Sieg für Romney

Von Stefan Sasse
Das erste TV-Duell zwischen Romney und Obama ist vorüber. Der Sieger ist überraschend klar: Mitt Romney. Für Obama war das Zusammentreffen nicht weniger als ein Desaster. Der Präsident war unfokussiert, gab sehr technische, defensive Antworten und schaute seinem Herausforderer nicht in die Augen. Es gelang ihm nicht, offensichtliche Unwahrheiten Romneys zu benennen und richtigzustellen, während Romney jede Schwäche Obamas nutzte. Es scheint, als ob es Obamas Strategie gewesen wäre, das 2008-Duell gegen McCain zu wiederholen und die "I agree with you"-Routine zu fahren um sich selbst als rationale Lösung darzustellen. Romney nahm ihm auch hier den Wind aus den Segeln und präsentierte sich und die Republikaner als die pragmatischen, an einer bipartisan solution interessierte Partei, während die Demokraten jede Zusammenarbeit verweigerten - eine geradezu lächerliche Anmaßung, die aber durch Romneys herausragende Performance verkauft wurde. Obama schaffte es nicht, irgendeine dieser Diskrepanzen klar aufzuzeigen und anzugreifen, ja, er versuchte es nicht einmal. Romney nahm ihn geradezu an der Hand.

Die Themen, durch die die beiden Kontrahenten sich zu wälzen hatten, waren auch nicht gerade leichte Kost: Steuern, Gesundheitsreform, die Rolle des Staates in der Wirtschaft, Wirtschaftswachstum, Budgetpolitik. Der einzige Bereich, in dem Obama wirklich besser war als Romney war, als er seine Vorstellung auseinandernahm, die Gesundheitspolitik solle einfach bei den Staaten liegen (etwa ab Minute 31). Hier redete er kohärent, attackierte Romney und sprach verständlich. Die Debatte ist mit Sicherheit kein Leckerli für die eigene Basis, denn dafür mangelt es an Zeilen, die applauswürdig sind (wie auf den Conventions). Stattdessen sollen eher die Swingvoters überzeugt werden, und hier hat Romney wohl einiges vorgelegt. Ob es reichen wird, den Vorsprung Obamas auf diesem Feld aufzuholen, darf bezweifelt werden, denn die Debatten werden in ihrer Wichtigkeit deutlich überschätzt. Ein Obama-Anhänger wird sich von Obamas schwacher Performance nicht überzeugen lassen, Romney zu wählen. Ich denke, den meisten Kommentatoren entging ein ganz anderer, viel wichtigerer Effekt in der Debatte, nämlich die Wiederbelebung des ursprünglichen Romney-Narrativs. 
Als der Wahlkampf begann war Romneys größtes Plus-Argument, dass er ein erfolgreicher Geschäftsmann sei, der daher dem Land ebenfalls Wirtschaftswachstum geben könne. Das Obama-Wahlkampfteam hat dieses Argument zerlegt, mit Hilfe Romneys schon beinahe legendärer Abgehobenheit. In dieser Debatte hat es ein Revival erlebt. In ökonomischen Fragen wirkte Romney kompetent und schien oft Obama die wirtschaftlichen Sachverhalte zu erklären - ein katastrophaler Eindruck. Ich rechne damit, dass dieses Narrativ des Wirtschaftsexperten Romney in den nächsten beiden Wochen wieder stärker hervorgeholt werden wird, denn in dieser Debatte konnte Romney sich entsprechend positionieren. Es hat den zusätzlichen Vorteil, ein positives Argument zu sein. Romney muss also nicht nur negative Spots schalten, sondern kann eigene Vorzüge hervorstreichen. Die Debatte hat ihm für sein "change vs. status quo"-Argument voll in die Hände gespielt und Obamas größten Trumpf von 2008 praktisch gedreht. Der Präsident wird sich vor dieser neuen Gefahr in Acht nehmen müssen.
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Andrew Sullivans Live-Blogging
Daily Beast Analysis

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