Sex, Verrat und Mord im Vatikan

Sex, Verrat und Mord im Vatikan

Papst Innozenz VIII. liegt im Sterbebett und trinkt Muttermilch direkt aus der Brust einer jungen Frau. Gierig wie ein Säugling schmatzt und saugt er, bis er satt ist. Später wird ihm das Blut von Kindern eingeflößt. So soll er noch ein wenig durchhalten, bis Kardinal Rodrigo Borgia die Weichen zu seinem eigenen Papsttum gestellt hat. Der treibt inzwischen seine junge Mätresse zu orgastischen Höhen.

Wer noch selig ist vom jüngsten Deutschland-Besuch von Papst Benedikt XVI., der könnte schockiert sein über die Zustände, wie sie das ZDF in dem heute Abend beginnenden Sechsteiler Borgia zeigt: Da wird geliebt und intrigiert, geprügelt und gemordet, werden Ohren mit einem Schwert abgehackt und Kranke von einer Hexe von oben bis unten mit Schweinekot eingeschmiert. Und das im Umfeld des Vatikan.

Entschärfte Version

Dabei ist das, was das ZDF zur Hauptsendezeit bringt, noch eine «leicht entschärfte Version», wie der Sender erklärt. Einige Sex- und Gewaltszenen wurden herausgeschnitten, so dass eine Freigabe ab zwölf Jahren möglich war. Wer die schärfere Variante bevorzugt, muss zur DVD-Fassung greifen, die am 1. Dezember erscheinen soll.

Andrea Sawatzki, die in der internationalen Produktion als einflussreiche Ratgeberin Rodrigos mitmischt, findet die Bilder zwar auch «schockierend», anderseits sei es auch wichtig, die Zeit realitätsnah abzubilden, sagt sie im Interview mit news.de. Die Schamgrenze sei in der Renaissance einfach niedriger gewesen, es ging schneller zur Sache. Die Serie trage einen Bildungsanspruch, der diese rohe Darstellung rechtfertige, so Sawatzki – einzige deutsche Schauspielerin neben Udo Kier und Vadim Glowna.

Die Hauptrolle spielt der amerikanische Schauspieler John Doman, den machtbesessenen Familienpatriarchen Rodrigo Borgia, den es tatsächlich gab. 1492, nach Innozenz’ Tod, erkaufte er sich das Papsttum und ging als Alexander VI. in die Geschichte ein. Er ist das Oberhaupt der sexgeilen, machtlüsternen und mordlustigen Adelssippe, hielt sich Mätressen, mit denen er mehrere Kinder zeugte, verheiratete seine Tochter Lucrezia gleich mehrmals und vertraute seinen Söhnen ungeniert wichtige Posten an.

Und seine Kinder übertrafen ihn noch an Ausschweifungen und Skandalen. Unzucht, Vergewaltigung, Amtsmissbrauch, Korruption, Intrigen, Verrat, Verschwörung, Mord: Vor nichts schreckte diese Mafia der Renaissance zurück. Nicht einmal vor Inzest. Lucrezia Borgia wurde von der Historie wohl zu Unrecht als Giftmörderin verurteilt, die Liebe zu ihrem Bruder Cesare gilt dagegen als sicher. Cesare wiederum beseitigte gemeinsam mit seinem Bruder Juan die Rivalen seines Vaters und brachte den älteren später um.

Vier Millionen Euro hat das ZDF beigesteuert; mit Gesamkosten in Höhe von 25 Millionen Euro ist Borgia die bislang aufwändigste europäische TV-Produktion. Hinter dem Projekt steckt ein Amerikaner: Tom Fontana lieferte Idee und Drehbuch für das Epos. «Ich habe mein ganzes Leben lang darauf gewartet, etwas über die Borgia zu machen», sagt Fontana. Er habe versucht, die wahre Geschichte der Borgia ans Licht zu bringen. «Doch es ist schwer, Mythos und Fakten zu unterscheiden.»

Fortsetzung geplant

In der Tat verzettelt sich Fontana ein wenig in dem Bemühen, der Familie historische Genauigkeit widerfahren zu lassen. Er will möglichst viele zeitgenössische Aussagen berücksichtigen und gleichzeitig relativieren – schließlich stammt die üble Nachrede vor allem von Alexanders Nachfolger und Intimfeind Papst Julius II. Der ließ eine haarsträubende Skandalchronik verfassen, um zu verhindern, dass je wieder ein Borgia den Papstthron erklomm. Heraus kommt eine krasse, aber trotzdem blasse Geschichte.

In den ersten zwei Folgen müht sich Regisseur Oliver Hirschbiegel (Der Untergang) mit verzwickten Beziehungsgeflechten, unübersichtlichem Personal und holprig synchronisierten Mauscheleien. Die Machenschaften der Borgia bleiben blutleer, auch wenn sich Cesare (Mark Ryder) ständig den nackten Rücken geißelt und sich sogar einen Eisennagel durch die Hand hämmert, um inbrünstige Religiosität zu demonstrieren.

Ähnlich leblos wirken die Fleischeslust und Machtgier des Kirchenoberhaupts Alexander VI. alias Rodrigo Borgia (Doman). Vielleicht tut man sich als Zuschauer anfangs auch deshalb ein wenig schwer mit all den Namen und Gesichtern. Kann man sie erst einmal zuordnen, bleibt nur noch die Frage, ob der Film sich nicht etwas zu eng an die historischen Vorgaben hält. Zwischendurch jedenfalls keimt manchmal der Wunsch nach etwas mehr Tempo und einer Prise Humor auf. Aber wahrscheinlich war es nicht besonders witzig in der Renaissance. Vor allem nicht im Vatikan.

Die erste Folge ist noch nicht ausgestrahlt, da denken die Macher der Serie bereits an eine Fortsetzung. Stoff für zwei weitere Staffeln sind vorhanden, heißt es. Die preisgekrönte US-Konkurrenzserie Die Borgias – Sex, Macht, Mord, Amen von Neil Jordan, die Pro7 ab dem 9. November ausstrahlt, ist da schon einen Schritt weiter: Die zweite Staffel ist bereits bestellt. Wer nach dem ZDF immer noch nicht genug hat von der machtgeilen Sippe, kann sich ihr Treiben also ein weiteres Mal anschauen: mit exakt den gleichen Charakteren und Sünden.

Der Sechsteiler Borgia läuft im ZDF zwei Wochen lang jeweils montags, mittwochs und donnerstags ab 20.15 Uhr. Sendetermine sind also der 17., 19. und 20. sowie der 24., 26. und 27. Oktober 2011. Zusätzlich zeigt das Zweite am Mittwoch, 19. Oktober 2011, 22.15 Uhr, eine Doku mit dem Titel Der Fall Borgia.

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«Borgia» – Sex, Verrat und Mord im Vatikan

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