Also doch: Homosexuelle Sportler müssen bei den Olympischen Spielen in Sotschi sehr wohl mit Repressalien rechnen. Das Anti-Homosexuellen-Gesetz gelte auch während der Spiele 2014, erklärte Sportminister Witalij Mutko am Donnerstag. “Niemand verbietet Athleten mit nicht traditioneller sexueller Orientierung, nach Sotschi zu kommen, aber wenn sie diese auf der Straße propagieren, werden sie dafür zur Verantwortung gezogen”, sagte er der staatlichen Agentur R-Sport. Das widerspricht dem IOC, das von einer “Ausnahmegenehmigung während der Spiele” berichtet hatte.
Putin ist ein echter Fuchs! Von seiner strategischen Kommunikation können viele westliche Politiker noch viel lernen. Einerseits knebelt er die Homosexuellen mit immer schärferen Gesetzen – andererseits bedient er die schwule Szene Russlands mit schöner Regelmäßigkeit mit homo-erotischen Fotos, die sonst nur in einschlägigen Pin-up-Kalendern vorkommen und hält sie so bei Laune. Darauf muss man erst einmal kommen!
Dabei spielt es letztlich gar keine Rolle, ob Vladimir Putin so einerseits heimlich wie ganz offensichtlich selbst schwul ist, wie Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer vermutet. Kann sein, muss nicht. Jedenfalls sichert sich der mit der Oberkörpermuskulatur so auf sehr subtile Weise die Wahlstimmen der schwulen Lobby, die nicht nur im Vatikan über jede Menge Einfluss verfügt, wie jüngst bekannt wurde. In den Spinden vieler russischer Soldaten entsprechender sexueller Orientierung haben Putin-Poster inzwischen ihren festen Platz.
Diese Art der Kommunikationsstrategie wird immer weiter verfeinert, eine riesige Moskauer Werbe-Agentur soll dafür zuständig sein. Zum Beispiel werden homo-erotische Fotos inzwischen mit positiven Signalen an andere Wählergrupen kombiniert. Wie hier, an Tierschützer gerichtet:
Damit das Ganze nicht einseitig und zu offensichtlich schwul aussieht, werden immer wieder auch echte Macho-Fotos veröffentlicht.
Oder gleich die perfekte Kombination von beidem.
Wie man durch intensive und perfekt durchdachte Kommunikationsstrategie allen Wählerschichten gerecht wird und niemanden wirklich verprellt, das demonstriert der russische Präsident immer wieder eindrucksvoll. Von Merkel über Rajoy bis hin zu Obama könnten alle westlichen Politiker von der Moskauer PR-Maschine noch viel lernen. Zwanzig verschiedene Hosenanzüge zu präsentieren, mag eben am Ende doch nicht reichen, um Steinbrück in Schach zu halten.