Snakkasten: Der Hass auf die Fleischlosen

Seit ich Vegetarierin bin, gab es kaum einen Tag, an dem ich nicht deswegen dumme Sprüche oder gar Anfeindungen erlebt habe. Und vegetarisch lebe ich seit 2003. 
Erst heute morgen habe ich mich mit einer vegetarisch lebenden Arbeitskollegin und einem Mitveganer (aber nur jetzt zur Fastenzeit, sonst Vegetarier) über die immer wieder selben Reaktionen und Sätze auf unser fleischfreies Dasein ausgetauscht. Viele meinen: "Ach ja, zumindest bis du NUR Vegetarier und nicht vegan. Dann hielte ich dich für völlig bekloppt." oder "Du muss ja Kohle ohne Ende haben, wenn du dir so einen Lifestyle leisten kannst." Dabei ist vegetarisch oder vegan leben weder elitär noch Hipsterkacke noch kompliziert. Natürlich, da draußen in der weiten Welt ist es manchmal ein bisschen schwierig, vegan zu essen, insbesondere auf dem Land, wo man nicht mal eben einen Biomarkt umme Ecke hat wie hier. Natürlich, es gibt diese Klischeehaftigkeit von den bösen Veggies, die allen das Fleisch wegnehmen wollen. Aber dennoch kenne ich deutlich mehr intolerante Omnivore als spaßbefreite, militante Missionierungsveggies.
Heute bei der Arbeit ging es dann weiter. Ich mümmelte fröhlich in einer kurzen Pause an Gurken und aß Apfelkompott, als Kollegen die Gelegenheit nutzten, sich darüber auszulassen, wie scheiße doch sei, dass ich ihrem Esssen das Essen wegesse. Nach einigen Jahren kannst du dieselben paar Dutzend unlustigen Flachwitzsprüche auswendig und nicht mehr hören. Manche, wie auch heute, fühlen sich derart angegriffen, allein von dem Gedanken, dass man nicht wie sie Fleisch isst. Was genau ist eigentlich deren Problem? Was steckt dahinter in Zeiten, wo der eine Paleo, der andere Low Carb und der Dritte glutenfrei isst? Warum fühlen sie sich eingeschüchtert oder derart angegriffen von der mal ethischen, mal anders gearteten Entscheidung, auf Fleisch zu verzichten? Fühlen sich davon bedroht oder unter Druck gesetzt und müssen sich darüber lustig machen, um sich nicht näher mit dem Thema auseinanderzusetzen?
Ich habe das immer so gesehen: Essen ist wie Glauben ...... ich denke, da gibt es kein Richtig und kein Falsch. Wir alle sind keine perfekten Gutmenschen, so rein ethisch betrachtet. 
Der vater meines ersten Freundes (2006 - 2012) war bekennender Fleischliebhaber und hielt mich entweder für geistesgestört oder "krank". Um mich zu heilen, mischte er leisch unter mein Essen, was natürlich dazu führte, dass ich dort nichts mehr aß und all meine Speisen selbst zubereitete. Zum Glück waren die Bekehrungsversuche nie erfolgreich gewesen, andernfalls hätte ich deutliche gesundheitliche Probleme gehabt.  
Natürlich, auf meinem nun schon etwas längeren Veggieweg von 13 Jahren kamen und gingen die Mitstreiter. Viele weibliche Freunde hatten ihre rebellische, ethische oder figurbewusste Veggie- oder Veganphase, die dann auch irgendwann wieder endete. Meine eigene Mutter wurde vor einigen Jahren selber Vegetarierin, mein Freund liebäugelt auch damit, komplett vegan zu leben, kann es sich aber bislang noch so garnicht ohne Frühstücksei am Sonntag vorstellen, da es auch noch nicht allzu lange her ist, dass er Vegetarier wurde. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass wir einerseits langsam mehr Toleranz in der Gesellschaft für fleischloses Leben haben, es aber andererseits immer noch viele gibt, die denken, vegan leben der vegetarisch essen sei nicht mehr als dieses Zeug, was dieser Attilatyp macht. So überteuert und esoterisch und Superfoods und Green Smoothies und so.
Vielleicht liegt es ja an der Tatsache, dass ich vom platten Land komme, es in meiner Heimat so gut wie nichts ohne Fleisch gibt und kaum einer weiß, was vegetarisch und vegan überhaupt ist? Letztes Wochenende wurde mir Hochzeitssuppe mit Rinderklößchen und aus Rinderknochenbrühe als vegan angepriesen ... 
Welche Erfahrungen habt ihr in dieser Hinsicht gemacht?

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