„Minimalismus macht glücklich.“
Eine Zeile, die ich schon sehr oft gelesen habe. Sobald man seinen Besitz reduziert, stellt sich automatisch ein Gefühl innerer Zufriedenheit ein. Alle Sorgen gehören der Vergangenheit an, denn man umgibt sich ja nur noch mit den Dingen, die einen auch wirklich bereichern, entsagt dabei bestenfalls jeglichem Konsum und widmet sich nur noch den schönen Dingen des Lebens. Solchen, die man, aufgrund seines Fokus auf die Anhäufung maximaler Besitztümer, viel zu lange vor sich hingeschoben hat.
Weniger konsumieren, besser leben sozusagen. Denn man beginnt auszumisten und befindet sich plötzlich in einem ganz anderen Leben. Mit einem komplett anderen Lebensgefühl.
Statt Clutter – Declutter. Declutter your life.
Oder so ähnlich.
Als ich damit begann mich näher mit dem Thema zu beschäftigen, da wurde mir irgendwie das erste Mal so richtig bewusst, bei wie vielen Dingen ich eigentlich immer weggesehen oder mich schlichtweg daran gewöhnt hatte, dass es nun einmal so war, wie es war. Sich arrangieren nennt man das wohl.
Aber durch das Weniger wurde mir bewusst, dass es eben auch anders geht. Dass das Leben tatsächlich leichter wird, wenn man sich um weniger Krimskrams kümmern muss. Dass dadurch dann auch wirklich plötzlich mehr Zeit vorhanden ist. Und dass Ordnung halten plötzlich viel leichter wurde.
Und das obwohl ich anfangs ehrlich gestanden skeptisch war.
Kann man mit weniger wirklich zufrieden sein? Oder fehlt einem dann nicht doch irgendetwas? So auf lange Sicht.
Doch es muss ja nicht gleich in komplettem Konsumverzicht münden um glücklich zu werden.
Doch macht Minimalismus allein glücklich?
Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, so gibt es viele Arten von Minimalismus. Den ökologisch motivierten Minimalismus. Den Reise-Minimalismus. Den neuen japanischen Minimalismus. Den Ordnungs-Minimalismus nach Marie Kondo – #konmari. Bis hin zum Extrem-Minimalismus, bei welchem manche mit weniger als 100 Dingen ihr Leben meistern. Oder ihr Leben in einem Karton unterbringen könnten.
Das Spektrum wie man Minimalismus definieren könnte, ist im Grunde ziemlich breit gefächert. So lebt es jeder auf seine Art anders. Manche besitzen mehr als andere. Und so unterschiedlich sind auch die Motive.
Doch ob Minimalismus allein glücklich macht, ist wohl wieder eine andere Sache. Denn einfach mal seinen materiellen Ballast loswerden, wird nicht alle Probleme einfach so lösen.
Aber es kann den Blickwinkel auf so manches verändern.
Minimalismus im Kern ist für mich die Haltung seinen Fokus auf das Wesentliche zu legen. Sich nicht mit unnötigem Ballast zu umgeben. Sei es materieller oder geistiger Art.
Denn auch negative Glaubenssätze aufzulösen oder inneres Wachstum anzustreben kann eine Form des Minimalismus sein.
A simple life is a happy life
Irgendwie ist da wohl etwas Wahres dran. Und nicht umsonst streben immer mehr Menschen unter uns nach so etwas wie Entschleunigung. Nach dem ganzen Gegenteil dessen, was uns in dieser Gesellschaft oftmals eingeredet wird. Mehr Leistung, mehr Geld, mehr Besitz, schneller, höher und weiter hinaus.
So macht Minimalismus allein vielleicht nicht glücklich, kann aber der Beginn einer Veränderung sein.
Mehr Zeit für das was wichtig ist
Etwas, das mir der Minimalismus gegeben hat, ist mehr Zeit. Mehr Zeit für die Dinge, die mir wichtig sind. Denn gerade von Zeit haben wir heute oft zu wenig. Meist hetzen wir von einer Verpflichtung zur nächsten, von einem Punkt unserer To-do-Listen zur nächsten.
Zeit für Stille, für seine Liebsten, für inneres Wachstum, für Achtsamkeit und Projekte, welche einen von innen heraus bereichern. Das kann auch einfach Zeit für das Wichtige sein. Wenn man seine Energie für Dinge nutzen kann, welche einem am Herzen liegen.
Wenn man durch sein Tun etwas Sinnvolles schafft.
Jeder definiert das womöglich anders. Und dennoch fragen sich viele unter uns öfter einmal:
Was sind eigentlich die wirklich wichtigen Dinge im Leben?
Gar nicht so leicht zu beantworten. Geht es nach den Prinzipien des Minimalismus, so ist das wohl primär ein Streben nach dem Gegenteil des Kapitalismus. Nicht mehr ist besser, sondern weniger ist mehr. U.a. vielleicht auch zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu differenzieren, auch mal Nein zu sagen, mehr auf sein Wohlbefinden zu achten, dankbar für das zu sein, das man erreicht hat und was das eigene Leben bereichert. Vielleicht auch dieser Welt etwas zurück zu geben und seinen Leidenschaften zu folgen, sich nur mit Dingen zu umgeben, die man mag und schätzt uvm.
Diese Aufzählung könnte man wohl noch um einiges weiter führen.
Das Leben vereinfachen?
Minimalsmus hat viele Facetten
Wir können uns nicht alle einfach von heute auf morgen von unseren Verpflichtungen lösen. Oder einfach mal weniger arbeiten. Doch wir können versuchen etwas besser auf uns zu achten und unser Leben in kleinen Schritten zu vereinfachen.
Schritt für Schritt sozusagen
Ordnung im Außen = Ordnung im Inneren – Ein Vorteil, den Minimalismus und das Weniger an Besitz auf jeden Fall bringt, ist eine ordentlichere Umgebung. So kann allein das schon dafür sorgen, dass man sich entspannter fühlt. Vor allem aber auch, weil es weniger Zeit in Anspruch nimmt als früher. Zeit, die man dann wiederum für andere Dinge nutzen kann.
Geistiger Minimalismus – Zur Ruhe zu kommen, alte Glaubenssätze aufzulösen, den sogenannten Affengeist zu bändigen ist nicht immer leicht. Und mit viel Übung verbunden. Tägliche Praxis, die mal besser, mal weniger gut gelingt. Denn es erfordert viel Disziplin sich seiner Gedanken bewusst zu werden, doch es steigert ungemein das Wohlbefinden. So können Achtsamkeit und Meditation so manches vereinfachen.
Ernährungs-Minimalismus – Wir leben heute in einer Gesellschaft regen Überangebots. Für mich bedeutet Minimalismus in Ernährungsfragen bewusster zu handeln. Vegan-vegetarisch, aber auch zu versuchen während des Einkaufes ökologischer zu handeln. Obst und Gemüse nicht in unnötiges Plastik einzuhüllen zum Beispiel. Auch das kann dazu beitragen, das was wir oftmals für so selbstverständlich halten mehr wertzuschätzen.
Single-Tasking – Eine Sache nach der anderen. Und nicht alles neben einander her. Denn meist kommt man mit Ruhe und Geduld schneller an sein Ziel, wie ich festgestellt habe. Wenn man sich mit seiner vollen Aufmerksamkeit einer Sache widmet und danach dann der nächsten, statt hektisch zwei oder drei oder mehreren Dingen gleichzeitig bewältigen zu wollen.
Digitaler Minimalismus – Mal nicht immer gleich ans Handy springen. Sofort Nachrichten beantworten oder gleich Morgens den Email-Acoount aufrufen.
Digitale Medien haben viele Vorteile. Sie können uns die Kommunikation erleichtern und uns die Suche nach nützlichen Informationen vereinfachen. Doch sie können uns auch unter Druck setzen immer sofort erreichbar und verfügbar sein zu müssen.
Digitale Medien sinnvoll zu nutzen, kann sehr bereichernd sein.
Regelmäßigkeit, statt Überwältigung – Wenn man sich regelmäßig immer mal wieder einem Projekt widmet, dann läuft man auch nicht Gefahr irgendwann vor einem unüberschaubaren Berg zu stehen. Sich immer mal wieder einer Sache zu widmen, kleine Teile davon zu erledigen, sorgt auf lange Sicht für mehr Überblick und auch Erleichterung.
Raum für neue Erfahrungen
Auch wenn ich mich nicht als Minimalistin bezeichnen möchte, dennoch hat dieser Aspekt mein Leben in vielerlei Hinsicht bereichert. Denn auch, wenn es uns gerne einmal anders eingeredet wird und man sich dabei dann vielleicht mal die Frage stellt, ob mehr wirklich mehr ist? Nicht selten streben immer mehr von uns danach einfacher zu leben. Und glücklich zu sein.
Und genau hier kann Minimalismus ansetzen und uns neue Erfahrungswerte bescheren. Solche, die uns bereichern können. Egal in welcher Hinsicht auch immer. Sei es, dass wir unsere Kaufentscheidungen mehr überdenken und beginnen bewusster zu konsumieren. Oder lernen die Dinge, die wir besitzen mehr wertzuschätzen, statt immer nach dem Neuesten und Besten zu streben.
Was sind deine Erfahrungen? Denkst du, dass Minimalismus glücklich macht?
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