Sind Biogasanlagen nachhaltig?

Biogasanlagen und Nachhaltigkeit

In ersten beiden Artikeln derNachhaltigkeitsserie betrachtete ich die direkte Nutzung der Sonnenenergie. Heute möchte ich mich einer indirekten Nutzungsform widmen, die derzeit viele Gemüter beschäftigt: Biogas aus Biogasanlagen.

Dass die Nachhaltigkeit sich auf drei Beine stellt (ökologisch, ökonomisch, sozial) setze ich daher als bekannt voraus.

Ökonomische Nachhaltigkeit

Ökonomisch nachhaltig - geht so

Wie Sie wissen, gehört zur ökonomischen Nachhaltigkeit auch die Frage der Transportwege. In der Presse gab es nicht wenige Berichte darüber, dass Mais für Biogasanlagen zuweilen längere Transportwege aufwies.

So soll für viele Biogasanlagen in Schleswig-Holstein der Mais aus Dänemark oder Mecklenburg-Vorpommern kommen. Einige Biogasanlagenbetreiber aus Nordrhein-Westfalen sollen die Eingangsstoffe ihrer Biogasanlagen zum Trocknen nach Mecklenburg-Vorpommern fahren, weil sie dafür keine Flächen mehr haben.

Die Maispflanze stellt zudem hohe Anforderungen an die Nährstoffkonzentration im Ackerboden. Dies bedingt die massive Verwendung von Düngemitteln, insbesondere Phosphordünger. Die Herstellung von Phosphordünger benötigt jedoch sehr viel Energie.

Soziale Nachhaltigkeit

Nö zur sozialen Nachhaltigkeit wegen Stromumlage und Nahrungsmittelverknappung

Sicher gehen die Bauern und Biogasanlagenbetreiber sozial mit ihren Mitarbeitern um.

Wie bereits bei Photovoltaik angesprochen, wird auch die Biogasproduktion speziell deren Verstromung in Deutschland per Stromumlage finanziell gefördert. Die Stromumlage ist nicht sozial verteilt. Sozialhilfeempfänger zahlen die Renditen der Biogasbauern.

Zudem konkurrieren die Anbauflächen mit der Nahrungs- und Futtermittelproduktion. Für Bauern ist es inzwischen lukrativer Strom zu produzieren statt Nahrung und Futter. Dies führte bereits international zu einer Verknappung von Lebensmitteln, verbunden mit einem massiven Preisanstieg. Dieser wiederum verschärfte die Hungerproblematik in Entwicklungsländern.

Ökologische Nachhaltigkeit

Sind Biogasanlagen nachhaltig?

Mit der ökologischer Nachhaltigkeit sieht es bei den herkömmlichen Biogasanlagen noch schlechter aus. Zu einem sehr großen Prozentsatz wird in Biogasanlagen Mais verwendet. Inzwischen ist das Problem ein wenig entschärft worden, da nicht mehr nur ausschließlich Mais verwendet werden. Aber die stete Vergrößerung der Maisanbaufläche in Deutschland spricht eine andere Sprache.

Die Maispflanze ist ein Windbestäuber.

 Weil es in einem Maisfeld nichts zu bestäuben gibt, leben dort kaum Insekten und Vogel. Dies führt zur einer geringeren Biodiversität und bedroht vor allem seltene Vogelarten.

Mehr Maisfelder bedeuten, dass die Wildschweinbestände sich stark vermehren. Im Gegensatz dazu gehen die Bestände von Greifvögeln, Storch, Star, Rebhuhn, Feldlerche, Wachtel und Kiebitz zurück. Auch der Wildkräuterbestand verringert sich massiv.

Die Vermaisung, insbesondere die massive Düngung führt zu einer steigenden Nitratbelastung des Grundwassers, der Flüsse, Bäche und Seen. Dies wird eine künftige Problemzone werden, weil die EU-Wasserrahmenrichtlinie immer schärfer wird.

Ein undosiertes Hinzugeben von Spurenelementen in die Nassfermenter von Biogasanlagen verbunden mit dem späteren Ausbringen der Gärreste auf Acker und Felder führt dazu, dass verbotene Stoffe wie Kadmium, Chrom, Zink, Kupfer wieder in den Nahrungsmittelkreislauf gelangen.

Biogasanlagen produzieren Methan und einige andere Gase, was als Biogas bezeichnet wird. Methan verstärkt 21 Mal stärker den Treibhauseffekt als Kohlendioxid!

Vom Biogasanlagenbetreiber geplant ist, das Methangas zum Betreiben des angeschlossenen Blockheizkraftwerkes zu nutzen und Strom zu erzeugen oder gar ins Gasnetz einzuspeisen. Viele Biogasanlagen laufen leider nicht effizient. Sie sind darüber hinaus undicht. Abgesehen vom schlechten Wirkungsgrad entweicht das klimaschädliche Methangas bereits in der Biogasanlage und durch den angeschlossenen Biogasmotor, der den Einspeisestrom liefern soll. Dies wird alsMethanschlupf bezeichnet. Weiterhin entweicht Methan bei Wartungsarbeiten. Einige Experten meinen, dass der Methanschlupf bei einigen Anlagen einige Prozent erreicht.

Biogas enthält nicht nur 50 bis 70 % Methan, sondern auch Lachgas. Die Lachgas-Konzentration ist zwar nicht so hoch wie die Methan-Konzentration. Da Lachgas 300 Kohlendioxidäquivalenten entspricht, also dreihundert Mal stärker den Treibhauseffekt als Kohlendioxid verstärkt, erzeugen kleine Mengen bereits eine große Wirkung.

Wie bereits bei den unliebsamen Spurenelementen erwähnt, werden die Gärreste nach getaner Arbeit aufs Feld gebracht, wo sie weiter gären und Methan und Lachgas erzeugen.

Damit kehrt sich die klimafreundliche Wirkung vieler Biogasanlagen ins Gegenteil und sie helfen den Klimaeffekt zu verstärken.

Fazit

Biogasanlagen sind noch schlechter als ihr Ruf, wenn deren Wirkung im Zusammenhand mit der Klimaerwärmung betrachtet wird.

Glücklicherweise trifft das nicht für alle Biogasanlagen zu, da es auch noch weitere Verfahren gibt, die aus anderen biogenen Stoffen Biogas produzieren können.

Hier gibt es beispielsweise Beteiligungsmöglichkeiten an Anlagen, die Biogas nachhaltig produzieren können, weil sie nur Bioabfälle vollständig in Biogas wandeln und komplett geschlossene Systeme verwenden.


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