Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Inge Lammel
Mit "Shabat Shalom" endete auch für Stefan Liebich dieser 27. Januar, der Tag des Gedenkens der Opfer des Holocaust und der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Am Vormittag war er einer der Ehrengäste des 21. Waisenhausgesprächs im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow. Dieses war der Erinnerung des erstmaligen Zusammentreffens von Waisenhauszöglingen und Pankower Bürgern am 11. Mai 2001 gewidmet. Damals moderiert von Christa Wolf und Dr. Inge Lammel. Die vor Ort gedrehte und heute gezeigte Dokumentation ging nicht nur dem natürlich auch anwesenden Gerhard Wolf, Ehemann der vor kurzem verstorbenen Christa Wolf, sehr nahe. Auch ohne Filmdokumente der Auschwitz-Befreiung, von wo viele Familienangehörige der ehemaligen Waisenhauskinder nie zurückgekehrt sind, sondern teilweise sogar mit humorigen Schilderungen des Alltags der damaligen Kinder, ging uns dieses einmalige Zeitzeugnis unter die Haut.Weiterer Höhepunkt war die Ehrung und Würdigung der wunderbar und anrührend bescheidenen Dr. Inge Lammel, die sich so einen feierlichen Rahmen eigentlich nicht gewünscht hatte. Doch wie Dr. Peter-Alexis Albrecht (Vorstand der Dr. Walter und Margarete Cajewitz-Stiftung) betonte, bei ihrer Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz für ihr Lebenswerk als einer jüdischen Bürgerin Pankows, müsse sie schon dabei sein. Die Laudatio von Bezirksbürgermeister Matthias Köhne und sehr schöne Chello-Musik rundeten diese sehr gelungene Veranstaltung ab.
Gedenktafeleinweihung in Blankenfelde
Am Nachmittag trafen sich dann trotz Eiseskälte viele engagierte Bürgerinnen und Bürger, Mitglieder der Fraktionen der Pankower Bezirksverordnetenversammlung und Pankower Vereine zur feierlichen Enthüllung einer Gedenktafel in Blankenfelde. Sie erinnert an das Kranken- und Sterbelager Blankenfelde-Nord. Hier waren ab Herbst 1942 durch Zwangsarbeit schwerstkrank geschundene Menschen untergebracht, die von den Nazis vorwiegend aus den Sowjetrepubliken deportiert worden waren. Diese Infotafel ist ein Ergebnis des Runden Tisches Lager Blankenfelde, eines Zusammenschlusses Interessierter unter der Moderation des Vereins StadtGut Blankenfelde. Zu den Gästen sprachen Bezirksstadrat Dr. Torsten Kühne und die Vertreterin des Runden Tisches Christine Raiser-Süchting. Auch sie beschrieb die Zustände dieses Lagers und die Behandlung der Kranken sehr berührend durch das Vorlesen aus Briefen von Überlebenden. Ihr beeindruckend engagiertes Agieren machte uns klar, dass das Aufstellen dieser Tafel nur ein erster Schritt zur Kennzeichnung dieses Ortes ist. Sie und der Runde Tisch haben noch weitere interessante Vorschläge gegen das Vergessen. Darüber wird man nachdenken und handeln müssen. Auch Stefan Liebich wird das Anliegen weiterhin unterstützen.Beginn der Lichterkette
Die abschließende Gedenkkundgebung "Für ein tolerantes und gewaltfreies Miteinander, gegen Antisemitismus und Rassismus" fand nach Sonnenuntergang in diesem Jahr vor der ehemaligen Synagoge in Pankow statt. Es war ein gutes Gefühl zu sehen, dass sich in diesem Jahr so viele Menschen der sich anschließenden Lichterkette auf dem Weg zur Veranstaltung in der Evangelischen Kirchengemeinde Pankow in der Kirche "Zu den vier Evangelisten" anschlossen. Dieser Tag bestätigte meine Gefühle und Gedanken beim Besuch des „Jüdischen Theaters Berlin“ mit dem Stücks „Shabat Shalom“ – ein Freitagabend in einer jüdischen Familie. Im zweiten Akt beschwor der Intendant und Künstlerische Leiter Dan Lahav geradezu das Publikum, dem wieder aufflammenden Antisemitismus, den Klischees und Vorurteilen entschieden entgegenzutreten. In dem Sinne verabschiedete er uns mit „Shabat Shalom“. In der Pankower Kirche gab es ein Konzert der Klezmer-Musikgruppe "Zemer Atik" und die Schauspielerin Gabriele Heinz vom Deutschen Theater las aus einem Vorwort des Buchs "Das Mädchenorchester von Auschwitz" der Auschwitz-Überlebenden Fania Fenélon mit einem Erlebnisbericht von der Befreiung Bergen-Belsens.