Schwarz

Zuweilen sind Eltern so naiv, zu glauben, sie hätten alles gesehen. Nach dem hundertsten Kaugummi an den Fusssohlen, der fünfhundertsten verschimmelten Kakaotasse im Kinderzimmer, dem tausendsten Paar Socken, das an irgend einem Ort, wo es ganz bestimmt nicht hingehört, vor sich hingammelt, schleicht sich eine gewisse Abgebrühtheit ein. Okay, das alles ist ärgerlich, aber es hilft ja doch nichts, sich darüber aufzuregen. Spätestens in zwanzig Jahren wird in diesem Haus keiner mehr für eklige Überraschungen sorgen. Also Schwamm drüber und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

In der Eintönigkeit der stets gleichen oder immerhin ähnlichen Abscheulichkeiten gibt es aber immer wieder herausragende Ereignisse, die dafür sorgen, dass wir mithalten können, wenn in geselliger Elternrunde über die abstossendsten Erfahrungen des Familienlebens berichtet wird. Da wäre zum Beispiel jene Geschichte mit den Exkrementen, welche der damals noch sehr kleine FeuerwehrRitterRömerPirat an die Wand schmierte. Oder die Banane, die fünf Wochen Sommerferien in der Kindergartentasche verbrachte. Oder der Fruchtfliegenschwarm von heute Morgen.

Fruchtfliegen und Sommer gehören ja so eindeutig zusammen wie Blitz und Donner und wir sind wohl nicht die einzigen, die in diesen Tagen einen aussichtslosen Kampf kämpfen. So aussichtslos, dass sogar “Meiner” erblasst, wenn er den Schwarm sieht, ist der Kampf aber selten. Ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass man die Biester summen hörte, so viele umschwirrten ein unschuldig aussehendes Kästchen, welches weitab von Obstschalen, Speiseresten und Katzenfutter hängt. Rabenschwarz war das Möbel, so viele Fliegen waren da und als “Meiner” mutig das Türchen öffnete, kam ein Schwarm biblischen Ausmasses herausgeflogen.

Der Grund für die ausserordentliche Fliegenplage? Es dauerte lange, bis wir ihn ausfindig machen konnten, denn zuerst sahen wir einfach nur schwarz, summendes, ekliges Schwarz. Anziehungspunkt für die Fliegen war ein Schälchen Kaffeesatz, welches irgend ein Kind – es war vermutlich mal wieder “der Andere”, dieser Mistkerl, der stets verschwindet, wenn eine seiner Schandtaten ans Licht kommt – im Kästchen deponiert und vergessen hatte. Ohne Gift war dieser Plage nicht mehr beizukommen, jetzt aber sind die Biester tot und wir haben eine weitere Abscheulichkeit in unserem Geschichten-Repertoire.

Schwarz



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