"Sie leben!" / "They Live!" [USA 1988]


Apathisch wie eine Marmorsäule, ausdrucksstark wie ein vollgeschnüffeltes Taschentuch: Roddy Piper als mit Zwang verstellte Kurt-Russel-Imitation, Meg Foster als bleiche Fernsehtante, deren Sinn und Zweck sinn- und zwecklos scheint, Keith David als zunächst doofer Quotenschwarzer, dem als erster der Kopfschuss ereilt. Die Besetzung in John Carpenters gut gelauntem, aber tendenziell schlecht gealtertem Paranoia-B-Revival "Sie leben!" wird von einer derart bleiernen Gleichförmigkeit heruntergezogen, die symptomatisch ist für den Erzählstoff eines Carpenter-Films nach dem Ding, das aus dem Eis kam – eine irgendwie charmante Grundidee, deren Kreativität sich gleichwohl zusehends erschöpft, weil der Spaß an der Ideenschmiede Kino irgendwann irgendwo unmittelbar vor der Verkündung des Feierabendbieres verloren gegangen ist. In Carpenters über Gebühr trashigem, kultisch verklärtem "Sie leben!", dessen künstlerische Qualität im Anschlusslosen (die unterhaltsame Prügelszene zertrümmert jedweden Anflug von Handlungsrelevanz) und politisch Plakativen zu suchen ist, eiert ein ahnungsloser Outlaw (Piper) durch majestätisch in den Himmel schießende Großstadtpanoramen, während  hinter ihm die hypnotische Tonspur vor Gewalt zu zerplatzen droht. Auch "Sie leben!" erweist sich deswegen als postmoderner, elektrisch tickender Carpenter-Western, der aufgrund scheffelweise platzender Subtilitätsluftballons einer dick anschwellenden Sozial- und Konsumkritik ernsthafter wirkt, als dass er munter drauflos fantasiert. Dem Film fehlt Schmackes, Kurzatmigkeit, Spontanität und Blödsinn. Tröpfchenweise dann nur gelegentlich erheiternd. 
4 | 10

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