Snakkasten: Psychoterrorweiber auf Whatsapp

Dass ich das Smartphone- und Applewatchzeitalter mehr als Fluch als als Segen empfinde, ist wohl kein Geheimnis.
Alles wird immer schnelllebiger und gleichsam unbedeutender, alles geht von überall aus und selbst im kleinsten Kaff hat man den besten Empfang. Haben Kinder ein Smartphone, können sie meist auch jeden Shit ohne igendwelche Grenzen oder Jugendschutz sehen. (Und falls Eltern das doch ernst nehmen oder tatsächlich der Meinung sind, das ein Kind in der Grundschule noch kein Iphone braucht, umso besser.)


Noch härter trifft das digitale Zeitalter aber wohl die Sorte der unzuverlässigen Menschen. Konnten sie sich früher hinter fehlenden Prepaidguthaben verstecken, so geht das heute alles irgendwie nicht mehr.

Snakkasten: Psychoterrorweiber auf Whatsapp


Letzte Woche hatte ich so eine Begegnung der dritten Art. Nennen wir ihn einfach mal Hennick. Eigentlich war es keine große Sache. Im Dezember hatte ich etwas bei diesem Bekannten vergessen, wollte dort noch mal hinreisen. Aber es hieß von Hennick aus: "Nein, keine Sorge, ich bring dir das in spätestens 2 Wochen vorbei. Sonst kann ich dir per Post schicken."

Dann war Januar. Nichts geschah.

Dann war Februar. Eigentlich brauchte ich das Zeug jetzt dringend. Ich schrieb an, eine Woche später kam eine genervte Antwort. "Hättest ja mal früher sagen können, dass du das so dringend für die Arbeit brauchst. Meine Güte, dann bringe ich es gleich morgen zur Post.

6.2., ein Samstag - es hieß plötzlich von Hennick aus dem Nichts: "Bin in Hannover, habe Sachen dabei. Hast du heute Vormittag Zeit?" Ja, hatte ich. "Aber ab 12 Uhr muss ich arbeiten.", schrieb ich dazu. Plötzlich wurde aus vormittags 15 Uhr, dann 21 Uhr.

13.2., ich bin wg. mehreren geschäftlichen Terminen in der Stadt, in der Hennick lebt. Hennick ist nicht in der Stadt, meint aber "Du kannst ja dann und dann zu meiner Wohnung oder zu meinem Arbeitsplatz fahren und die Sachen einfach abholen. Muss ich das ja gar nicht mit der Post schicken. Wollte ich ja just machen." Und ich sagte: "Nein." Warum? Die Wohnung ist komplett außerhalb dieser Stadt, mindestens 5 Euro Fahrtkosten und 1 Stunde Fahrt in und zurück mit den Öffis. Das wäre ja noch vertretbar gewesen, aber wenn ich um 10 Uhr, 12 Uhr, 14 Uhr und 15:30 Uhr Termine habe, kann ich nicht einfach dazwischen an den Stadtrand fahren, insbesondere, wenn ich selber auch nur per Fernbus angereist bin.
Hennick nennt das Spontanität, ich nenne es Unzuverlässigkeit. Und Unzuverlässigkeit und eine dicke Fresse haben, wo aber wenig oder nichts dahinter steckt, sind zwei Dinge, die ich gar nicht leiden kann.

Dann ist nun März. Am 29.2. war ich schon ziemlich entnervt, erkundigte mich aber noch in recht freundlichen Ton, was enn nun sei, ob das Paket abgeschickt worden sei.

1.3. - Tag des Shitstorms? Naja, einen Shitstorm kann man es eigentlich nicht nennen. Eher digitale Selbsterniedrigung, mit denen nicht mal die 42 Ausrufezeichen des Til Schweigers mithalten können. Was Hennick da verzapft hat, geht natürlich nie im Orginal komplett an die Öffentlichkeit - es sei denn, der werte Herr möchte eines Tages - warum auch immer - eine Gegendarstellung schreiben. Was mich angeht, haben mich die maschinenwehrsalvenartigen Bandwurmnachrichten dermaßen genervt, dass ich den Chatverlauf mehrfach komplett gelöscht habe. Ihr müsst euch vorstellen: Es war kein normaler Arbeitstag, denn normalerweise ist dann mein Handy aus. Weil wir aber für ein Projekt Fotos un Texte Dropboxmäßig online stellten, hatte ich mein Handyinternet und Handy im Allgemeinen ausnahmsweise an. Das war wohl mein Fehler, denn von 7 bis 16 Uhr glühte das Smartphone unentwegt.

Begann es doch noch harmlos mit den üblichen Ausflüchten unzuverlässiger Menschen (ich gebe zu, ich neige bei Unzuverlässigkeit tatsächlich manches Mal zum Übermoralisieren ...) ...

Snakkasten: Psychoterrorweiber auf Whatsapp
"Du kennst doch meine Termine!"
Nö, kenne ich nicht. Wir sind weder bffs noch leben wir in derselben Stadt. Nur, weil man mal Hobbies oder Arbeitsplatz teilt, macht das einen nicht gleich zu besten Freunden auf Lebenszeit. Eher im Gegenteil. Bekannte sind Bekannte und werden eher selten wirklich dicke Freunde, insbesondere, wenn es gar nicht oder eben anscheinend nur einseitig menschelt. Machen wir uns da nichts vor. Was ich über Hennick weiß, ist, dass er nicht Vollzeit arbeitet (im Gegensatz zu mir). Und seine volle Nachricht besagte neben dem Gemecker, ich hätte doch alle Termine und Arbeitszeiten in Kopf, die Post hätte nie offen (wenn man bis 12 Uhr mittags pennt und dann irgendwann nachmittas anfängt mit arbeiten ...), ich hätte doch selber Schuld wg. 6.2. und 13.2. und es hat guten Grund, dass die Sachen nicht mit der Post geschickt worden, denn er vertraut der Post nicht. Ich meine, wie viele Millionen Menschen tuen das schon?

Das war dann noch der harmlose Anfang. Plötzlich prasselte eine Nachricht nach der anderen ein, so ein seltsamer Schreibschwall voller Rechtschreibfehler...


Er:
"Du hast mir ja verboten, dich bei der Arbeit zu besuchen. Sonst hättest du das sofort zurückhaben könnn ey"
Ich:
"du kannst es auf Arbeit vorbeibringen, aber ich darf eben nur zu meinen Pausenzeiten raus. Den Samstag hatte ich gut zu tun. Und Post kann man auch außerhalb der Ladenzeiten in den kasten stecken ..... ich meine, ich arbeite auch meine 40 std. uns mache trotzdem meinen Bürokram und hab binnen der letzten 2 Wochen mein komplettes [...]bewerbungszeug gemacht und abgeschickt."

Er:
"Ich kenne aber nicht mal deine Adresse"
Ich:
"wie gesagt kannst du es genauso gut an [...] schicken"

Er:
"Du hattest nie Zeit für mich."
Ich:
"du kannst bitte nicht von mir erwarten, dass ich Termine, die meine Bewerbungen, meine karitative oder alltägliche Arbeit betreffen, einfach über den Haufen werfe.[...]..... ich verstehe nicht, warum bei dir Arbeit so dermaßen stressiger sei. soll im Vergleich zu früher. Für mich klingt das eher nach Ausreden. Wenn du keinen Bock hast oder lieber [...] bist oder was auch immer oder mir meine Sachen einfach nicht geben willst, dann kannst du das ehrlich sagen. Oder es auch sein lassen. aber ich bitte dich lediglich darum, dass ich meine Sachen kriege."

Er:
"Ja, wo soll ich es denn hinschicken, wenn du nie Zeit hast für mich und nicht vorbeikommen willst"
Ich:
"Du hättest sie [...] geben, im [...] abgeben, 1000 Sachen damit machen können."

Und so weiter und so fort.
Ich könnt e ganze Bücher mit diesen Nachrichten füllen, aber ich habe den Chatverlauf mehrmals gelöscht und auch Bescheid gesagt: "Du erwartest hoffentlich nicht von mir, dass ich all diese Nachrichten von dir lese. Momentan habe ich weder Zeit noch einen Nerv dafür, vor allen Dingen, weil sich alles bei dir widerholt."

Ein Tipp: Sagt nie, dass ihr ungelesen Chatverläufe bei Whatsapp löscht. Dann ging es erst so richtig ab, denn anscheinend ist für Hennick das Löschen stupider "ich kann dafür nix, dass ich so unzuverlässig bin, du bist schuld und alle anderen sind Schuld, aber Hauptsache nicht ich"-Nachrichten gleichbedeutend mit Freundschaft kündigen.
Und dann war die Kacke so richtig am Dampfen ...

FORTSETZUNG FOLGT


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