Am 24.4. abends fand er also statt, der erste Slam “Science vs. Fiction” (einen “Science Slam” mit dem MPI gab es 2012), mit insgesamt 6 Teams (2 Gruppen, 4 Einzelslammer), und, das besondere daran, drei Teams waren gestandene Wissenschaftler beim DLR, die sich mit Klimaforschung, Sensorik, Quantenphysik und vielem mehr beschäftigen. Die anderen drei Teams auf der Seite “Fiction” waren Levia Magath (meine neue Kunstfigur), CY-FEM-Green140464 (Rita Grünbein ist nicht nur ORION-Spezialistin, sondern selbst gestandene Wissenschaftlerin), wir beide hier auf dem ersten Bild, und Henrike Hegner.
Da rockte der Saal, der brechend voll war mit gut gelaunten Zuschauern, die voll mitgegangen sind. An dieser Stelle herzlichen Dank an euch alle, ihr wart ein ganz, ganz großartiges Publikum, wie man es sich besser nicht wünschen kann!!
Und auf der Bühne rockte es auch, die Wissenschaftler präsentierten klasse Shows mit Musik und Beamer, um ihr Fachgebiet der Allgemeinheit nahezubringen, auf äußerst kurzweilige Weise mit vielen witzigen Ideen.
Wie ich dazu gekommen bin? Daran ist Rita schuld, sie hat mich angerufen und gefragt, ob ich Bock hätte mitzumachen, und ich habe spontan “ja” gesagt. Und mir erst hinterher überlegt: äh … Aber dann fiel mir doch sofort ein Thema ein, und dazu eine neue Kunstfigur: Levia Magath. Ich weiß nicht warum, sie schlich sich irgendwann in mein literarisches Leben und wurde in den “Justifiers” geboren, doch damals hatte ich schon das Gefühl, dass mehr in ihr steckt. Und nun zeigt es sich. Levia Magath stellt sich als Sonderbeauftrage des Global Ministeriums für extraterrestrisches Leben vor, und ihre Aufgabe lautet herauszufinden, wie man den First Contact friedlich zustandebringt. Levia kennt sich aus mit Menschen und Völkern; sie behauptet zwar ein Mensch zu sein, aber ganz ehrlich, so ganz glaube ich das nicht, schon allein anhand ihrer Haare.
Der Text war also schnell geschrieben – wozu bin ich Schriftstellerin, na? Ja, aber dann ging’s los, wie soll das Ganze verwirklicht werden? So nach und nach kamen ein paar Requisiten dazu, der Text wurde geändert und nochmal geändert und dann gekürzt gekürzt und gekürzt. Ab Montag ging das Üben los, und dann wurde weiter gekürzt und gestrichen, Zeit gemessen, die Verzweiflung wuchs, die Panik ebenfalls (Lampenfieber kann man das nicht mehr nennen). Klar, ich stehe seit 30 Jahren auf dem Podium, aber hallo, das ist eine öffentliche Bühne, nämlich das Einstein Theater, Halle 4, in München, wo die Leute von der Straße hingehen, um sich was anzuhören. Und ich bin zum ersten Mal allein, ganz allein da oben. Das ist Premiere! Wie bitte, der Bayerische Rundfunk will filmen? Na servus, zum Glück nicht live, und an mir werden die eh nicht interessiert sein.
Ich ahme die Quadratur des Kreises nach, nehme meinen Mann als Publikum, und ich sehe seinem Gesicht an: das schafft die nie. Die Verzweiflung wächst, der Text wird zigmal geändert, ich kann mir nix merken. Am Freitag mache ich mit Stoppuhr fünf Durchgänge, und dann ist mir alles egal. Es ist fast 13 Uhr, ich muss dringend in die Maske. Zum Glück ist alles rechtzeitig eingetroffen. Von den benötigten 2 Kilo weniger habe ich 1,5 geschafft, also gut, rein in den hautanschmiegenden Overall. Zwischendrin denke ich mir: irgendwas hast du übersehen.
Ein herrlicher Tag, sonnig und warm, viel zu schön, um geschlossen zu fahren, aber die Perücke! Die Schminke! Es geht nicht. Bruhä. Trotzdem das Cabrio rausgezerrt, dann eben geschlossen, aber wenigstens wrrrrrummm. Auf der Fahrt nach München ein Selfie, das deutlich meine Panik ausdrückt. (Nein, ich sitze nicht am Steuer, viel zu gefährlich in diesem Zustand.) Lächeln will ich bewusst nicht, um den tollen stahlblauen Lippenstift hervorzuheben, aber der eingefrorene Rest ist nicht durch Botox verursacht. Ich tausche mich per Handy mit Rita aus, die inzwischen von meinem Lampenfieber angesteckt ist. Stau, noch mehr Stau, Parkhaus, verkehrte Richtung gelaufen, also alles wieder zurück.
Dann endlich: Halle 4. Puh. Bin da. Uff. Gibt’s Bier?
Alle sind da und nicht minder aufgeregt, wobei, Aufregung, nee, ich eigentlich nicht mehr. Bin ja da. Und jetzt ist auch schon alles egal. Die Bühne ist besetzt, wie es um die Technik steht weiß keiner, Improvisation ist alles. Rita und ich gehen in Halle 3 und proben dort, schreien uns gegenseitig an mit unseren Slams, und na bitte, geht doch. Jetzt aber Bier. Der Wirt ist nämlich auch endlich mal da. Da in der Früh nur Obstsalat und seither vor Aufregung nichts runtergebracht, rührt sich nun doch leichter Grummel im Magen. Was gibt’s zu essen? Schwarzwurzelsuppe? Bei 20° draußen? Äh, nein danke. Chili? Klar, Bohnen sind für Bühne immer gut. Snickers? Freunde, ich esse nix Süßes. Also Bier, und schon ist der Hunger weg. Die Hose platzt, aber von hinten sieht mich ja keiner auf der Bühne. Und abseits davon ist es mir wurscht. Habe ja schwarze Unterwäsche an. Ach, da erkenne ich, was ich übersehen habe: Ich kann ja gar nicht aufs Klo mit dem Teil. Also nicht allein. Dummes, böses Bier.
Um 19:30 gibt es ein kleines Schauspiel mit dem “pascaniYa Künstlerkollektiv”, zwei Schauspielerinnen, die erzählen, dass Alice zurück ins Wunderland will. Und das ist so grandios, dass ich vergesse zu fotografieren und leider nur ein einziges Bild vom Beginn zeigen kann. Die zwei Künstlerinnen sind hinreißend, intensiv, witzig, und bieten eine tolle Geschichte mit tollen Dialogen. Ein super Einstieg, den leider nicht alle mitgekriegt haben, weil sie draußen warten mussten (zu spät gekommen oder nur wegen des Slams – Leute, da habt ihr was verpasst! Selber schuld!)
Um 20 Uhr geht es für uns los. Boah, Leute, ich bin ja die mit Abstand Älteste da oben auf der Bühne! Manche treten mit Mitte 50 ab, ich trete das erste Mal auf! HA! Und übrigens habe ich auch die most sexiest wardrobe an. Ja-wohl!
Leider kann ich kein Bild von “Tina and the Atmospheric Weather Band” bieten, da ich hinter der Bühne gewartet habe – dabei haben die ihre Sache, vor allem das Musik-Medley am Schluss, richtig klasse gemacht. Der Moderator macht seine Sache ebenfalls hervorragend (sorry, habe deinen Namen schon wieder vergessen, hättest du mir eine Zahl genannt, die wüsste ich noch!), und schon gleich nach dem ersten Science Auftritt ist die Fiction dran, und Levia Magath betritt die Bühne. Wie das abläuft? Ich will mal meinen Mann zitieren: “Also, du bist echt eine Rampensau. Die ganze Woche über bringst du nicht einen zusammenhängenden Satz zustande, vergisst permanent deinen Text, vergisst die Requisiten, lässt dich ablenken, und kaum betrittst du die Bühne – WAMM!” Das Publikum geht mit, lacht an den richtigen Stellen, ist schockiert über eine Stelle, klar, die mit den Kannibalen, Himmel nochmal, die 10 Minuten sind viel zu kurz, aber ich verliere die Perücke nicht, alles geht gut, die Pointe sitzt. Hat eigentlich einer vom BR gefilmt? Sicher nicht. Mein Schicksal. Niemand hat Enervira Bombastas denkwürdigen Auftritt auf dem PR-Weltcon gefilmt, und hier gibt’s ja nicht mal Fotos. Aber die Erinnerung.
Ach ja, und einen schönen Nachklang: Heute früh nochmal 1 Kilo weniger. Also rein mit dem Mega-Frühstück!
Dezente Anspannung auf der Hinfahrt. Wurzelbehandlung kann auch nicht schlimmer sein.
Levia Magath und CY-FEM-Green140464
Selfie mit “Gesicher verschönern” Modus. Alles grobkörnig – passt.
Alice möchte ins Wunderland zurück
Es ist nicht nur hier alles voll …
… auch hier, und rings um uns, und an der Tür staut sich alles
Levia Magath betritt die Bühne, den Rest bitte denken
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