Koketterie auf der Autobahn – oder: Glück und Sterben

Gestern bin ich viel Auto gefahren – zu viel. Ich war an einer Delegiertenversammlung am Genfersee und fuhr am selben Tag wieder zurück. Das waren insgesamt mehr als vier Stunden Autofahrt. Auf der Rückreise kam ich in einen eigenartigen, durchaus angenehmen Zustand. Vielleicht lag das an der Monotonie des Motorengeräusches – oder an der leuchtenden Herbstlandschaft, die über Stunden an mir vorbeiflog. Episoden meines Lebens zogen ebenso leuchtend wie die Landschaft vor meinem inneren Auge vorbei. Ich stellte fest, dass ich recht glücklich war – nicht laut glücklich, torkelnd und überschäumend, wie man es ist, wenn man zum Beispiel verliebt ist. Nein, leise glücklich war ich, vielleicht auch nur zufrieden mit dem, was ist. Auch ein sanftes Sehnen, eine Art Leidenschaft auf kleiner Flamme, kam hinzu und gab dem leisen Glück zusätzliche Wärme.

Während ich also mit hundertzwanzig Sachen über die Autobahn brauste – oder flog ich? –, wurde mein Herz warm, und ich schwelgte in einem kleinen, sanft glühenden Glück. – So sehr, dass mir in den Sinn kam, jetzt wäre genau der rechte Augenblick, um zu sterben. Einen Augenblick lang spielte, ja kokettierte ich mit dem Gedanken, einen Fahrfehler zu inszenieren und mich so auf dem Höhepunkt meines Lebens zu verabschieden. Nicht aus Verdruss – aus stillem Glück, und weil mein Leben so rund, so vollendet ist.


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