Sharon Jones And The Dap Kings: Oldschool Rehab

Sharon Jones And The Dap Kings: Oldschool RehabSharon Jones & The Dap-Kings
„Give The People What They Want”

(Daptone)
Hört man nur hin, lässt sich der Song schwerlich mit Bild eines Menschen zusammenbringen, der gerade aus dem Infight mit einer Krebserkrankung ins Rampenlicht zurückgekehrt ist, der Blick in den dazugehörigen Clip spricht dann eine klarere Sprache: Gerade eben hat Sharon Jones das Video zu “Stranger To My Happiness” ins Netz gestellt, mit gewohntem Punch schmettert die knapp sechzigjährige Soulsängerin zur Begleitung ihrer Dap-Kings – allein, den kahlen Kopf, vermutlich einer Strahlentherapie geschuldet, trägt sie mit dem Stolz einer Frau, die weiß, dass sie einiges überstanden und hoffentlich auch endgültig bezwungen hat. Die Veröffentlichung des vorliegenden Albums war ja ursprünglich für den August des vergangenen Jahres geplant und musste zusammen mit der Tour verschoben werden, nun ist sie wieder zurück und – auch wenn das immer ein wenig platt klingt – scheinbar stärker denn je. Auch auf der aktuellen Platte, es ist mittlerweile ihre sechste zusammen mit der Band, findet sich gospelgeschulter Soulfunk der klassischen Sorte, bei all den neuzeitlichen Variationen möchte man fast ‘oldschool’ dazu sagen.
Gutgelaunte, schwungvolle und mit viel Power angelegte Stücke, begleitet von einer routiniert aufspielenden Truppe, die ja letztens noch die famose Zusammenarbeit von David Byrne und St. Vincent veredelte. Die Tempi variieren gekonnt, die Bläsersätze sitzen punktgenau, Durchhänger Fehlanzeige – viel perfekter kann man ein Album kaum produzieren. Bei längerem Hinhören ist diese Perfektion vielleicht auch die einzige Schwäche des Albums, es geht einem fast zu leicht von der Hand, wenn sich das zehnköpfige Kollektiv von Song zu Song swingt – “Making Up, Breaking Up”, “Get Up And Get Out”, “Long Time, Wrong Time”, fast exemplarisch folgt da ein Gegensatzpaar dem nächsten. Einzig bei “People Don’t Get What They Deserve” brechen Emotion und vielleicht sogar ein wenig Wut die vergnügte Oberfläche, hier überschlägt selbst Jones’ noch immer kräftige Stimme für einen seltenen Moment. Erstklassiges Handwerk ist das Album in jedem Falle, nebenbei erfüllt es hoffentlich auch seine zweite, nicht weniger wichtige Bestimmung – die einer erfolgreichen Rehabilitation. http://www.sharonjonesandthedapkings.com/
08.05.  München, Tonhalle
10.05.  Berlin, Astra
11.05.  Oberhausen, Turbinenhalle
13.05.  Köln, E-Werk
19.05.  Hamburg, Große Freiheit
Komplettstream des Albums bei NPR.


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