Hallo liebe Freundinnen und Freunde der Regenbogenkombüse,
spüren Sie es auch? Der Sommer geht mit Riesenschritten auf den Spätsommer und einen hoffentlichen goldenen Herbst zu. Morgens sind die Täler hier bei uns im Odenwald schon in eine dünne Nebelschicht eingehüllt und abends wird es deutlich eher dunkel. Wenn man dann noch auf der Terrasse oder im Garten sitzen möchte, kramt man gern einen wärmenden Pulli aus dem Kleiderschrank hervor.
Mit dem Beginn des Spätsommers verändert sich auch das Angebot bei meiner Gemüsefrau. Anfang dieser Woche habe ich dort den ersten Hokkaidokürbis erspäht. Natürlich gibt es den in der Küche leicht zu handhabenden kleinen “Roten” inzwischen fast das ganze Jahr, doch für mich sind die ersten Kürbisse wie auch die ersten Trauben, die nicht aus Übersee eingeflogen werden, immer das Zeichen für eine Zeitenwende.
Feigen: Die süßeste Verführung des Spätsommers
Die schönsten kulinarischen Momenten werden mir jedoch im beginnnenden Spätsommer von einer ganz anderen Frucht geschenkt: Der Feige!
Die Feige bzw. der Feigenbaum hatte schon im Alten Rom eine ganz besondere Bedeutung. Die weit ausragende Ficus Ruminalis stand auf dem Forum Romanum und wurde als Abbild dessen gesehen, wie es um den römischen Staat stand. Kränkelte der Baum oder starb er sogar ab, wurde das als unheilvolles Zeichen gewertet und flugs ein neuer Feigenbaum gepflanzt. Glaubt man der Sage um die Gründung von Rom, so wurden die Zwillinge Romulus und Remus auf dem Hochwasser führenden Tiber in einer Wanne (manche Quellen berichten auch von einem Weidenkorb) genau unter der Ficus Ruminalis angespült und danach von der Wölfin gesäugt.
Mir ist die verführerisch süße Feige nicht so sehr vom Pauken fürs Latinum, sondern von meinen Reisen in die Provence im Gedächtnis geblieben. Dort werden die blauen, prallen Früchte mit den knackigen Kernchen im Inneren nicht nur in der Dessertküche, sondern auch als Beilage zu herzhaften Gerichten oder als Vorspeise verwendet. Feigen und gebratene Ziegenkäsetaler sind für alle Käseliebhaber ein “Dreamteam” des Spätsommers und ergeben eine schnelle, leichte Mahlzeit.
Da ich momentan ja eine vegane Phase habe, möchte ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser der Regenbogenkombüse, ein Feigenrezept aus der Provence vorstellen, das ganz ohne Käse auskommt. Hier werden die frischen Feigen mit karamellisierten Walnüssen und einem Hauch von Rosmarin kombiniert. Dazu ein gutes Olivenöl (zum Beispiel aus den Alpilles oder aus der Region von Nizza) und schon hat man im Nu eine verführerische Vorspeise à la provençale auf dem Teller.
Feigen-Carpaccio mit karamellisierten Walnüssen
12 Feigen 4 TL fein gehackter Rosmarin 70 ml Rotweinessig 3 EL Roh-Rohrzucker 1 Frühlingszwiebel 4 EL Olivenöl Für die karamellisierten Walnüsse: 120 g Walnusskerne 4 EL Roh-Rohrzucker 4 EL Olivenöl 2 EL Wasser 1 – ½ TL Meersalz frisch gemahlener schwarzer Pfeffer Die Feigen in dünne Scheiben schneiden. Jeweils 3 Feigen fächerförmig auf einem flachen Essteller anordnen. Mit dem Rosmarin überstreuen. Den Essig und den Zucker in eine Pfanne geben und so lange unter Rühren leicht erhitzen, bis der Zucker sich aufgelöst hat. Dann die Temperatur erhöhen und den Essig etwas einkochen lassen. Die Pfanne vom Herd nehmen und die Feigen mit dem eigekochten Essig überträufeln. Für die karamellisierten Walnüsse die Walnusskerne grob hacken. Den Zucker mit dem Öl, Wasser und Salz in eine Pfanne geben und so lange unter Rühren erhitzen, bis der Zucker anfängt, zu karamellisieren. Die Walnüsse hinzufügen und so lange Rühren, bis sie von dem Karamell überzogen sind. Mit etwas Pfeffer würzen. Die Walnüsse auf den Feigen verteilen. Das Grün der Frühlingszwiebel in sehr feine Streifen schneiden und das Feigen-Carpaccio damit überstreuen. Jede Portion mit einem Esslöffel Öl überträufeln und das Feigen-Carpaccio mit knusprigem Baguette servieren.Bon áppetit, passez un bon week-end et à bientôt
Ihre Heike Kügler-Anger