SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (176): Das narzisstische Ego und die Verwundung des Herzens

SEINSORIENTIERTE KÖRPERTHERAPIE (176): Das narzisstische Ego und die Verwundung des Herzens

Foto: vkd

 Diese Empfindung von Schmerzhaftigkeit angesichts des rigiden Ichs, der man in sich selbst oder in einem anderen Menschen begegnet, ist kein Zufall. Spüren wir dem nach, so lässt sich unschwer wahrnehmen, dass psychische Rigidität den inneren Schmerz, das innere Leid kaschiert und schützt, das in tieferen Schichten der Persönlichkeit verborgen bleibt.
So sind es Leid, und tiefe Wunden im Herzen, die hinter all diesen Erstarrungen verdeckt werden. Das narzisstische Ego hat nur eine einzelne, aber wesentliche Aufgabe: Alles zu unternehmen, damit der Mensch diesen tiefen Schmerz, diese tiefe Verwundung des Herzens niemals wieder fühlen muss. Seine Rigidität repräsentiert damit eine negative Identifikation mit dem inneren Leiden und wehrt alles ab, was dieses Arrangement aus der Balance bringen könnte.
Die Rigidität des narzisstischen Egos, dieses fast perfekten Schutzpanzers aus Urteilen, Widerständen und Identifizierungen, wird in der Gegenübertragung leicht spürbar als die Qualität des »Rühr mich-nicht-an«. Bei Menschen mit ausgeprägten narzisstischen Persönlichkeitsanteilen lässt sich eine unbändige Aggression, ein Hass auf jeden, der sein Ego nicht kritiklos bejaht, wahrnehmen (die sog. »narzisstische Wut«). Diese wirkt wie ein Elektrozaun, dessen gefährlicher Ladung man sich nur ungern nähert.
Diese Aura des »Rühr-mich-nicht-an« kennzeichnet die Egostruktur im Allgemeinen, mit der wir in der Praxis zu tun haben. Ihre Gemeinsamkeit findet sich in ihrer grundlegenden Abwehrhaltung gegenüber allem, was sie in Form und Funktion beeinträchtigen könnte.
Attackiert man diese Ego-Strukturen ohne Vorbereitung und ohne tragende Beziehung, so besteht die Gefahr, lediglich Abwehrreaktionen auszulösen.
Manche gehen typischerweise in den Kopf, rationalisieren jede Deutung im Sinne ihres Ego-Konstrukts, lassen dieses selbst jedoch unangetastet. Andere flüchten sich in aufschäumendes Drama oder Leid, häufig gepaart mit eitlem Selbstmitleid, das ihnen nicht bewusst wird. Manche verbergen sich hinter Trotz und Überheblichkeit, in Verachtung, Stolz oder Rückzug. Wieder andere spreizen sich in Grandiosität und Omnipotenz, drohen mit dem Abbruch der Therapie.
Hochdramatische Entwicklungen stehen auf der Agenda. Allen gemeinsam ist die Haltung, ein missverstandenes Opfer eines Aggressors zu sein, in diesem Fall des Therapeuten. Unschwer lässt sich hier die Übertragungsqualität erkennen und die Funktion, etwas Bestimmtes in der Körperseele nicht zu spüren: die tiefe Verwundung des Herzens.
(Fortsetzung folgt)

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