Selbstliebe-Sonntag: Zu Vorbildern und Vor-Bildern

Ich schreibe ja nicht nur selbst einen Blog, sondern folge auch verschiedenen Blogs und bin auf Instagram aktiv. Früher habe ich mich dadurch stark beeinflussen lassen: Ich wollte genauso perfekt sein wie die Instagramer und Blogger. Nie etwas Ungesundes essen, immer das perfekte Foto posten, einen perfekten Körper haben. Doch je länger ich in der Sparte der Foodblogger unterwegs bin, desto kritischer sehe ich diese Accounts.
In der Pädagogik sprechen wir unter anderem vom "Lernen am Modell". Die Theorie dazu von Bandura lässt sich sehr intuitiv erschließen: Menschen lernen Verhaltensweisen von Modellpersonen. Solche Lernprozesse funktionieren besonders gut, wenn eine positive Verbindung zu dem Modell besteht, also zum Beispiel wenn wir einen Star bewundern oder Verhalten von einem Freund abschauen. Außerdem wird das Lernen am Modell verstärkt, wenn man sieht, dass das Modell mit seinem Verhalten erfolgreich ist.
Auf die Foodblogger-Szene lässt sich das ganz einfach anwenden: Wir sehen viele schlanke und/oder durchtrainierte Modelle, die ihr perfekt gestyltes Essen posten. Daraus lässt sich zum einen ableiten, dass man nur genauso essen braucht wie die Modelle, um ein ähnliches Aussehen zu erzielen. Zum anderen wird oft noch zusätzlich behauptet, dass es ja ganz einfach sei, sich ausnahmslos gesund zu ernähren und das Essen dann auch schon perfekt drapiert auf den Teller fällt.
Die Realität sieht anders aus. Ich möchte niemandem etwas unterstellen oder einzelne Blogger angreifen, deshalb kann ich nur aus meiner Erfahrung erzählen. Ich bin mir allerdings fast zu 100% sicher, dass ich mit diesen Erfahrungen nicht allein bin.
Alles, was man isst, wird auch gepostet.
Selbstliebe-Sonntag: Zu Vorbildern und Vor-BildernDefinitiv nein. Ich fotografiere zwar einen Großteil meiner Mahlzeiten für die Rückblick-Posts, allerdings gibt es auch genug Essen, das ich hier nicht zeige. Das liegt zum einen daran, dass ich mich unwohl dabei fühle, wenn ich in Anwesenheit anderer erst mal lange mein Essen fotografiere. Zum anderen bin ich auch viel zu faul, jede Handvoll Studentenfutter, jeden Löffel Erdnussbutter oder jede Tasse Tee für euch zu fotografieren. Mal ganz abgesehen davon, dass das für euch wohl kaum interessant wäre.
Essen sieht immer wie aus dem Kochbuch aus.
Selbstliebe-Sonntag: Zu Vorbildern und Vor-BildernÄh... nein. Am Anfang meiner Bloggerzeit sahen meine Fotos furchtbar aus. In drei Jahren Bloggen habe ich einiges gelernt und nicht zuletzt dank meiner neuen Kamera, simplen Photoshop-Kenntnissen, einer Tageslichtlampe und diversen Deko- und Geschirrkäufen haben meine Fotos an Qualität gewonnen. Aber es gibt meistens trotzdem einen Unterschied zwischen Rezept-Fotos und Rückblick-Fotos. Bei Rückblick-Fotos geht es mir meistens nur darum, meine täglichen Mahlzeiten schnell festzuhalten. Ich suche mir einen Untergrund und Winkel, mache zwei bis drei Fotos und bin damit fertig. Für Rezeptfotos ordne ich mein Essen deutlich sorgsamer auf dem Teller an, nutze Accessoires, mache ein gutes Dutzend Fotos und bearbeite die anschließend noch. Ich bin trotzdem noch nicht die Meisterfotografin und könnte mir von einigen Bloggern eine Scheibe abschneiden. Aber für meine Zwecke ist meine Fotoqualität ausreichend und ich schmecke Essen viel zu gern, um mich erst stundenlang mit der Visualisierung zu befassen.
Wer gesund isst, hat sofort ein Sixpack.
Das ist so ein Schwachsinn, dass ich am liebsten schreien würde. Ja, gesunde Ernährung macht einiges aus. Aber für einen muskulösen Körper zählt viel mehr der Sport, den man macht. Am gesündesten habe ich mich vor zwei bis drei Jahren ernährt - aber jetzt sehe ich deutlich muskulöser und definierter aus, weil ich den richtigen Sport treibe. Mal ganz abgesehen davon, dass man für ein Sixpack sowieso einen ungesund niedrigen Körperfettanteil haben muss.
Ernährung muss zu 100% gesund sein.
Selbstliebe-Sonntag: Zu Vorbildern und Vor-Bildern Diese Aussage kollidiert allein schon mit meinem Prinzip des Intuitiven Essens. Aber selbst wenn man sich davon abwendet glaube ich, dass niemand mehr als 80% einer gesunden Ernährung schafft. Selbst die Clean-Eating-Vertreterin Cassey Ho berichtet immer wieder von ihren Cheat Days. Menschen sind nicht perfekt und das ist auch gut so. Man kann gesund und fit sein, auch wenn man sich ab und zu Schokolade und co. gönnt. Vielleicht ist man dann ja sogar gesund, fit und glücklich.
 Es gibt zum Glück eine ganze Reihe von Foodbloggern, die sich mittlerweile von dem Perfektionsanspruch gelöst haben und ehrlich posten. Bei allen anderen bitte ich euch, immer einen kritischen Blick zu haben. Wie realistisch ist es, dass die Person eine solche Ernährung wirklich durchhält? Sieht das Bild so aus, als würde langes Arrangieren und Fotografieren dahinter stecken? Wenn ihr solche und ähnliche Fragen bejaht, dann behandelt die Personen bitte nicht als Vorbilder. Solche Personen schieben nämlich nur Bilder vor, aber dahinter sieht es meistens ganz anders aus.

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