Shiny happy colleagues

Ich komme inzwischen selbst in die Jahre, die ich früher für alt hielt. Ich vermisse die Rastlosigkeit und Unsicherheit früherer Jahre überhaupt nicht. Inzwischen weiß ich "wie es geht" und ich kann locker auf die meisten Showtimes verzichten ohne Angst etwas Entscheidendes zu verpassen. Ich bin eher zurück zu mir selbst gekommen. Nichts geht über Erfahrung sage ich heute, denn ich habe welche. Ohne Substanz geht es nicht. Und die Substanz ist auch in unseren akademischen Jobs etwas Greifbares. In meinem Fall: Softwareprodukte. Nicht Powerpointfolien, nicht Papiere, nicht Meetings. Nur Produkte und lächelnde Anwender.

Ich weiß, dass im selben Maße wie meine Erfahrung wächst ich darauf achten muss, nicht unkreativ zu werden. Deshalb schätze ich ergänzende Leute in meinem Team sehr. Junge Kollegen, gerne aus anderen Berufen, gerne aus anderen Ländern, gerne vom anderen Geschlecht. Aber immer mit dem gleichen Grundverständnis, dem gleichen Ziel. Diversität ist für mich kein Selbstzweck und in dem Moment in dem ein Unternehmen es zu einem seiner Ziele erhebt ist es auch schon vorbei mit dem Nutzen von "Diversität". Denn, was einer behauptet zu sein, das ist er nicht. Das ist mir verdächtig.

Wo Diversität drauf steht, da kann es vor Minen nur so wimmeln. Vorbei die Zeiten, in denen man "Diversität" gar nicht wahrgenommen hat, in denen man einfach zusammen gut arbeitete. Bei IBM fand ich es sehr inspirierend, in Wien mit österreichischen, ungarischen und britischen Kollegen und Kunden zusammen zu arbeiten. Nie wären wir auf die Idee gekommen, uns selbst dafür zu glorifizieren.

Heute diskutiere ich darüber, ob wir für die Darstellung von Rollen, Strichmännchen mit Krawatte oder Zopf nehmen. Das macht die Aufgaben für Projektmanager nicht einfacher. Die Begriffswelt wird um eine Dimension "reicher", wenn man alles gendern muss oder in der Verlaufsform darstellen muss. Wenn wir miteinander korrekt reden weiß ich nicht mehr, ob das Ausdruck von Überzeugung oder Konformismus ist. Konformismus ist ein Ausleseverfahren, bei dem man gewinnt, wenn man keine formalen Fehler macht. Und der öffentliche Raum von Politik und Verwaltung ist ganz besonders anfällig dafür.

Man kann den Spieß aber auch umdrehen und jede "diverse" Karriere auf Quoten zurückführen und sich ganz einfach weigern, solche Leute in den eigenen Verantwortungsbereich zu holen.

Der Bürokonformismus hat aber noch weiter reichende Folgen. Ich erlebe auch ein schrumpfendes Urteilsvermögen bzw. wachsende Verweigerung, Dinge zu beurteilen oder einzuschätzen. Da werden entscheidende Dokumente einfach "Zur Info" weiterverteilt - ohne eigene Einschätzung, ohne Hinweis, vielleicht ohne sie selbst gesichtet zu haben. Ich kenne Leute, die fragen andere gerne nach ihrer Einschätzung vermeiden es aber tunlichst selbst eine abzugeben. Selbst in Runden, die extra für Feedback oder Retrospektive vorgesehen sind. Sie tun es höchstens unter vier Augen, dann aber umso heftiger. In der Runde geben sie sich "team-" und "erfolgsorientiert". Man lächelt, man gibt sich abgeklärt, ironisierend überlegen, aber halt auf niedrigem Niveau. Etwa so wie in einer Jan Böhmermann Show.

Das ist keine gesunde Entwicklung. Wo nicht mehr offen gesprochen wird, da wächst der Raum für Intrigen. Da wird abgewartet, aufgelauert und zugeschlagen. Da wächst das falsche Leben in dem es kein richtiges geben kann.

Hören wir auf, Selbstverständlichkeiten auf Plakate zu schreiben. Diese Selbstverständlichkeiten sind Teil unserer Kultur. Man tut sie einfach und erwartet keinen Applaus dafür. Am Ende zählt nur die Substanz, das Produkt, die bezahlte Rechnung.


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