Das Meer in Korsika ist glasklar. Fast karibisch, sagte Ave verzückt. Wir sollten uns vor den Quallen in Acht nehmen, hatte uns der garçon am ersten Abend nachgerufen. Er hätte uns gleich vergiften sollen, denn von den meduses war weit und breit nichts zu sehen. Ave zog mit dem Schnorchel los, um nach Seegurken zu tauchen. Ich lag auf der chaise longue und versuchte mir ein Bild von den Seegurken zu machen. Ich musste plötzlich an den Müller denken und an eine Geschichte, die er mir kürzlich erzählte. Es war beim Tauchen in Ägypten, wunderschön sei das Korallenriff gewesen, da habe er eine Nemo-Familie entdeckt, die zwischen den Seeanemonen zuckte, grell leuchtend wie Gleisarbeiter, das sei ein Foto wert gewesen. Also habe er die Unterwasserkamera gezückt, nur ein Bild habe er machen wollen, als Papa Nemo auf ihn zugeschossen kam und ihn ins Visier nahm, alles cool, es ist nur ein Foto, doch Papa Nemo wollte nicht schwadronieren und griff an, frontal, das Glas der Taucherbrille, plopp, plopp, auf Augenhöhe mit dem einsdreiundachtzig grossen Müller. Sogleich aus dem Staub gemacht habe er sich, erzählte der Müller, so sehr sei er beeindruckt gewesen vom Schutzmanöver, das sich die Natur ausgedacht habe. Ich streckte die Beine und spürte ein warmes Gefühl im Bauch. Weit draussen sah ich Ave beim Seegurken zählen.
Seegurken
Autor des Artikels : taxihofer
Zum Original-ArtikelAus Liebe zu den Geschichten, die das Leben schreibt.