Sebastian Sylvester – suboptimal

Eigentlich mag ich das Adjektiv „suboptimal“ überhaupt nicht. Normalerweise soll damit verschleiert werden, dass irgendetwas grottenschlecht ist. Es kann aber auch sein, dass derjenige, der dieses Wort benutzt, sich nur spreizen und seine tolle Bildung unter Beweis stellen will. Aber zur Beschreibung des bevorstehenden Kampfes zwischen Sebastian Sylvester und Daniel Geale am 07. Mai fällt mir wirklich kein passenderer Begriff ein.
Der Weltmeister im Mittelgewicht nach Version IBF, Sebastian Sylvester (38 Kämpfe, 34 Siege, 16 durch KO, 3 Niederlagen, 2 durch KO, 1 Unentschieden), tritt in einer Pflichtverteidigung gegen Daniel Geale (25, Kämpfe, 24 Siege, 15 durch KO, 1 Niederlage) an. Der Weltmeister aus Greifswald wird in der unabhängigen Weltrangliste auf Position 7 geführt. Sein australischer Herausforderer ist sogar über ihm, nämlich auf Platz 3. Es verspricht ein guter und vor allem sehr spannender Kampf zu werden. Sylvester ist kleiner, agiert gerne hinter einer Doppeldeckung und versucht Einzeltreffer zu setzen. Geale ist ein aktiver und aggressiv nach vorne gehender Boxer, der seine Gegner zermürben will. Die Kampfstile passen also gut zueinander. Glaubt man den Experten, so wird diese Titelverteidigung sehr schwer für Sylvester, und nicht wenige sehen ihn sogar als Außenseiter.
Man könnte also durchaus den Eindruck gewinnen, dass da für die Boxfans ein Kampf angesetzt worden ist, den man schon als optimal bezeichnen könnte -, wenn es da nicht diese Vorgeschichte geben würde. In seiner letzten Pflichtverteidigung (05.06.2010) kämpfte Sylvester doch gegen den Russen Roman Karmazin, und er sah dabei überhaupt nicht gut aus. Nur mit Müh und Not erreichte er durch ein Split Decision ein Unentschieden. Ich möchte hier den amerikanischen Punktrichter Matthews Podgorski in Erinnerung rufen, der Sylvester mit unglaublichen 118:111 vorne sah.
Die Addition der Punktzettel dauerte eine sich über sieben Minuten hinziehende Ewigkeit. In dieser Zeit wurde Hagen Döring, der Sportdirektor und Matchmaker von Sauerland Event, zum Hauptkämpfer des Abends. Ihm war nämlich aufgefallen, dass ein Punktrichter eine Runde unentschieden gewertet hatte. Die IBF hat das aber vor Kurzem untersagt, ohne dass das aber wohl den Delegierten mitgeteilt und in den im Internet veröffentlichten Statuten geändert worden war. So wurde dann das Ergebnis einer Runde zu Gunsten von Sylvester geändert. Nur durch diese Korrektur von einer Runde blieb Sylvester Weltmeister.
Sozusagen zum Kollateralschaden der ganzen Aktion wurde ein Mitglied des Karmanzin-Teams, das versucht hatte, den umstrittenen Punktzettel zu fotografieren, weil er von einer Manipulation ausgehen musste. Der Mann wurde niedergekämpft. Die Leute von Sauerland Event glaubten wohl, der Punktzettel sollte entwendet werden, und so flogen also die Fäuste. Wenn ich es richtig gesehen habe, stellte Herr Döring unter Beweis, dass er selber einmal als Amateur geboxt hat. Diesen Kampf gewann das Sauerland-Team eindeutig.
Ginge es im Profiboxen etwas fairer und gerechter zu und sollte dem zahlenden Zuschauer mehr geboten werden, dann hätten Sauerland und Sylvester nach diesen Vorfällen Karmanzin einen Rückkampf angeboten. Stattdessen gönnte man Sylvester einen Zahltag (30.10.2010) gegen Mahir Oral.
Roman Karmazin musste in einem von der IBF angesetzten Eliminator am 31.10.2010 gegen Daniel Geale antreten. Den verlor er durch TKO in Runde 12. Optimal wäre in meinen Augen nun also ein Rückkampf zwischen Sebastian Sylvester und Roman Karmazin gewesen. Und erst dann hätte eine Pflichtverteidigung gegen Daniel Geale stattfinden sollen. So ist aber die jetzige Ansetzung nur suboptimal.
© Uwe Betker



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