Selbst ist der Autor

Ein Buch zu schreiben scheint gar nicht so schwer im Vergleich zu der Herausforderung einen Verlag zu finden, der eben jenes Buch auch veröffentlicht. Verlage bekommen Unmengen an Manuskriptangeboten und spätestens seit dem WDR Beitrag “Der Bestseller-Code” wissen wir, dass es eigentlich verschwendete Energie ist, ein Manuskript einzusenden. In Anbetracht dessen scheint die digitale Möglichkeit des Selfpublishings eine echte Alternative zu sein. Aber welche Plattformen gibt es? Und was bringt der Selbstverlag? Ich habe mir drei Selfpublishing-Anbieter genauer angeschaut und ihre Vor- und Nachteile unter die Lupe genommen.

Die bekannteste und gängiste Selfpublishing Plattform ist wohl Amazon Kindle Direct Publishing. Dem Multikonzern können Konkurrenten nur schwer etwas entgegensetzen. Aber deutsche Verlage versuchen dennoch eine gute Alternative anzubieten. In meinem Erfahrungbericht werde ich das von u.a. Droemer Knaur und Rowohlt unterstützte Portal neobooks sowie den von BOD und von der Verlagsgruppe Random House gegründete TWENTYSIX Selbstverlag einbeziehen.

Amazon Kindle Direct Publishing

Die vier Versprechen, die Amazon gibt: einen schnellen Marktzugang, mehr Geld, Kontrolle und sofort loslegen. Letzteres halte ich für eine Mär. Da es sich um ein amerikanisches Unternehmen handelt, muss man ziemlich viele komplizierte Forumlare ausfüllen (u.a. die Steuernummer angeben), bei denen ich als Laie zumindest nicht beim ersten Lesen verstanden habe, was ich da eigentlich angeben soll. Und auch bei keiner anderen Selfpubshing-Plattform habe ich je wieder so viele Angaben machen müssen. Man wird das Gefühl einfach nicht los, dass Amazon mal wieder eine Möglichkeit nutzt um alles über die Menschheit zu erfahren… Und selbst wenn man das (weil man ein größeres juristisches Verständnis besitzt als ich) recht schnell ausfüllen kann, geht es deshalb immer noch nicht sofort los. Denn bei Amazon muss man sein eBooks selbst formatieren, was dann doch ein erheblicher Aufwand ist, den man bei anderen Plattformen nicht betreiben muss.

Aber die anderen drei Punkte erfüllt Amazon recht unkompliziert. Der Autor hat jederzeit die Kontrolle über die Preise seiner eBooks und der Verdienst ist über die Amazon Plattform am höchsten. Zudem gibt es einen entscheidenden Vorteil: Amazon ist gleichzeitig schon seit Jahren ein etablierter Buchshop d.h. die Leser sind bereits vorhanden. Und durch Angebote wie Prime oder Kindle Unlimeted kann sich ein eBook schnell verbreiten, man bekommt Rezensionen und dadurch wieder die Aufmerksamkeit von neuen Lesern. Einziger Nachteil: Nur Kindle-Besitzer haben Zugriff auf das eBook.

Fazit: Nach einigen Wirren hat man mit Amazon eine Selfpublishing Plattform, die die Wahrscheinlichkeit für Leser relativ hoch setzt genauso wie die Verdienstspanne.

neobooks – Das Portal für Selfpublishing

Neobooks ist meines Wissens nach die erste große deutsche Plattform, die sich etablieren konnte. Die Verlagsgruppe Droemer Knaur und Rowohlt scouten dort sogar Autoren. Desweiteren gibt es folgende Kooperationspartner: die Akademie für Autoren, die Text Manufaktur, den Indie-Autor Preis, die Leipziger Buchmesse und das Bücher Magazin.

Schon allein die Webseite gefällt mir wesentlich besser als bei Amazon. Auch findet der Autor sich dort schneller zurecht. Das Erstellen eines eBooks funktioniert dort wirklich extrem leicht und es werden auch nur nötige Angaben des Autor angefordert. Natürlich dauert das Veröffentlichen ein paar Tage länger als bei Amazon, aber man kann sich danach sicher sein, der Öffentlichkeit ein gut formatiertes Buch zu präsentieren. Außerdem werden alle gängigen Buchshops beliefert d.h. neben Amazon auch die Buchhändler Thalia, Weltbild oder Kobo uvm. Der Verdienst variiert je nachdem über welchen Händler das eBook verkauft wird, ist aber im Vergleich zu einem vom Verlag veröffentlichten Buch immer noch extrem hoch. Die entscheidende Herausforderung dieser Plattform: das Generieren von Lesern. Der Autor muss selbst wesentlich aktiver werden und braucht ein gutes digitales Netz an Usern, das ihn unterstützt.

Fazit: Neobooks ist unkompliziert, beliefert alle gängigen Buchshops, um die Leser muss sich der Autor aber gänzlich selbst kümmern.

TWENTYSIX – Der Self-Publishing-Verlag

TWENTYSIX ist für mich vollkommen neu und ich bin nur darauf gestoßen, weil ich von einem der beteiligten Verlage neulich ein Kundenmailing erhielt d.h. ich kann keinen direkten Erfahrungsbericht liefern. Das Angebot scheint aber dem von neobooks sehr ähnlich. Kostenlos können eBooks veröffentlich werden, Verlage scouten und ein Rundumsorglos-Paket für den Autor ist geboten, einzig die Lesergarantie ist nicht gegeben. Was TWENTYSIX besonders macht, ist die Zusammenarbeit mit BOD und die damit einhergehenden, kostenpflichtigen plus- und premium-Angebote, die dem Autor auch den Vertrieb eines gedruckten Buches ermöglichen. Aber hier meine Frage: Ist es für Selfpublisher überhaupt sinnvoll ein gedrucktes Buch anzubieten?

Was mich ein bisschen abschreckt, ist dieser gewollt jugendlich und trendig klingende Name. Außerdem ist es eine reine Autorenplattform. Während sich bei Amazon und neobooks auch Leser tummeln, gibt es diese bei TWENTYSIX überhaupt nicht. Man ist also rein auf Eigenmarketing angewiesen.

Wie leicht das Erstellen und Veröffentlichen eines eBooks ist, kann ich leider nicht beurteilen, weil ich – wie erwähnt- keine Erfahrungen mit diesem Anbieter habe, deshalb gibt es auch kein Fazit.

Unterm Strich

Ich muss gestehen, ich bin sehr hin- und hergerissen. Zum einen habe ich schon seit einigen Jahren das Bedürfnis eine Plattform wie Amazon nicht weiter zu unterstützen. Zum anderen muss ich aber erkennen, dass genau dieser Anbieter immer genau den entscheidenden Mehrwert liefert – in diesem Fall die Leser. Andernfalls wäre neobooks mein uneingeschränkter Favorit und trotzdem werde ich auch weiterhin über neobooks veröffentlichen. Aber Erfolg mit eBooks kann man meiner Meinung nach nur über Amazon haben.

Wie seht ihr das? Mit welchen Anbietern habt ihr schon Erfahrungen gemacht? Gibt es noch eine Plattform, die ich ungerechtfertigter Weise völlig unerwähnt gelassen habe? Worauf kommt es euch beim Selfpublishing an?

PS: Vergesst meine kleine Umfrage nicht! ;-)



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