Skandal! Buddhisten protestieren gegen liegenden Buddha!

Ziehen in Deutschland nicht etwa nur "mittelalte Maenner mit asiatischen Frauen", sondern vielleicht gar alte Maenner mit ehemaligen Freudenmaedchen auf dem Viktualienmarkt eine Protestaktion gegen eine wie umgestuerzt wirkende Buddhastatue ab, die auf dem Sockelboden den Vermerk "Made in Dresden" traegt? Was an einem liegenden Buddha tatsaechlich aufregen sollte (der sich in Asien durchaus mit nach oben gewandtem Gesicht finden laesst, jedenfalls, wenn man den rechten Blickwinkel hat), ist bei der Muenchner Kunstaktion, dass er sogar die ideale Meditationshaltung des Lotussitzes beibehaelt. Jeder, der seine Freude am buddhistischen Sitzen hat, wird wohl frueher oder spaeter selbst mal derart mit verschraenkten Beinen auf den Ruecken kullern, ob nun gewollt oder unfreiwillig (etwa nach dem Einschlafen bei einem Rohatsu-Sesshin). Im Buddhismus gibt es kein Bilderverbot, und gerade im Zen ist die Erkenntnis, dass alles die Buddha-Natur besitzt, die Grundlage einer Ethik der Toleranz und des Nicht-Ausgrenzens. 
Leider haben einige Interessengruppen, allen voran Vertreter der Deutschen Buddhistischen Union (DBU), gefaehrliche thailaendische Sekten wie DMC (ueber die ich hier schon schrieb) und so etwas wie die seltsame "Interessengemeinschaft Muenchen" stattdessen die Munition fuer den ueblichen Religionskrieg geliefert. In einem Flyer der Letzteren wird gefragt: "Was waere, wenn ein Kruzifix mit dem Gesicht auf dem Boden liegen wuerde???? Wenn Allah mit Koran im Dreck liegen wuerde?" Ja, bitte, was waere denn dann, probiert es doch einfach mal aus und legt das Kruzifix und einen verdreckten Koran daneben (den Zusatz Allah nehme ich mal als Dummheit aus). Ich haette ja beides zur Hand, bin aber gerade nicht in der Naehe. Wahrscheinlich wuerde jemand die Dinge einfach aufheben. Ob das mit dem liegenden Buddha (vom Gewicht her) funktioniert, weiss ich nicht, faende ich aber auch langweilig. Haut ihm doch lieber eine Axt rein mit der Aufschrift: "Wenn du den Buddha triffst, toete ihn!" Das duerfte dem Kuenstler gefallen. Oder setzt Euch im Lotossitz daneben, mit auf die Stirn gepinseltem "Made in ... (Heimatort)." Oder legt euch hin und schreibt es auf Euren Arsch. Denn: "Was ist Buddha? - Die Spachtel zum Scheisse abwischen." (frei nach Ummon) Herbert Achternbusch hat das in seinem (mit oeffentlichen Mitteln gefoerderten) Film "Das Gespenst" uebrigens einst auf Jesus uebertragen, als er diesen mit "Scheisse" anreden liess (was zu Zensurmassnahmen und weitreichenden Reformen bei der Filmfoerderung fuehrte, nichtsdestotrotz wurde der Film gemacht).
Tan-hsia (Tanka, 739-824) haette die Buddhastatue auf dem Viktualienmarkt verbrannt - wenn ihm kalt geworden waere.
Besonders entlarvend ist folgende Stellungnahme aus Kreisen der DBU: "Es geht nicht um die Installation, die nach Auffassung vieler Buddhisten ein zentrales Symbol buddhistischer Religiosität herabwürdigt, sondern darum, dass diese Installation von einer kommunalen Behörde, also einer staatlichen Stelle, in Auftrag gegeben und bezahlt wurde. Nach Auffassung der DBU ist dies rechtswidrig; die Buddhisten, die sich durch die Installation in ihren religiösen Empfindungen verletzt sehen, werden in ihren verfassungsmäßigen Recht auf religiös-weltanschauliche Neutralität des Staates und seiner Organe beeinträchtigt." (im Kommentarteil)
"Nach Auffassung der DBU" ist hier wohl "nach Auffassung des Autors Sogen" zu lesen (dessen Rechtsverstaendnis ich anderswo im Blog bereits kommentierte). Eine Klage wird dann aber als sinnlos bezeichnet, weil das Kunstobjekt ja bald enfernt wuerde. Wie aber, liebe aufgeregte Buddhisten, steht es dann mit einer Verfassungsklage gegen das Verbot der freien Verwendung eines anderen "zentralen Symbols buddhistischer Religiositaet", naemlich der Swastika, die der bloede Adolf einst als Hakenkreuz verwendete und die seither hier mit einem Tabu belegt ist? Wo bitteschoen ist da euer juristisches Aufbegehren gegen deren pauschale "Herabwuerdigung"? Die Nicht-Neutralitaet des Staates in religioes-weltanschaulichen Fragen ist hier also sogar per Gesetz festgeschrieben. Wenn ich eine Swastika-Fahne von einem deutschen Balkon wehen liesse, wuerde sie mir jemand runternehmen, selbst wenn ich nichts mit den Nazis am Hut haette. Die obige Argumentation ist also vorgeschoben. In Wahrheit gibt es ueberhaupt keine "Symbole buddhistischer Religiositaet", die irgendeiner Aufregung beduerften, wenn einer mit der buddhistischen Uebung (des Loslassens von falschen Konzepten und Ideen) ernst macht. Deshalb muesste man nicht einmal die Rekonstruktion einer von den Taliban gesprengten Buddhafigur in Afghanistan fo(e)rdern. Stattdessen koennte man in offenen Briefen die permanente Errichtung neuer, teurer Buddhafiguren hinterfragen, fuer die etliche Glaeubige lieber ihr Geld geben als fuer Hungernde und Kranke. Auch das ist "symbolisch", oder einfach: bezeichnend.
Wenn Buddha "keine Kunst" ist, wie auf einem Plakat von Protestlern vor der deutschen Botschaft in Bangkok zu sehen war, warum reissen die asiatischen Buddhisten dann nicht all die vergoldeten Statuen aus ihren Tempeln, machen sie zu Geld und bauen damit z. B. das Gesundheitssystem fuer die aermere Bevoelkerung aus? Was ist denn der Unterschied zwischen einem "Emerald Buddha" in Bangkok, der wohl die Aufschrift "Made in Thailand" tragen koennte, und einer Rosaplastik-Buddhastatue aus dem Lifestyle-Shop fuer einen, der die buddhistische Uebung ernst nimmt und weiss, dass Weisheit von jedem Abbild unabhaengig macht und doch auch alles und jedes zur Inspiration der eigenen Erkenntnis dienen kann? Ist es nicht witzig, wie viele Buddhisten nun zur Schau stellen, dass sie den Kern der Buddhalehre, die wesentliche Substanzlosigkeit hinter beiden Phaenomenen, nicht erkannt haben?

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