Shin Megami Tensei IV

Die Shin Megami Tensei-Serie ist mittlerweile auch hierzulande schon recht bekannt. Nicht nur, dass die Persona-Spin-Off-Reihe gleichbedeutend mit zeitgemäßem RPG-Design ist, gab es auch auf dem DS auch die eine oder andere recht erfolgreiche Ausgabe. 

Insofern wundert es wenig, dass auch der neue 3DS-Teil Shin Megami Tensei IV nun endlich mit einem Jahr Verspätung in unseren Breitengraden angekommen ist. Mit dabei ist alles was zur ursprünglichen Serie gehört: Postapokalyptisch-urbane Szenarien, düstere Türme und exzentrische Dämonen – trotzdem gibt es hier einen Twist: Gestartet wird in einem klassischen Fantasy-Setting. Grüne Wälder werden hier durchquert und dunkle Höhlen erkundet, eigentlich eine erfrischende Änderung. Der Spieler folgt dem Abenteuer von vier Charakteren, die nach einem Test die Fähigkeit erhalten, zuvor gezähmte Dämonen zu beschwören.

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Die Story hält sich bei SMT IV zwar dezent im Hintergrund, bietet aber gerade genug Abwechslung, um den Spieler ab und an für seine Mühen mit interessanten Wendungen zu belohnen. Die Charaktere sind zwar für Persona-Verhältnisse nur leere Hüllen, aber die behutsamen Designs vermeiden immerhin gängige RPG-Klischees und das alleine ist bereits überaus erfrischend. Der Kern des Spiels ist aber auf jeden Fall das Gameplay: Dem Spieler steht es frei zu versuchen jeden Dämonen, der ihm in den verwinkelten Umgebungen über den Weg läuft, zu rekrutieren. Natürlich gestaltet sich das nicht immer einfach: Dämonen wollen im Gegenzug Geld, Respekt, Items oder sogar geopferte Partymitglieder. Das Verhandeln wirkt zwar meistens wie reine Glückssache, das Ganze versprüht durch die teilweise absurden Dialoge aber doch einen gewissen Charme.

Ein balanciertes Team zu kreieren ist demnach eine komplexe Aufgabe, zumal die Dämonen auch noch miteinander kombiniert werden können. Der Hauptcharakter lernt von aufgezogenen Dämonen Skills, ein umfangreiches System entsteht. Der Vorgang ist praktisch nie abgeschlossen und so hat man ständig ein Ziel vor den Augen, Langeweile setzt selten ein. Eine gewisse Frustresistenz ist allerdings Grundvoraussetzung: Bosskämpfe sind in Windeseile extrem hart und ohne eine genau geplante Strategie kaum schaffbar.

Vor allem Anhänger wirklich fordernder Aufgaben werden hier also fündig. Auch die Dungeons selbst sind gefüllt mit gefinkelten Fallen und Geheimnissen, vorteilhaft ist die Tatsache, dass sie nicht zufallsgeneriert sondern penibel designt sind. Der Soundtrack ist gewohnt stimmig, es ist aber vor allem die Grafik die sofort ins Auge sticht: SMT IV ist einer der wenigen Titel, die den 3D-Effekt des Handhelds bis zum Vollen ausschöpft und kleine Kinderaugen wohl zum brennen bringt – ein Schritt, den Entwickler häufiger wagen dürften.

Schade ist nur, dass die zahlreichen Dämonen alle in 2D gezeichnet sind und auch manchmal völlig unterschiedliche Zeichenstile aufeinander prallen, wodurch oft ein etwas “ramschiger” Eindruck entsteht. Shin Megami Tensei IV ist ein langlebiger, qualitativ hochwertiger Titel, dem es gelingt in allen Disziplinen zu überzeugen. Einzig der harte Schwierigkeitsgrad wirkt ein wenig abschreckend, wer jedoch keine Herausforderung scheut, der sollte auf jeden Fall einen näheren Blick riskieren.

Plattform: 3DS (Version getestet), Spieler: 1, Altersfreigabe (PEGI): 12,
Release: 30.10.2014, www.atlus.com/smt4


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