Die Gründe sind zahlreich…
Ähnlich wie Mathias möchte ich mal 7 Gründe nennen, warum in Frankfurt – ganz anders als bei ihm – einfach nichts lief:
- Ich bin mit dem linken Fuß zuerst aufgestanden.
- Ich habe wegen der tief stehenden Sonne die Abfahrt zu den kostenlosen Parkplätzen am Rebstock-Bad verpasst und bin schnurstracks im 11 Euro teuren Parkhaus gelandet
- Nach dem Abholen der Startnummer habe ich mich mit einer Dame W70 unterhalten, die schon ihren 7. Marathon in diesem Jahr laufen wollte und mich mit ihrer überbordenden Energie geradezu erschreckt hat.
- Um im Laufe des Laufs nicht zu überhitzen, habe ich mir die Profis zum Vorbild genommen und bin in Dreiviertelhose und T-Shirt an den Start gegangen.
- Während ich schon über die Startmatte stolperte, stach ich mir fast in den Finger, weil ich meine Startnummer an ein vom Boden aufgesammeltes langärmeliges Rettungs-Fleeceshirt umstecken musste.
- Als kleiner Ausgleich für die Parkgebühren lag bei Kilometer 1,5 ein 5-Euro-Schein auf der Laufstrecke, und beim Bücken danach kam ich aus dem Laufrhythmus.
- Der Geldschein muss mich extrem belastet haben, denn schon bei KM 2 habe ich mich nach dem Ziel gesehnt.
Okay, die Ursachen mögen etwas verzerrt dargestellt sein, die Wirkung war genau so: Bei KM 2 war ich schlapp wie sonst nicht nach einem 17-KM-Trainingslauf. Bei KM 4 hätte ich mich gern mal auf einem Dixi-Klo erleichtert, aber als endlich zwei blaue Boxen auftauchten, waren die schon anderweitig besetzt, und warten wollte ich nicht. Bei KM 6 löste ich möglichst unauffällig das Plastikarmbändchen mit den Zwischenzeiten für eine Sub 4 und ließ es in einem Mülleimer verschwinden. Bei KM 8 standen Zuschauer mit dem Schild “Aufgeben wäre jetzt auch blöd” … was mich zu einer Meditation rund um das verlockende Wort “Aufgeben” veranlasste.
… aber nicht genug
Kurz und gut: Mein persönlicher Frankfurt-Marathon war nicht nur die üblichen 42,2 Kilometer lang sondern auch verdammt hart. Aber letztlich kam aufgeben für mich trotzdem nicht in Frage. Als bei KM 25 erst die linke Wade bretthart war und die rechte sich bald darauf solidarisch zeigte, verfiel ich mal in den Wanderschritt. Selbst die Verpflegung mit grasgrünen Bananen, die weder meinem Gaumen noch meinem Magen bekamen, konnte mich völlig bremsen; eine Familie hatte am Streckenrand einen Tisch aufgebaut und buk Waffeln! Ich hätte heulen können vor Glück. Frisch gestärkt mit einem leckeren Waffelherzen konnten auch die letzten 15 Kilometer kommen. Die ich beim Köln-Triathlon noch als “Endspurt” völlig problemlos und konstant durchgelaufen war. Egal, den Zieleinlauf in der Festhalle wollte ich mir nun nicht mehr nehmen lassen.
Und die Moral von der Geschicht?
Bis auf die etwas zu luftig gewählte Kleidung kann ich keinen echten Fehler erkennen. Noch drei Tage vor dem Start fühlte ich mich fit, hätte eine Sub 4 für realistisch gehalten. Und jetzt? Gibt es garantiert ein nächstes Mal! Nicht nur, um vielleicht wieder meine Schallmauer zu testen, sondern auch, um die Atmosphäre eines großen Stadtmarathons zu genießen. Wobei ich die in diesem Jahr ja schon etwas … unterkühlt fand.
Heute, zwei Tage nach dem Laufdesaster, hält mich zwar akuter Schneefall noch von einem Lockerungslauf ab, aber ein Weltuntergang hat ja wohl zwischenzeitlich nicht stattgefunden. So schön Laufen ist, so unbedeutend ist letztlich die erreichte Zeit – zumindest für mich.