Im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 12. Mai 2009 ist eine Bilderserie von Sebastian Mölleken veröffentlicht, der Landschaft und Menschen entlang der Autobahn 40 in den Blick nahm. Die A40 gilt als Lebensader des Ruhrgebiets und nicht nur das Kulturhauptstadtprojekt “Still-Leben” rückte sie in den Mittelpunkt des Interesses. Die Fotografien Möllekens zeigen still und eindringlich, wie das Leben entlang der Schnellstraße Mensch und Natur zeichnet.
Interview mit Sebastian Mölleken im SZ-Magazin:
Name: Sebastian Mölleken
Geboren: 1979
Ausbildung: FH Dortmund
Website von Sebastian Mölleken
Herr Mölleken, Autobahnen haben per se erst mal eher wenig Interessantes an sich. Wie kamen Sie auf die Idee, ausgerechnet dort zu fotografieren?
Sebastian Mölleken: Ich komme mitten aus dem Ruhrgebiet und wohne in Oberhausen. Ich habe die Straße täglich genutzt, um zur Schule oder später zur Arbeit zu fahren. Die A 40 verbindet vieles im Ruhrgebiet und wird nicht umsonst “Lebensader” genannt. Bei meinen Fahrten habe ich mich immer gefragt, wie die Menschen an der A 40 leben. Man sieht von der Fahrbahn aus wenig, muss also hinter die Schallschutzmauern blicken.
Wie gehen die Menschen nahe der Autobahn mit dem schlechten Ansehen ihres Wohnortes um? Fallen da so Standardsätze wie: „Man gewöhnt sich an den Lärm“ oder „Unterm Windrad wohnen, ist viel schlimmer.“
Ja, im Prinzip schon. Erstaunlich war aber für mich zu sehen, dass es für viele gar kein Thema mehr ist, an der Autobahn zu leben. Ich habe Leute getroffen, die dort seelenruhig sitzen, ihre Zeitung lesen und Kaffee trinken. Für mich waren da manche Situationen echt skurril.
Worauf haben Sie bei den Aufnahmen wert gelegt?
Bei den Porträts war mir wichtig, dass die Bilder immer sehr reduziert sind und denselben neutralen Hintergrund, immer dasselbe Licht haben. Mir war es wichtig, den Menschen an sich in den Vordergrund zu stellen. Der Stil der Porträts sollte sich in den Landschaften fortsetzen: Einerseits passt der Stil zu der Tristesse entlang der A 40, anderseits lag es auch an der Zeit im Winter. Ich plane jetzt vielleicht eine Fortsetzung im Sommer, in der Landschaft und Menschen sommerlicher aussehen, zum Beispiel mit Sonnenbrille in den Haaren oder Bauarbeiter, die in der Hitze mit nacktem Oberkörper rumlaufen.
Es gibt ja noch andere auf den ersten Blick triste Orte in Deutschland. Werden Sie demnächst Bahntrassen und Flughafenumgebungen fotografieren?
Grundsätzlich bin ich immer unterwegs und fotografiere. Bahntrassen und Flughäfen könnten vom Inhalt her passen. Ich nehme mir aber selten ein Motiv vor. Bei diesem Projekt habe ich auf der A 40 einfach jede Ausfahrt genommen, fast jeden Kilometer abgeklappert und bin nur zu einigen wenigen Orten zweimal gefahren.
Interview: Nicolai Helling, Süddeutsche Zeitung Magazin