Stell Dich doch bitte kurz den Lesern vor!
Silke Schütze, Autorin, im Herzen ewige Berlinerin, im Leben begeisterte Hamburgerin. Neurotisch, humorvoll, sportlich.
Wie bist Du zum Schreiben gekommen und seit wann schreibst Du? Wer oder was beeinflusste Dich in der Wahl deines Berufes als Autorin? Übst Du nebenher noch einen weiteren Beruf aus und wenn ja, welchen? Als ich klein war, ging man noch nicht so automatisch in den Kindergarten wie heute. Meine großen Geschwister gingen zur Schule und ich mopste mich schrecklich allein zu Hause. Da hat mir meine Mutter mit fünf Jahren Lesen beigebracht. Damit war die Sache gelaufen. Seitdem wollte ich immer nur schreiben oder lesen und danke jeden Tag dem lieben Gott dafür, dass ich mit diesen Lieblingsbeschäftigungen meinen Lebensunterhalt verdienen darf. Ich arbeite auch noch als Journalistin.
Der Weg von einer Idee zum fertigen Manuskript: Wie sieht dein Schreib-Alltag aus bzw. wie gestaltest du das Schreiben?
Der Alltag von Autoren ist wohl meistens recht unspektakulär. Denn Schreiben findet ja selten auf einem Hochseil oder auf einem 10-Meter-Sprungturm statt, sondern vor einem Laptop, an einem Schreibtisch. Ich gehe nach dem Frühstück an den Schreibtisch und lege los. Der Höhepunkt der Aufregung ist bei mir erreicht, wenn ich einen ersten Ausdruck mache und mich dann zum Lesen in mein Lieblingscafé „Bacana“ begebe.
Wie bist du auf die Idee zu deinem Buch Erdbeerkönigin gekommen?
Ein Mensch in meiner Umgebung ist gestorben und man hat mich gefragt, ob ich die Grabrede halten könnte.
Um was geht es in dem Buch?
Eva, die mit Mann und Kind auf dem Land in Niedersachsen lebt, bekommt Post von einem Hamburger Anwalt. In dem Schreiben erfährt sie, dass Daniel, mit dem sie vor 20 Jahren eine Nacht in Hamburg verlebt hat, gestorben ist und sie zu seiner Grabrednerin bestimmt hat. Warum? Eva macht sich auf die Suche nach Daniel, nach seinem Leben – und findet am Ende sich selbst wieder.
Hat es eine Moral?
In ERDBEERKÖNIGIN geht es um Hoffnung. Es geht darum, sich nicht zu verlieren und sich immer mal wieder die Frage zu stellen: Wer bin ich eigentlich – ohne die Arbeit? Ohne meinen Alltag?
Wie entstehen die Protagonisten Deines Buches?
Manche begegnen mir erst beim Schreiben, andere drängeln sich regelrecht vor und verlangen: „Erzähl’ mich mal!“
Sind Deine Figuren immer rein fiktiv oder haben sie auch ab und an mit realen Personen in Deinem Leben zu tun?
Wahrscheinlich beklaut man seine eigene Biografie immer ein wenig, weil man sich im Schreiben in das Denken und die Perspektive der jeweiligen Figure hinein fühlt. Natürlich inspirieren mich auch reale Personen in meinem Leben – aber am Ende sind die Figuren in den Geschichten doch immer wieder mehr als Abziehbilder von lebenden Vorbildern, sondern höchst eigenständig.Wie kommst du auf die Namen deiner Charaktere? Es gibt tolle Namen in freier Wildbahn (also im Leben) und machmal frage ich Menschen, ob ich ihren Namen in einem Roman verwenden darf. Sehr häufig aber haben die Figuren ihre Namen schon, wenn sie in meinem Kopf anklopfen. Beispielsweise Dr. Lenchen in ERDBEERKÖNIGIN.
Was bereitet dir mehr Schwierigkeiten? Der Anfang oder das Ende Deines Buches?
Definitiv der erste Satz. Um den schleiche ich manchmal wochenlang herum. Schreibe und verwerfe. Zweifle, hadere und bin unzufrieden. Wenn der erste Satz nicht stimmt, kann ich nicht anfangen.
Wie hat es sich angefühlt, dein eigenes Buch das erste Mal in den Händen zu halten?
Jedesmal ist es ein besonderes Glücksgefühl. So eine Mischung aus ungläubigem Staunen („Die haben das tatsächlich gedruckt“) und Stolz darauf, dass ich etwas fertig gemacht habe.
Welches gelesene Buch hat einen nachhaltigen Eindruck bei Dir hinterlassen und ist aus Deinem Bücherregal nicht mehr wegzudenken?
Da gibt es so viele: „Witwe für ein Jahr“ von John Irving, „Beathing Lessons“ von Anne Tyler, „Secret History“ von Donna Tart ....
Wenn Du in Dein eigenes Bücherregal schaust – welches Genre ist hier am meisten vertreten?
Romane und Kochbücher.
An welchem neuen Buchprojekt arbeitest du gerade? Auf was dürfen wir und als nächstes freuen? Kannst Du den Lesern schon etwas vorab verraten?
Ich sitze am Exposé für einen neuen Roman, aber da kann ich noch nichts verraten.Schreibst du auch unter einem anderen Pseudonyme?Nein. War es schon immer dein Wunsch Bücher zu schreiben? Ich hatte immer den Wunsch zu schreiben – aber an Bücher habe ich dabei erst einmal nicht gedacht. Mit 17 Jahren hatte ich meine erste Veröffentlichung in der „Brigitte“- mit einem Gedicht.
Recherchierst Du vor Ort oder fließt sehr viel Phantasie in Deine Bücher mit ein?
Ich recherchiere viel und ich denke mir viel aus.
Wenn du dich für eine deiner Figuren entscheiden müsstest, wer wäre es?
Vielleicht Franziskas Vater in „Kleine Schiffe“, mit dem kann man bestimmt gut reden und kochen. Aber am liebsten wäre mir, mit allen Figuren ein großes Fest zu feiern. Gibt es etwas das du beim Schreiben immer bei dir hast? Eine Wasserflasche.Liest du eigentlich viele Rezensionen zu deinen Büchern? Ja. Das ist bei LeserInnen-Rezensionen häufig sehr schön, weil sie oft sehr klug sind und sehr ehrlich. Kritische Stimmen tun natürlich manchmal schon weh.
Sind dir schon mal, die Sachen die du in deinen Büchern schreibst, selber passiert?
Einige schon – glücklichweise nicht alle!