Silvio Rodriguez: Wohin gehen sie? – ¿Adónde van?

Wohin gehen all die Worte, die nicht geblieben?
Wohin gehen all die Blicke, die einst getan?
Vielleicht wirbeln sie auf ewig
wie Gefangene eines Windstosses
oder kuscheln sich in einen Spalt
auf der Suche nach Wärme.
Vielleicht kullern sie über Gläser
wie Regentropfen, die an ihnen heruntergleiten.
Vielleicht werden sie nie wieder etwas bedeuten.
Vielleicht gehen sie.
Und wohin gehen sie?
Wohin gehen sie?

Was wird aus meinen alten Schuhen?
Was wurde aus all den Blättern jenes Baumes?
Woher kommen die Ängste,
die mir aus deinen Augen entgegenflackern?
Wohin gingen meine schmutzigen Wörter
aus Frühlingsblut?
Wohin gehen eben jetzt jene Leiber,
die ich immer wieder entflammen muss?
Vielleicht werden sie nie wieder etwas bedeuten.
Vielleicht gehen sie.
Und wohin gehen sie?
Wohin gehen sie?

Wohin geht das Gewöhnliche, das Alltägliche:
das Ausziehen der Schuhe vor der Türe, die freundschaftliche Hand?
Wohin geht die fast alltägliche Überraschung,
dass es Abend wird?
Wohin geht die Tischdecke,
der Kaffee von gestern?
Wohin geht der kleine, schreckliche Zauber,
der dem Zuhause eigen ist?
Vielleicht werden sie nie wieder etwas bedeuten.
Vielleicht gehen sie.
Und wohin gehen sie?
Wohin gehen sie?

Silvio Rodriguez: Wohin gehen sie? – ¿Adónde van?

¿Adónde van las palabras que no se quedaron?
¿Adónde van las miradas que un día partieron?
¿Acaso flotan eternas,
como prisioneras de un ventarrón,
o se acurrucan entre las rendijas,
buscando calor?
¿Acaso ruedan sobre los cristales,
cual gotas de lluvia que quieren pasar?
¿Acaso nunca vuelven a ser algo?
¿Acaso se van?
¿Y adónde van…?
¿Adónde van?

¿En qué estarán convertidos mis viejos zapatos?
¿Adónde fueron a dar tantas hojas de un árbol?
¿Por dónde están las angustias,
que desde tus ojos saltaron por mí?
¿Adónde fueron mis palabras sucias
de sangre de abril?
¿Adónde van ahora mismo estos cuerpos
que no puedo nunca dejar de alumbrar?
¿Acaso nunca vuelven a ser algo?
¿Acaso se van?
¿Y adónde van…?
¿Adónde van?

¿Adónde va lo común, lo de todos los días:
el descalzarse en la puerta, la mano amiga?
¿Adónde va la sorpresa,
casi cotidiana del atardecer?
¿Adónde va el mantel de la mesa,
el café de ayer?
¿Adónde van los pequeños terribles encantos
que tiene el hogar?
¿Acaso nunca vuelven a ser algo?
¿Acaso se van?
¿Y adónde van..?
¿Adónde van?

(1975)

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Der kubanische Liedermacher Silvio Rodriguez ist zugleich ein wunderbarer Musiker und ein tiefsinniger Poet. Er selbst sagte von sich, er hätte zu komponieren begonnen, weil er Lieder hören wollte, die es so noch nicht gab. Er war einer der hervorragendsten Liedermacher der kubanischen Nueva Trova, der “neuen Troubadoure“, die traditionelle Elemente der kubanischen Volksmusik mit anderen Musikrichtungen in Verbindung brachten und dadurch mit der Liedermacher-Bewegung in Europa und den Protestsängern in den USA vergleichbar sind. Entsprechend sind die Texte anspruchsvoll und poetisch und oft mit politischen Inhalten – aber nicht nur, wie das Beispiel hier zeigt.


Filed under: Lyrisches

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