Junior Boys „It’s All True“ (Domino)
Da sind sie also wieder, die „poppy“ twins aus Kanada und schon wieder haben sie so eine verflixte Platte dabei, bei deren Musik sich die Beine ganz von selbst verknoten und keiner so genau weiß, warum das eigentlich passiert. Schon der Vorgänger, „Begone Dull Care“ aus dem Jahr 2009, ließ sich schwer einordnen – indie, electropop, dance, ja was denn nun?
In jedem Falle „minimal“. Man muß sich nur anhören, wie die Jeremy Greenspan und Matt Didemus im Referenzstück „Kick The Can“ einzelne Töne neben- und übereinandersetzen, ohne ihnen die Luft zum Atmen zu nehmen; sie punktieren ihre Songs förmlich und schaffen so herrlich luftige, fast hüpfende, mal schneller vibrierende, dann wieder gemächlicher schwingende Konstrukte. Das alles ist so verteufelt funky, unglaublich lässig und irgendwie sexy. The Whitest Boy Alive haben Ähnliches auch schon geschafft, Zoot Woman in den besseren Momenten ebenfalls, und doch wirkten beide nicht ganz so federleicht wie das bärtige Duo.
Mit etwas wohlwollender Fantasie möchte man den Junior Boys auch eine Vorliebe für die Musik von Wham! unterstellen, wenn auch komplett ohne den schwülstigen Ballast, mit dem Michael und Ridgeley ihre Stücke teilweise sträflich zugekleistert haben. Aber dieses Softe, vorsichtig Ranschmeißerische kann einen schon kirre machen, gerade wenn es, wie beim Abschlußtrack „Banana Ripple“, auf satten neun Minuten Länge wippt.
Auch „The Reservoir“ wurde mit dieser Zauberformel gebastelt, vertonte Pixel, kleinste Nadelstiche – das klingt wie das Cover aussieht. Es freut im Übrigen auch den Freund des Gesamtkunstwerkens, dass man eine Band für Audio und Video gleichermaßen loben kann – geschmackvolle Typo, feines Foto (englischer Expo-Pavillon, Shanghai 2010) – da muss man lange suchen, um im Gagabusiness vergleichbar Ästhetisches zu finden. Die Junior Boys bespielen in Deutschland sommers im Übrigen eher die kleinen Clubs – da heißt es ranhalten, das wird vermutlich nicht mehr lang so übersichtlich bleiben. http://www.juniorboys.net/
06. Juli: Köln, Studio 672
08. Juli: Heidelberg, Karlstorbahnhof
15. Juli: Hamburg, Uebel & Gefährlich
16. Juli: Gräfenhainichen, MELT
02. August: München, Atomic Café