Schweiz ade! Hallo Frankreich!

Abschied von Christiane und Gerard in Genf. Fünf Tage war ich dort zu Gast. Für Pilger eine lange Zeit. Mit Bus 3 und der Tram 13 und der Linie 46 fahren wir der Grenze entgegen. Die Vororte von Genf habe ich bereits vor zwei Tagen zu Fuß erkundet; ich muss mir also keine Gedanken machen wegen der Fahrt aus der Stadt hinaus. Im Weiler Charrot steigen wir aus, finden schnell die schweizer Markierung und wandern los. Bis dann eine kleine Schranke kommt. Dahinter sehen wir eine Schnellstraße. Das muss die grüne Grenze gewesen sein. Schon sind wir im Departement Haute-Savoie. Nun sehen die Wegweiser anders aus. Sie sind nur noch streichholzschachtelgroß mit dem gelben Muschelsymbol, das durch seine Anordnung die Richtung anzeigt. Es geht durch Wald und Feld, mal bißchen reuaf, mal bißchen bergab bis zum Dörfchen Neydens. Vor uns liefen zwei Pilger, die wir aber nicht eingeholt haben. Auf einer Steinsäule ist thront ein steinerner gallischer Hahn.
Brigitte merkt, dass sie auch einiges zu viel eingepackt hat. Da sie aber schon in zwei Tagen wieder Richtung Heimat fahren wird, ist das Problem noch überschaubar. Es ist schwül und wir trinken immer wieder aus unseren Flaschen. An einem modern ausgebauten Campingplatz mit Laden vorbei geht es in den Weiler Moisin steil bergauf. Am Ortsrand von Verrières wurde 1945 eine kleine Kapelle errichtet, nachdem alle Söhne der Gemeinde wieder wohlbehalten aus den Geschehnissen des Zweiten Weltkriegs zurückgekommen waren. Der Weg verläuft nun vielfach durch die ausgedehnten Waldstücke auf halber Höhe entlang des Massif du Salève. Inzwischen haben wir gut 740 Höhenmeter erreicht und haben zwischen den Wolkenfetzen einen tollen Blick auf den Genfer See, den Jura und die Stadt selbst. Grau in Grau kann ich gerade noch die Fontäne des Jet d’eau in der Ferne erkennen.
In Beaumont schauen wir in die Pilgerherberge, die in einer ehemaligen Fromagerie (Käserei) eingerichtet  wurde. Und da es draußen recht frisch und regnerisch geworden ist, nutzen wir die heimelig eingerichtete Stube zu einer ausgiebigen Rast. Die Besitzerin des Hauses schaut vorbei; sie ist Norwegerin, die hier wohnt und sogar sehr gut deutsch spricht. Wir wandern weiter und werfen einen Blick in die Kirche von Beaumont, vor der die Statue eines Jakobspilgers steht. Immer öfter wird der Weg nun matschig-cremig. Das kenne ich nun schon zur Genüge. Jeder Schritt muss präzise sitzen, sonst rutscht man in der Matsche aus. ¨La Boue¨ wie man hier sagt.
Es hat nun zu regnen begonnen, ich schlüpfe nur ungern in den roten Regenumhang. Durch herrliche alte Buchenwälder führt der Weg kaum ansteigend bis Pommier. Hier stand ein Kloster seit 1170. Leider wurde es während der Revolution 1793 geplündert und zerfiel in der Folgezeit. Erst vor wenigen jahren wurden die Reste renoviert und als Tagungshaus ausgebaut. Noch einmal geht es bergauf durch glitschige Nässe. Bis wir dann auf deiner flachen Hochebene den Friedhof von Saint Blaise sehen. Hier wäre ein erstklassiger Rundblick auf die Monts Salèves, die Juraberge, den Genfer See und die Alpen – wenn es denn schönes Wetter wäre. So aber jagen sich Nebelschwaden und Wolkenfetzen, sieht man in der Ferne Regenschauer wie graue Schleier durch die Landschaft streichen. Einige Schritte später sind wir auf dem Sattel des Col du Mont Sion angelangt und gehen im stärker werdenden Regen direkt auf das Restaurant zu.Dort bugsiert man uns zur Bar. Ein heißer Kaffee wärmt uns auf, das Millefeuille mit Himbeersorbet tut ein übriges dazu. Draußen kübelt es nun in Strömen. Strategisches Abwarten ist nun angesagt, denn auch der dickste Schauer lässt einmal nach. Gegen vier Uhr klart es auf und wir starten zur nächsten Runde: Durch ein kleines Wäldchen gelangen wir aufwärts zum Holzkreuz ¨Croix de Vin¨, kommen dann zum Crête de Rippes auf über 800 Meter. Immer wieder tun sich tolle Blicke in eine verregnete, aber faszinierende Landschaft auf. Ein Horizont überlagert den anderen, alle Grautöne sind zu finden. Weit hinten mag sich der Mont Blanc versteckt halten. Nun sind wir in den Montagne de Sion und erreichen den kleinen Weiler Charly. Wir haben noch Kraft und ziehen gleich weiter, ohne die kommunale Gîte d’étape lange zu suchen. Erst im Weiler La Motte – es ist nun 18 Uhr geworden – suchen wir Quartier. In der privaten Pilgerunterkunft reagiert niemand auf unser Klingeln. So landen wir dann einige Meter weiter unterhalb bei einem gepflegten Anwesen, das ¨Chambres d’hôtes¨ anbietet. La Chenaz heisst das Haus, in dem wir gerne logieren: Heiße Dusche, schöne Betten, heißer Tee, WLAN – was will man mehr?
Draußen hat der Regen nochmals losgelegt um dann gegen Abend sich aufzulösen: Aus dem Fenster bieten sich schöne Ausblicke auf diese idyllische Naturlandschaft.

22,6 Wanderkilometer sind heute trotz der Busfahrt zusammengekommen. 719,5 km habe ich bereits beisammen.


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