Schüler entwickeln Qualitätskriterien für nachhaltige Berufsbildung

Etwa 60 Prozent der Absolventen allgemeinbildender Schulen werden in berufsbildenden Schulen für einen Job qualifiziert. „Diese Schulen sind besonders gefordert, wenn es darum geht, Jugendliche zum nachhaltigen Handeln in der Arbeitswelt zu befähigen“, sagte heute Dr.-Ing. E. h. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in Osnabrück. Mit dem Niedersächsischen Kultusminister Dr. Bernd Althusmann und dem Wirtschaftspädagogen Prof. Dr. Andreas Fischer von der Uni Lüneburg stellte er das Netzwerkprojekt „BBS futur“ vor. In zwölf Teilprojekten entwickeln sieben niedersächsische berufsbildende Schulen und das Studienseminar Osnabrück Qualitätskriterien, um Schulbetrieb und Ausbildung nachhaltiger zu gestalten. Brickwedde: „In den Gebäuden soll Energie eingespart werden, im Unterricht Umweltwissen vermittelt werden, das die Schüler im Job praktisch anwenden können.“ Ziel sei eine Vision über „Berufsbildende Schulen der Zukunft“. Die DBU fördert das Projekt mit 125.000 Euro.

„Ziel nachhaltiger Bildung in Niedersachsen ist es, jungen Menschen Fragestellungen näherzubringen, die der Bewältigung zukünftiger Herausforderungen dienen. Das Projekt BBS futur soll dazu beitragen, ‚Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ in den schulischen Alltag berufsbildender Schulen einzubinden. In dem Projekt können sich die Schulen mit Hilfe von Experten zu nachhaltig wirkenden Bildungsstätten in ihrer Region entwickeln. Es kann als Innovationsmotor für eine verbesserte Unterrichtsqualität dienen. Den Projektpartnern, insbesondere der DBU, danke ich herzlich für ihre Unterstützung“, sagte Althusmann. Das Land Niedersachsen unterstützt das Projekt durch Lehrerstunden und einen Projektbeauftragten in der Niedersächsischen Landesschulbehörde.

Bislang gebe es nur wenige ganzheitlich angelegte Ansätze, um Schüler von berufsbildenden Schulen für ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortliches Handeln in ihrem Berufsbereich zu qualifizieren. Dabei biete gerade Niedersachsen gute Voraussetzungen, da alle berufsbildenden Schulen ein Qualitätsmanagement eingeführt hätten, sagte Projektleiter Fischer. Deshalb würden Schüler aus Delmenhorst, Göttingen, Hannover, Osnabrück, Melle, Osterholz-Scharmbeck und Wilhelmshaven zunächst bestehende Konzepte für eine nachhaltige Berufsbildung, beispielsweise für Berufe in der regenerativen Energietechnik und Ressourceneffizienz oder für Büro-, Gesundheits- und Ernährungsberufe, sichten und auswerten. „Unser Ziel ist es, Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil des Qualitätsmanagements in berufsbildenden Schulen zu machen“, so Fischer weiter.

Anschließend solle aus den gesammelten Beispielen ein Leitbild aufgebaut werden, das den Schüler beim Entwickeln von Qualitätsstandards für ein nachhaltiges Schulleben und eine nachhaltige Ausbildung behilflich ist, erklärte Fischer. Das angestrebte Qualitätsmanagement solle sich vor allem an dem in Europa weitverbreiteten EFQM-Modell (European Foundation for Quality Management) orientieren. „Das Modell wird dahingehend untersucht, welche Managementqualitätskriterien in der Schule mit der nachhaltigen Entwicklung verknüpft werden können. Auf diese Weise sollen Potentiale herausgearbeitet werden, mit denen sich die berufliche Bildung im Land nachhaltiger gestalten lässt. Denkbar wäre zum Beispiel, dass die Schulen aktiver auf Gesundheitsfragen eingehen, umweltschonende Produkte verwenden, den Energieverbrauch senken und ihre Abfälle recyceln“, sagte Fischer.

In eintägigen Workshops würden die nachhaltigkeitsorientierten Aktivitäten der eigenen Schule recherchiert, analysiert und mindestens ein Praxisbeispiel erprobt. Erste Teilprojekte sind laut Fischer bereits angelaufen: „Je nach Ausbildungszweig beschäftigen sich die Schüler mit Fragen der regionalen Energieversorgung, der Pflege von Grünanlagen sowie dem umweltgerechten Entsorgen von Batterien und Druckerpatronen. In Melle lernen angehende Köche zum Beispiel, wie man Lebensmittel verantwortungsvoll auswählt.“ Das Konzept werde durch das Studienseminar Osnabrück auch auf Referendare ausgeweitet und um ein eigenes Teilprojekt ergänzt. Jede Schule gehe mindestens eine Partnerschaft mit einem regionalen Wirtschaftsunternehmen ein, um die neuerworbenen Fähigkeiten frühzeitig in die Praxis umzusetzen.

Im Rahmen des Projektes solle sichergestellt werden, dass die Ergebnisse allen niedersächsischen berufsbildenden Schulen zugänglich gemacht werden. Am 4. Juli 2012 werden diese auf einer Fachtagung im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) der DBU in Osnabrück vorgestellt. Das Projekt läuft bis Ende Oktober 2012.


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