonders Jugendliche aufgrund Ihrer fehlenden Erfahrung auf die besonders "tollen" Angebote reinfallen. Erkläre warum ein Gratis Smartphone oft gar nicht gratis ist oder Ratengeschäfte bei Versandhäusern oder Elekronikshops schnell zu einer verdammt teueren Angelegenheit werden können.
Neben diesen Maßnahmen, gibt es auch im Netz einige sehr gute und hilfreiche Webistes, die in kompakter und manchmal spielerischer Weise wichtiges Finanzwissen vermitteln. Diesbezüglich ist die Website FinanzVifzack des österreichischen Finanzministeriums sehr zu empfehlen. Über mehrer Online-Lernmodule und einem eigenen App kann man sich nützliche Informationen zu den verschiedensten Finanzthemen holen. Auch Geldunso.at versucht Finanzwissen in jugendlich frischer Art zu vermitteln. Zusätzlich gibt es aber noch verschiedene Tools, mit denen man zu Beispiel herausfinden kann, welcher Geldtyp man ist oder wie lange man sparen muss, um sich einen bestimmten Wunsch zu erfüllen.
Geld ist nicht Alles
Ein wichtiger Aspekt in Sachen Finanzerziehung ist dem Kind den tatsächlichen Wert von Geld beizubringen. Es ist schön, Geld zu haben. Es fühlt sich gut an, die laufenden Fixkosten begleichen zu können, sich ab und zu was Schönes zu gönnen und überhaupt ein Leben in finanzieller Sicherheit zu führen.
Viele verwechseln aber dieses Gefühl der Sicherheit und Zufriedenheit mit Glück und glauben, wenn sie noch mehr Geld haben und sich noch mehr leisten können, sind sie damit auch glücklicher. Zu diesem Zweck werden dann immer wieder neue Konsumgüter, bevorzugt Elektronikartikel oder teuere Markenkleidung, angeschafft. Doch die wenigsten schaffen es mit dieser Methode wirklich dauerhaft glücklicher zu werden. Oft endet dieser zügellose Konsum in der Schuldenfalle und mit der Erkenntnis " Geld ist schön, wenn man es hat - es ist aber sicher nicht alles".
Und genau das sollten wir unseren Kindern beibringen. Das Leben bietet so viel Schönes, wofür wir überhaupt gar kein Geld brauchen oder auch nicht kaufen könnten. Geld macht einen Menschen nicht besser, nicht erfolgreicher, nicht zufriedener und nicht glücklicher. Geld ist nur ein Tauschmittel um dafür Güter und Dienstleistung zu erhalten, nicht mehr und nicht weniger.
In diesem Sinne zeigen wir unseren Kindern wie man Geld richtig umgeht aber auch, daß es Wichtigeres gibt.