Schuld sind nicht immer nur die anderen

Von Moritz Steglitz
Flachbildfernseher, iPad, Handy und Auto: Bei allem wollen wir das Beste vom Besten. Mit einer Ausnahme: Essen. Das muss in erster Linie günstig sein und gut aussehen, doch die Qualität unserer Nahrung ist für viele stark in den Hintergrund gerückt. Und so kommt es, dass es uns in vielen Fällen egal ist, wie das Schwein in unserem Schnitzel zu seinen Lebzeiten ernährt wurde oder ob Hühner eng aneinander gepresst in Käfigen leben. Als Legebatterien, die in ihrem ganzen Leben kein einziges Mal das Tageslicht erblicken und Tag für Tag bis zum Rand mit Mischfettsäuren vollgestopft werden.
Ob dieser Tatsachen ist es paradox, ja fast schon belustigend, wie aufgrund des Dioxin-Skandals ein Aufschrei durch Deutschland geht. Plötzlich scheint man beunruhigt darüber, dass giftige Substanzen in die eigene Nahrung gelangt sein könnten. Und man ist sich auch nicht zu schade dafür, sofort auf den Schuldigen zu zeigen: Der Betrieb, der das Fett an die Futtermittelhersteller geliefert hat, und die Futtermittelhersteller, denen es eventuell egal war, welche Fette sie da überhaupt verarbeiteten – Motto: Hauptsache günstig.
Wieder einmal machen es sich die Verbraucher und auch die Politiker einfach. Schuld sind die anderen, wir können nichts dafür. In einigen Fällen mag das auch teilweise oder sogar vollständig zutreffen, aber nichtsdestotrotz liegt das eigentliche Problem nicht bei den Herstellern. Denn selbst wenn die Betriebe alles daran setzen, den größtmöglichen Gewinn zu erzielen und dabei ohne mit der Wimper zu zucken auch nicht vor der Weiterverarbeitung von Giften zurückschrecken – was ich den betreffenden Betrieben im Dioxin-Skandal nicht vorwerfen möchte, bis die Sachlage nicht geklärt ist -, am Ende entscheidet doch der Käufer, ob er auf sorgfältige Ernährung wert legt oder eben nicht.
Und nun kommt der Punkt, an dem sich das Problem ausweitet. Denn es sind nicht nur minderwertige und mit zweifelhaften Methoden hergestellte Eier, Butter, Fleisch oder Milch. Nein, es sind auch die iPads, Autos und Flachbildfernseher. Die Pullover, T-Shirts, Jeans und Socken. Das Blockpapier, der Schreibtisch und der Kleiderschrank. Bei allem wird gespart und dadurch die Herstellung dessen unterstützt, was in den meisten Fällen am schädlichsten ist – für uns genauso wie für die, die es herstellen.
Die meisten von uns hätten genug Geld, um für ein fair gehandeltes und fair produziertes T-Shirt 20-40 Euro auf den Ladentisch zu legen. Die meisten von uns legen stattdessen jedoch 10 Euro auf den Ladentisch und freuen sich über den niedrigen Preis, ohne die Herkunft ihrer Kleidung zu hinterfragen. Die meisten von uns hätten auch genug Geld für biologisches und gesundes Schweinefleisch. Stattdessen kaufen wir eingeschweißte Chemiebomben zum halben Preis. Keiner von uns ist wirklich auf ein Apple iPad angewiesen, keiner benötigt dieses Gerät zum Leben. Doch ein wundersam wirkendes Spielzeug ist uns mehr wert, als ein paar Fabrikarbeiter in China, die sich von den Dächern ihres Arbeitsplatzes stürzen, weil sie dieser geballten Unmenschlichkeit entkommen wollen. Und solange das so ist, solange sind Skandale wie der aktuelle – sollte sich bestätigen, dass es sich dabei um kein Versehen, sondern um finanziell begründeten Betrug handelt – nur Teil einer viel größeren Unmenschlichkeit, an der ich den Verbrauchern die Mit-, wenn nicht sogar die Hauptschuld gebe.

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