Serien: "Die Sopranos" - Staffel 1 [USA 1999]

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Ja, diese Szene: wie Tony Soprano (James Gandolfini) angesoffen durch zwei Zimmer wankt und sich schwunglos aufs Sofa plauzt, der "Moralist" in "Moralisten" (1×09). Die Todesstrafe hat er abgelehnt, aber sich sicher auch. Tony ist fettig, fertig und repressiv. Alles, was er betatscht, zerrinnt. Tony Soprano ist wahrhaftig Frankenstein. Sein Problem, in einem Patriachat zu leben, das klammheimlich von einem Matriarchat unterwandert wird, von seiner Ehefrau (Edie Falco), seiner Tochter (Jamie-Lynn Sigler) und seiner Mutter (Nancy Marchand), bildet den Fokus, auf den sich die erste Staffel der erfolgsgekrönten HBO-Serie "Die Sopranos" ansiedelt. Tonys Männlichkeit läuft Gefahr, ihre Potenz zu verlieren, wenn die Enten in seinem Pool mit seinem Penis im (Alp-)Traum davonfliegen. Dann die psychotischen Anfälle, die verkrümmten Wahrnehmungsstörungen, die rauschhaften Wallungen - Tony balanciert zwischen zwei sozialen Gesichtern und Milieus, zwischen Geschäft und Gemeinschaft, Mafia und Mutterschaft, Gaunerei und Geheimnis. Der entschleunigte Rhythmus ungezählter Winkelzüge kaschiert, dass es in dieser Serie rumort, weil es in Tony rumort und gärt; der innere Kraftaufwand, jedem eine abweichende Geschichte zu erzählen - diskret, aber einwirkend. Tony gleicht einem Pulverfass, das antithetisch strukturiert ist zum Tempo der Dramaturgie, die gelegentlich einschläft und gelegentlich per Donner erwacht - bevor die verschütteten Unerklärlichkeiten und Kulturdiskrepanzen implodieren (1×13: "Hart und herzlich"). [...]

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