Sind Eltern die Feinbilder für den Kinderschutz? Die unperfekten Eltern.

Ich habe vorige Woche einen Dialog erlebt, den ich so schnell nicht vergessen werde.
Vorher habe ich aber eine Bitte. Alle Eltern, Mütter, Väter, Bezugs- und Pflegepersonen und Großeltern, die in allem perfekt sind - vor allem erziehungstechnisch - sollten diesen Beitrag nicht lesen.
Auch Menschen, die im pädagogischen und psychologischen Bereich tätig sind und dementsprechend professionell mit anderen - nicht ihren eigenen - Kindern pädagogische Richtlinien perfekt umsetzen, sollten hier nicht weiter lesen.

Nun aber zu dem besagten Dialog, der in mir nagt

Ich habe einen engagierten Mann, der für Kinderrechte kämpft, auf Twitter kennengelernt und fand seinen Kampf für die Rechte von Kindern richtig klasse. Da ich selbst eine Verfechterin von Kinderrechten bin, folgte ich ihm sehr euphorisch und freute mich, einen Mitstreiter zu diesem Thema gefunden zu haben.

Bis zu diesem Tag, an dem ich mich persönlich getroffen gefühlt habe.
Da twitterte der Verfechter der Kinderrechte diesen Tweet:

Sie fordern mildernde Umstände für Eltern, die schlagen, schreien, schimpfen? Sehen Sie sich um: die werden ihnen allenthalben schon zugestanden.
Fragen Sie diese Eltern: Als ihr schlugt, schriet, schimpftet, wo war da eure Milde für eure kleinen, arglosen, euch liebenden Kinder?

- Kinderrechte (@_Kinderrechte_) 22. Februar 2018

Und ich antwortete aus Sicht einer Mutter ziemlich ehrlich (und arglos) das:

Also ich schimpfe auch, wenn es anders nicht geht. Laut geworden bin ich auch schon öfter. Willensstarke kleine Persönchen, die dich anpöbeln und beleidigen, brauchen nicht ständig nur Verständnis. Schlagen ist miserabel.

- Astrid (@mrseastie) 22. Februar 2018

Die unbedarften Kinder

Kinder sind schutzbedürftig. Sie brauchen Liebe, Aufmerksamkeit und Geborgenheit. Wir Erwachsenen sind die Vorbilder für Kinder und müssen ihnen zuhören, ihre Meinung und Gefühle ernst nehmen und wir dürfen sie verbal und körperlich nicht demütigen, strafen, erniedrigen und verletzen.
Ich glaube, dass alle Eltern, die ihre Kinder aus vollem Herzen lieben, genau diesem Grundsatz folgen.
Und trotzdem halte ich es für unangebracht, Schimpfen, Schreien und Schlagen auf eine Stufe zu stellen und zwischen pädagogischer Leitlinie (= Idealvorstellung) und Alltag (=Ist-Zustand) nicht zu differenzieren.

Schimpfen und Beschimpfen

Nun hatte ich vorige Woche leider nicht viel Zeit, um ausführlich auf die vielen Fragen, die mir gestellt wurden, einzugehen. Nachdem ich also öffentlich "zugegeben" hatte, wenn es nicht anders geht, auch zu schimpfen und laut zu werden - vor allem, wenn mein Kind seine härteste verbale Keule hervorholt - wurde Schimpfen mit BEschimpfen gleichgesetzt und schwupps, wurde ich öffentlich zur Mutter, die ihr Kind beschimpft.

Das tat mir wahnsinnig weh und ich habe mich persönlich angegriffen gefühlt. Also machte ich einen Versuch, zu beschreiben, was Schimpfen für mich bedeutet.

"Wenn ich so eine blöde Mutter bin, kannst du jetzt auch erstmal in dein Zimmer gehen" ist z.B. Schimpfen. Oder: "Ich habe gestern erst hier aufgeräumt, wieso liegt hier schon wieder alles durcheinander auf dem Fußboden herum?"

Daraufhin kamen zwei Hinweise.

Der erste Hinweis war, dass das berüchtigte "Ins Zimmer schicken" eine Strafe ist.
Und der zweite Hinweis war, dass Kinder ihr Spielzeug im Kinderzimmer ja wohl mal liegenlassen dürfen.
Ich komme später darauf zurück.

Zuerst möchte ich einmal eine Situation aus unserem Leben schildern.

An dem besagten Tag kam also unser Kind nach Hause von einem wunderschönen Ferientag im Hort.
Sie hatte fantastische Laune und umarmte mich schon, als ich sie vom Hort abholte. Das ist nicht selbstverständlich.
Wir haben eine enge Bindung zueinander, doch momentan nabelt sie sich ein bisschen ab und das verursacht wahrscheinlich auch ihr zeitweise sprödes Verhalten mir gegenüber. Sie ist momentan Mitte zweiter Klasse und hat das so ihre Phase.

Leitwölfe sein

Ich habe diesbezüglich schon einige Bücher von Jesper Juul verschlungen, die ich auch jedem Elterntier nur ans Herz legen kann. Ganz besonders wenn ihr wie ich mindestens einen autoritären oder strengen Elternteil hattet, sind die Bücher des dänischen Familientherapeuten eine große Hilfe.
Nicht jeder ist ohne die berühmten Ohrfeigen (oder gar Steigerungsformen davon) aufgewachsen und muss sich als Eltern besonders viel Mühe geben, um solche schrecklichen Verhaltensweisen nicht an seine eigenen Kinder weiter zu geben.
Ich denke schon, dass viele Eltern in meinem Alter (Baujahr 77) noch ganz anders "erzogen" wurden.
Ich persönlich fand schon eine Ohrfeige wahnsinnig demütigend und stehe dem absolut ablehnend gegenüber.

Nun gut. Wir wollten also nachmittags noch unsere Wollpuschel basteln.
Das sind eigentlich Bommeln, die unsere Siebenjährige und ich dann noch mit Augen oder Haaren verschönern. So niedliche kleine Gefährten haben wir schon öfter zusammen gebastelt und es ist die perfekte Freizeitgestaltung zwischen Heimkommen und Abendbrot. So sehen diese Tierchen aus:

Nur ist es momentan so, dass unser Kind sich des Öfteren zu einem kleinen giftigen Monster verwandelt.

Nein, das ist nicht abwertend gemeint. Allerdings besitzen eben auch Eltern einen Sinn für eigenartigen Humor, um manche Dinge zu kompensieren. Für sich selbst. Einfach so, um nicht alles bierernst nehmen zu müssen.
Ganz sicher hat unser Kind mit sieben Jahren noch nicht so richtig das Maß gefunden, um ihre Wut oder Enttäuschung sinnvoll in andere Wege zu leiten.
Ja, es mag sein, dass ich eine "schlechte" Mutter bin , weil ich es ihr trotz viel Mühe, Geduld und Verständnis noch nicht vollständig beigebracht habe, Wut in andere Kanäle zu schicken.
Vielleicht will ich mir diesen Schuh aber auch gar nicht anziehen, weil es einfach manchmal gar nicht nur an den Elterntieren liegt, wie ihre Sprösslinge sich entwickeln. Nicht umsonst redet die Entwicklungspsychologie von verschiedenen Entwicklungsphasen. Mich erstaunt immer wieder, dass offenbar im pädagogischen Bereich nicht viel darüber verbreitet ist. Impulse zu regulieren ist übrigens hin und wieder von einem gewissen Temperament abhängig. Das wird beispielsweise oft ganz unter den Tisch fallengelassen.

Jedenfalls kam unser Sonnenschein auf die grandiose Idee, einen Riesenpuschel zu basteln.

Und das wollte einfach nicht gelingen. Während ich an meinem ganz normal großen Wolltier bastelte, mühte sie sich mit ihrer eigenen Zielstellung ziemlich ab. Sie wollte fertig werden, Hilfe jedoch keinesfalls in Anspruch nehmen und zog wie eine Wilde einen Faden nach dem anderen um den Pappkreis. Die zwei anderen Tierchen, die sie schon fertig gestellt hatte, konnten sie dabei absolut nicht trösten oder zufriedenstellen.
Es kam, wie es kommen musste.
Nichts funktionierte, wir Eltern deckten mittlerweile den Abendbrot-Tisch und es wurde Zeit zum Aufräumen.
Natürlich ist die Frustration da groß. Sie war sehr enttäuscht und warf das unvollendete Teil quer durchs Wohnzimmer. Danach kommt dann (meist) der unsägliche Wutausbruch, der gut und gerne eine halbe Stunde dauern kann.
"Ihr seid total doofe Eltern, ihr versteht mich nicht" wetterte sie und ich versuchte noch, mit ruhigen Worten abzufedern. "Du bist so eine bekloppte Mutter" war dann die Steigerungsform und "Du hast nicht über mich zu bestimmen und ich will kein bescheuertes Abendbrot!"

Nun wollte der Mann, der für Kinderrechte kämpft, von mir wissen, was meine Tochter damit meint, ob sie vielleicht mit der Situation überfordert war, was man tun könnte, um zu deeskalieren und dass da Schimpfen nicht angebracht ist.
Er jedenfalls würde immer bedächtig und ruhig mit Kindern reden und das hätte immer funktioniert.
Sein ganzes Leben lang. Es gibt immer einen Weg, die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Kinder müssen beschützt, geliebt und pädagogisch wertvoll erzogen werden. Ohne Wenn und Aber.

Herzlichen Glückwunsch. Meine Bewunderung für diesen Menschen war riesig groß.

Das ist ohne jede Spur von Sarkasmus gemeint. Es gibt einfach Väter, die sind total ausgeglichen und immer geduldig. Es gibt auch Mütter, Omas, Opas und ganz viele andere Personen, die das einfach können. Nie aus der Haut fahren, egal wo der Schuh drückt.
Also fragte ich ihn, wie er das mit seinen Kindern händelt und wie alt seine Kinder sind.
Dabei kam heraus, dass er selbst keine Kinder hat und Ziehvater für den Nachwuchs seiner Lebensgefährtin war. Die Zöglinge sind aber offenbar längst aus dem Haus. Alles andere bezog er auf seine pädagogische Arbeit.

Sind Eltern Feindbilder für den Kinderschutz?

Der Herr sieht die Sicht des Kindes und er setzt sich öffentlich für die Rechte des Kindes ein, zum Beispiel sollen die Kinderrechte in das Grundgesetz eingebracht werden. Auf seiner Facebook-Seite schreibt er unter anderem:

Pädagogik in allen Ehren. Ich bin schockiert!

Doch wenn die Familie als gefährlichster Ort für Kinder gesehen wird, redet er dann nicht schon von Prävention bei emotionalem und körperlichem Missbrauch?
Da lief es mir wirklich eiskalt den Rücken hinunter. Hilfe. Ich habe nicht mit einem Papa von Kindern diskutiert sondern jemandem der in der Familie die größte Gefahr für Kinder sieht! Das ist ein ganz anderer Diskussionsansatz.

Empfindet er mich womöglich nun als potentielle Misshandlerin, weil ich meine bockige Siebenjährige aus dem Wohnzimmer geschickt habe?

Abends unterhielt ich mich mit meinem Mann darüber. Er schüttelte den Kopf und sagte:
"Wer ist denn dieser Mann? Ist er Pädagoge, wo arbeitet er? Du musst dich doch nicht vor wildfremden Menschen im Netz rechtfertigen. Wer weiß, wer er überhaupt ist."

Ja, da hatte er eigentlich Recht.

Trotzdem ist es mir ein Bedürfnis, mich öffentlich zu so einer kurzgefassten 160-Zeichen-Antworten-Twitter-Diskussion in der Langversion hier auf meinem Blog zu äußern.
Ich bin Bloggerin aus Leib und Seele, ich habe keine Angst davor, Tabuthemen anzusprechen.

Vor allen Dingen mag ich keine Dialoge, in denen der eine den Richter spielt und der Verurteilte (das wäre dann ich) demütig den Kopf senkt und sagt, "Asche auf mein Haupt - ich weiß zwar nicht, wer du bist, aber "Kinder brauchen Rechte" klingt auf jeden Fall einleuchtend, deshalb hast du selbstverständlich in allen deinen Ansätzen vollkommen recht. Bei so vielen Followern muss es ja seriös sein, was du tust.

Also bitte. Ich habe mein Kind erst in ihr Kinderzimmer geschickt, nachdem sie Anlauf nahm, gegen meinen Bauch rammelte, außer dem Wollpuschel auch meine gebastelten Tiere durch die Gegend schmiss, den Hund am Schwanz zog, uns mittlerweile anbrüllte, wir sollen sie in Ruhe lassen und vor lauter Wut die Wurst auf den Fußboden platschen ließ (die dann gleich der Hund fraß)

Was kommt dann als nächstes, werden dann vielleicht die ersten Stimmen laut, dass unsere Maus Verhaltensauffälligkeiten zeigt und therapiebedürftig ist?

Denn schließlich greift hier das pädagogische Konzept der verständnisvollen Eltern irgendwie nicht.
Ohne Schimpfen soll es sein. Strafen ist schwarze Pädagogik, viel Reden hilft, dem Kind erklären, wo seine Grenzen sind und gleichzeitig seine Stärken sehen, es in seinen Ansichten und Denkweisen ernst nehmen.
Und wenn es bockig ist, beleidigend wird oder sogar gewalttätig, dann am besten Ruhe bewahren und den nächsten Therapeuten aufsuchen, denn dann passt es nicht in die wertvolle pädagogische Leitlinie und demzufolge müssen wohl die Eltern Schuld sein.

In Wahrheit ist es ganz anders.

Kinder benötigen definitiv Vorbilder und sie brauchen Raum zur Entfaltung. Sie sind aber keine kleinen Figürchen auf einem Spielbrett, die abseits von jeglicher Realität in irgendeiner konstruierten Welt je nach Belieben hin - und hergeschoben werden können, bis sie in dem grünen Bereich landen.
Kinder sind Bestandteil einer Familie, einer Kindergartengruppe, einer Schulklasse, einer Sportgruppe, eines Freundes- und Verwandtenkreises, einer ganzen Gesellschaft.

Sie sind ausgeprägte Persönlichkeiten, die mit bestimmten Anlagen auch schon auf die Welt kommen.

Kinder sind Individuen, so wie auch ihre Eltern. Es kann niemals ein allgemeingültiges Rezept oder Konzept für die Behandlung von Kindern in bestimmten Situationen geben.
Das eine braucht Zuspruch, das nächste ein bisschen mehr Strenge. Das eine gibt schnell auf, das nächste ist total ehrgeizig. Vielleicht haben temperamentvolle Eltern temperamentvolle Kinder oder stille Eltern stille Kinder. Vielleicht ist es aber auch anders herum. Es steht jedenfalls fest, dass trotz aller Pädagogik die meisten Eltern sehr gut wissen, wie sie mit sich selbst und ihren Kindern umgehen müssen. Es sind nicht Kinder des Staates oder irgendeiner Institution, sondern es sind die Nachkommen innerhalb einer Familie. Es gibt vierjährige sehr willensstarke Persönchen, die auch sehr gut wissen, wie sie das bekommen, was sie wollen.
Es gibt Siebenjährige, die es jedem Recht machen wollen und niemals von ihren Eltern dahingehend geprägt oder erzogen wurden.
Unsere Kiddies leben doch nicht unter einer Käseglocke, die sie vor sämtlichen Einflüssen schützt.
Das wäre ja auch schrecklich.

Wenn eine Mutter sagt, ihrem Kind ( welches in die zweite Klasse geht) tut es gut, in ihrem Zimmer zur Ruhe zu kommen, wenn es sehr ausfallend wurde, dann ist das vollkommen in Ordnung. Das ist ganz einfach eine intuitive Handhabe, die ganz sicher nicht aus einer Laune heraus entstanden ist, sondern eine Erfahrung, die geholfen hat.
Wir gehen hier einfach mal von absolutem Wohlwollen dem Kind gegenüber aus.

Bin ich ehrlich, macht es mir Angst, dass ein wildfremder Mensch, von dem ich weder eine Vita habe noch seine Gedanken in einem Blog lesen kann, mich öffentlich derart kritisieren kann, und später in seiner Timeline zur sachlichen und höflichen Diskussion bei seinen vorgefertigten Sichtweisen aufruft!

Erziehung ist ohnehin ein gruseliges Wort.

Kinder ahmen ihre Eltern im Alltagsgeschehen nach.
Seid einfach faire und großartige Vorbilder und bitte, entwickelt euch nicht zu Erziehungsrobotern, die Punkt für Punkt im Erziehungshandbuch durchgehen. Die Theorie ist da vielleicht drin, aber das Leben tobt um euch herum.

Eltern sind Menschen aus Fleisch und Blut, so wie auch ihre Kinder.
Haut ein Kind zu, darf eine Mutter weinen - denn es tut weh.
Beleidigt es dich, darfst du ihm sagen, dass es dich verletzt.
Ist es so wütend, dass du nicht mehr an es heran kommst, musst du nicht zwingend den Raum verlassen. Ab dem Schuleintrittsalter finde ich das für ein Kind tragbar, sich selbst in seinem Zimmer herunter zu regulieren. Es kommt immer darauf an, warum es wütend ist und ob du auch einen Anteil daran hast.
Doch es gibt nicht nur Rechte für Kinder, sondern auch Pflichten. So wie es Rechte und Pflichten für Eltern gibt.
Alles in allem sollte euer Umgang von Fairness geprägt sein, von Geborgenheit, Vertrauen und Verständnis. Doch ob es funktioniert, Kindern Regeln beizubringen nur mit Reden und Verständnis - also ich weiss es nicht. Ich persönlich kann es mir nicht vorstellen, denn manchmal muss das Kind in unserer Gesellschaft nun einmal Dinge tun, die es nicht unbedingt mag. Das fängt schon beim "Früh aufstehen und zum Kindergarten fahren" an.

Und noch etwas: Es gibt Kinder, die wurden so liebevoll erzogen und trotzdem klappt es nicht mit der Harmonie.
Das liegt nicht immer am Elternhaus. Es kann daran liegen, muss aber nicht.

Und nun noch zur Sache mit dem Aufräumen

Was das Chaos im Kinderzimmer anbetrifft, möchte ich dem werten Herrn für Kinderrechte eins mit auf den Weg geben. Es ging nicht um Spielzeug, sondern um Schulhefte und haufenweise Stifte. Darüber fand sich eine Schicht Bonbonpapier, und dazwischen lagen Haarspangen. Da sie sich später entschied, sich mit einer Freundin zu treffen, blieb alles unaufgeräumt liegen. Das war so aber nicht abgemacht!
Nein, dass muss ich als Mutter nicht gut finden, schon gar nicht, wenn wir einen Tag vorher gemeinsam zwei Stunden aufgeräumt haben. Manchmal bräuchten wahrscheinlich eher die Mütter einen Fürsprecher.
Sie können sich ja gern einmal verständnisvoll redend ins Kinderzimmer unseres Kindes begeben und Ihr Glück versuchen. Deshalb war auch meine Frage, ob Sie Kinder haben. Denn ich wette mit Ihnen, dass der Großteil aller Eltern bei diesen Zeilen schmunzelt und zustimmend nickt.

Wir Mütter sind ja ohnehin immer dran.

Ist dein Kind zu ordentlich, dann beschneidest du es in seinen Möglichkeiten.
Ist es zu unordentlich, erziehst du es zu einem schlampigen Menschen.
Ist es zu laut, zu leise, zu dick, zu dünn, zu sehr anders, zu gut oder zu schlecht in der Schule oder sonst irgendwo, dann warst du es als Mutter, die da irgendetwas mit dem Kind angestellt hat.
Leidet es unter selektivem Mutismus - so wie unser Kind (daher übrigens die Wutausbrüche, aber das durchleuchte ich ein anderes Mal) - oder hat es eine autistische Störung, eine auditive Wahrnehmungsstörung - überhaupt irgendeine "Störung", ja auch dann bist du als Mutter dran.
Vielleicht was Falsches in der Schwangerschaft gegessen, zu laut, zu leise, zu dick, zu dünn, zu alt, zu jung, zu hektisch, zu ruhig, zu sportlich, zu träge gewesen - es findet sich immer eine Anklage.

Kinder sind aber nicht nur das "Produkt" irgendeines pädagogischen Leitfadens und sie können auch nicht geformt werden, wie es einem passt. Das wahre Ernstnehmen der kindlichen Seele heißt gewiss nicht, es mit einer überheblichen Form von Erziehung - und sei sie noch so verständnisvoll - zu irgendeiner Art "Endergebnis" zu biegen.

Kinder dürfen wütend sein. Und Eltern dürfen sagen: Bis hierher und nicht weiter. Im Blick immer die Wahrung der Menschenwürde und Wertschätzung, auch wenn man wütend ist. Und ab und zu eine kleine Auszeit für den Wutzwerg. Nicht aus Erziehungsgründen oder Bestrafung. Sondern um selbst kurz zur Ruhe kommen zu können.
Eltern haben nämlich auch nur Gefühle. Darum ging es hier und nicht um Misshandlung.

Es freut mich dass es engagierte Menschen gegen Kindesmissbrauch gibt. Sicherlich gibt es Gratwanderungen und Grauzonen, und der Übergang ist oft verlaufend.
Doch wenn wir ab jetzt dem System Familie grundsätzlich misstrauen, ist das für unsere Gesellschaft total traurig.

Sind Eltern die Feinbilder für den Kinderschutz? Die unperfekten Eltern.

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